„Provokationen“ bei Begegnung mit fremden Männern vermeiden
Afghanistan: Taliban zwingen Frauen wieder unter die Burka
Es ist die bisher strikteste Einschränkung für das Leben afghanischer Frauen seit der erneuten Machtübernahme der Taliban im vergangenen August. Mit Ausnahme junger Mädchen und Älterer müssen Frauen ihr Gesicht in der Öffentlichkeit wieder bedecken. Die Burka soll „Provokationen“ bei der Begegnung mit fremden Männern vermeiden.
Frauen in Afghanistan: Burka ist wieder Pflicht
Die in Afghanistan regierenden militant-islamistischen Taliban haben Frauen vorgeschrieben, in der Öffentlichkeit einen Ganzkörperschleier zu tragen. Der Tschadori - eine von Kopf bis Fuß reichende Burka - sei die beste Form der islamischen Verschleierung, hieß es am Samstag in einer Anordnung des Ministeriums für die Förderung der Tugend und die Verhinderung des Lasters. Die in Afghanistan häufig blaue Vollverschleierung mit einem Gitter vor dem Blickfeld war bereits unter der Taliban-Herrschaft bis zum Einmarsch der westlichen Truppen 2001 für Frauen vorgeschrieben.
Bei der erneuten Machtübernahme der Taliban im vergangenen Sommer hatte ein Taliban-Sprecher die Frage, ob von Frauen in Afghanistan künftig erwartet werde, dass sie Burka trügen, noch verneint. Im Februar hatten die Taliban bereits angeordnet, dass weibliche Regierungsangestellte einen Hidschab tragen müssten. In Afghanistan tragen die meisten Frauen üblicherweise ein Kopftuch als Hidschab. Ältere Frauen oder Frauen in ländlichen Gebieten tragen zudem eine Burka, wenn sie das Haus verlassen.
Frauenrechte in Afghanistan immer weiter eingeschränkt
Seit ihrer Rückkehr an die Macht haben die Taliban immer strengere Vorschriften für das öffentliche Leben erlassen. So sollen Frauen ohne männliche Begleitperson nicht weiter als etwa 72 Kilometer reisen. Mädchen dürfen keine weiterführenden Schulen besuchen, Frauen können in vielen Fällen nicht mehr zurück an ihre Arbeitsplätze.
Während der ersten Herrschaft der Taliban von 1996 bis 2001 waren Frauen und Mädchen praktisch vollständig von Bildung und Arbeit außerhalb ihres Hauses ausgeschlossen. Westliche Länder machen eine Anerkennung der Taliban-Regierung unter anderem von Fortschritten bei Frauenrechten abhängig.
Empfehlungen unserer Partner
Im Video: Afghanischer Vater muss Tochter verkaufen
Seit die Taliban die Macht in Afghanistan übernommen haben, ist die Armut und Not im Land groß. Viele sehen keinen anderen Ausweg mehr, als ihre eigenen Kinder zu verkaufen. Ein Vater berichtet von seiner Notlage: Er muss seine 9-Jährige Tochter Parwana in die Zwangsehe verkaufen. Eine CNN-Reporterin ist dabei, als der Mann das Mädchen abholt.
Doch die Geschichte hat ein Happy End: Nach einem amerikanischen TV-Bericht über den Verkauf des Kindes und die Zwangsehe, war die internationale Aufmerksamkeit und der Aufschrei so groß, dass sich eine Hilfsorganisation einmischte. Das kleine Mädchen konnte befreit werden. "Sie haben mir ein neues Leben geschenkt", sagt Parwana heute.
(sbl)
30 weitere Videos