Experten schlagen Alarm

So wird der Klimawandel Norddeutschland treffen

ARCHIV - Aufgerissene Erde ist im ausgetrockneten Rheinufer in Düsseldorf zu sehen (Archivfoto vom 16.07.2003). Wissenschaftler rechnen damit, dass sich in Deutschland das Klima hin zu trocken-heißen Sommern und warm-feuchten Wintern ändern wird. Am 6. April stellt der Klimarat der Vereinten Nationen (IPCC) den zweiten Teil des UN-Klimaberichts vor. Foto: Martin Gerten (zu dpa-Themenpakt Klima vom 27.03.2007) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Folgen des Klimawandels - Trockenheit

So deutlich wie in diesem Sommer hat sich das Klima selten bemerkbar gemacht: Im Westen des Landes kämpfen die Menschen noch immer mit den Folgen der Jahrhundertflut. In Griechenland, der Türkei und Italien wüten schwere Brände. Wenn es mit der Entwicklung so weiter geht wie bisher, wird sich die Erde bereits gegen 2030 um 1,5 Grad erwärmen und damit zehn Jahre früher als noch 2018 prognostiziert – so der aktuelle Bericht des Weltklimarats. Die Folgen davon werden auch Norddeutschland treffen.

Karte zeigt Klimaprognose für jeden Landkreis

Mehr heiße Tage, mehr tropische Nächte, aber auch deutlich mehr Starkregen: Bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird der Klimawandel überall in Deutschland deutlich spürbar sein – auch der Norden bleibt nicht verschont. Aktuell sind es in Hamburg durchschnittlich 3,6 Tage pro Jahr, an denen es zu einer Höchsttemperatur von mehr als 30 Grad kommt. Künftig sollen es durchschnittlich 1,8 Tage mehr werden. Laut dem Klimatologen Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg steht fest: „Die einzige Chance das eine oder das andere Ziel zu erreichen ist, wenn wir schnell die Emissionen herunterfahren. Das muss praktisch in diesem Jahrzehnt passieren. Wenn wir die Emissionen auf dem heutigen Niveau halten oder wenn wir sie sogar noch weiter erhöhen, haben wir keine Chance."

Das Hamburger Climate Service Center Germany (GERICS) hat für alle 401 deutschen Landkreise, Kreise, Regionalkreise und kreisfreien Städte einen Klimaausblick veröffentlicht. Wenn Sie wissen wollen, wie sich die Lage bei Ihnen vor der Haustür ändern kann, klicken Sie sich hier einfach selbst durch.

Erderwärmung zehn Jahre früher als gedacht

Der Anstieg des Meeresspiegels und das Schmelzen der Gletscher sind laut Bericht des Klimarats gar nicht mehr zu stoppen. Die letzten sechs Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – Hitzewellen, die bisher ungefähr alle 50 Jahre aufgetreten sind, werde es künftig häufiger geben. Die Temperaturen im Mittelmeerraum würden in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich schneller ansteigen als im weltweiten Durchschnitt, warnt der IPCC.

Auch die Fläche abgebrannter Wälder werde bei einer Erderwärmung von zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter um 87 Prozent zunehmen, bei einem Anstieg um drei Grad sogar um 187 Prozent – so der Bericht des Klimarats.

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Mehr als 230 Experten sitzen im Klimarat

Mehr als 230 Experten aus 65 Ländern sind an dem Bericht beteiligt und haben ihre Erkenntnisse aus diversen Untersuchungen zusammengetragen. Der letzte Bericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ist fast acht Jahre her. Seit dem letzten Klimabericht 2013 ist noch deutlicher geworden, welche Rolle der Mensch bei der Klimaerwärmung spielt. Er fasst im Auftrag der knapp 200 UN-Staaten die wissenschaftlichen Ergebnisse der vergangenen Jahre zusammen – Dem Bericht zufolge kann das Ziel, die Erwärmung unter zwei Grad zu halten, nur mit sofortigen und weitreichenden Klimaschutzmaßnahmen erreicht werden. (jsc)