Résumé seiner Europa-Tournee: Alle lieben Joe
So unterschiedlich verhielten sich Trump und Biden

Mit Joe Biden kehrt ein neuer Wind ins Weiße Haus und auch in die Beziehungen zwischen den USA und der EU ein. Das wurde innerhalb der vergangenen Woche ein weiteres Mal deutlich. Nicht nur mit dem Wiedereintritt ins Pariser Klimaabkommen und dem deutlichen Bekenntnis zur NATO konnte der US-Präsident auf seiner ersten Europa-Reise punkten. Auch sein Auftreten unterscheidet sich erheblich von dem seines Vorgängers.
Trump, der Rüpel
Brüssel, Mai 2017. Es ist Donald Trumps erster Besuch als neuer US-Präsident im NATO-Hauptquartier und der hat es in sich. In einer aggressiven Rede forderte Trump die anderen NATO-Mitglieder auf, ihren Militäretat auf das Niveau der USA anzuheben. Zwar ist der Vorwurf nicht neu (auch Trumps Vorgänger Barack Obama und übrigens auch sein Nachfolger Joe Biden forderte mehr Engagement für die NATO), doch der Ton hat mit Diplomatie wenig zu tun.
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Aber nicht nur durch seine Reden fällt Trump auf. Im Gedächtnis bleibt vor allem die fast schon legendäre Drängelszene, in der Trump den montenegrinischen Premierminister Dusko Markovic zu Seite zieht, um direkt neben NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg zu stehen.

Bidens Diplomatie kommt an
Ganz andere Bilder bleiben von Joe Bidens erstem Besuch beim NATO-Gipfel diese Woche im Gedächtnis. Fast wie ein Heiliger wird der neue US-Präsident in Brüssel empfangen. Zwar ist seine Forderung nach höheren Beiträgen der Mitgliedsstaaten dieselbe. Nach vier Jahren der aggressiven Rhetorik durch Trump wirken Bidens Forderungen aber fast zahm.
Inhaltlich unterscheiden sich beide vor allem im Feindbild. Während Trump versuchte, die USA von allen Partnern und Verpflichtungen loszulösen, will Biden offenbar eine Allianz gegen China schmieden.


Der Protokoll-Bruch beim Treffen mit der Queen
Nicht ganz so diplomatisch verhielt sich Joe Biden allerdings während und nach seinem Treffen mit Queen Elisabeth II. Zum einen verstieß er gleich zu Beginn gegen die Sonnenbrillen-Regel. Die besagt, dass ein Gast – sobald er der Queen gegenübersteht – eine Sonnenbrille oder ähnliches abnehmen muss, damit der Augenkontakt möglich ist. Joe Biden ließ die Brille allerdings auf.
Auch auf seinem Weiterflug nach Brüssel leistete sich der amtierende Präsident der USA einen weiteren Patzer. Auf die Frage von Reporter, wie die Audienz verlaufen sei, geriet der US-Präsident in Plauderlaune und erzählte frei, dass sich die beiden in einem langen Gespräch unter anderem auch über die Präsidenten Chinas Xi Jinping und Russlands Wladimir Putin unterhalten habe. Ein weiterer Protokollbruch. Denn das royale Protokoll sieht vor, dass Details einer Audienz bei der Queen immer geheim bleiben müssen – auch weil die Queen als Staatsoberhaupt zur Neutralität verpflichtet ist.
Allerdings konnte Biden seine Fauxpas mit seinem Charme etwas auffangen. Denn er erzählte den Reportern auch, dass ihn die Queen mit ihrer Großzügigkeit an seine eigene Mutter erinnere. Zumindest beim Volk konnte er damit punkten.
Missachtung der Queen
Anders Ex-Präsident Trump. Der hatte – wie schon beim NATO-Gipfel ein Jahr zuvor – durch seine rüpelhafte Art von sich reden gemacht. Er verstieß nicht nur ebenso wie Joe Biden gegen Vorschriften des Protokolls, sondern zeigte bei der Abnahme der Ehrengarde auch seine Missachtung für die britischen Royals, indem er die damals 92-Jährige einfach stehen ließ. Allein schritt er die Ehrengarde entlang, bis die Queen schließlich zu ihm aufschliessen konnte.
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Nur einer von gleich mehreren Fehltritten gegenüber der Queen. Die führten schließlich sogar dazu, dass Trump bei seinem darauffolgenden Staatsbesuch von Kronprinz Charles und dessen Gattin Camilla anstelle der Queen empfangen wurde.


Der lockere Joe bei G7-Gipfel
Vielleicht am eindrucksvollsten lässt die unterschiedliche Art von Biden und Trump aber an einem Foto festmachen, bei dem auch Bundeskanzlerin Merkel eine wichtige Rolle spielt. Auf dem G7-Gipfel im kanadischen Charlevoix versuchen die Kanzlerin und andere TOP-Politiker auf Trump einzuwirken, damit der seine kategorischen Ansichten überdenkt.
Auf Joe Bidens erstem G7-Gipfel am vergangenen Wochenende im britischen Cornwall war die Stimmung weit weniger angespannt. Alle schienen glücklich, die USA als Partner zurück zu haben. Ob das allerdings auch auf den kommenden Gipfel-Treffen so bleibt – wenn dann auch eine neue Bundeskanzlerin oder ein neuer Bundeskanzler mit von der Partie ist – bleibt abzuwarten.