Chirurgin klagt Unfälle zu Silvester an - "Es sieht nach Krieg aus"
Ärztin amputiert 11-Jährigem nach Böllerunfall die Hand: "Spüren Schmerz und die Trauer dieses kleinen Jungen"
Es ist ein äußerst emotionaler Post auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn: Eine niederländische Chirurgin schildert ihren Einsatz am Silvester-Abend. Einer ihrer Patienten ist ein 11-Jähriger, der sich Hand und Auge weggesprengt hat. Die Ärztin klagt an: „Es sieht nach Krieg aus … Kann mir bitte jemand erklären, was wir in unserem Land tun?“
Es bleibt nur ein Stumpf zurück
„Es ist 23 Uhr am 31. Dezember 2022, als mein Kollege und ich über der vollständig explodierten Hand eines elfjährigen Jungen sitzen“ – mit diesen Worten beginnt ein Posting der niederländischen Ärztin Emma Paes, die als plastische Kinder-Chirurgin im Wilhelmina-Kinderkrankenhaus in Utrecht arbeitet. „Wir haben alle Möglichkeiten geprüft, um etwas zu retten, aber es stellt sich heraus, dass nichts anderes getan werden kann als die Amputation der Hand mit allen Fingern“, schreibt sie dort weiter. Der Junge bleibe mit einem Stumpf bis zum Handgelenk zurück, sein rechtes Auge sei aufgrund der schweren Verletzungen ebenfalls entfernt worden.
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„Was sollen wir einander jetzt sagen: Frohes neues Jahr?“
„Es ist kurz vor Mitternacht“, fährt sie fort. „Das gesamte Team im Operationssaal sitzt konzentriert und spürt auf seine Weise den Schmerz und die Trauer dieses kleinen Jungen und seiner Familie. Was sollen wir einander jetzt sagen: Frohes neues Jahr?“ Die Ärztin geht zurück zum Parkplatz, in der Ferne leuchtet der Silvester-Himmel auf, sie hört das laute Knallen der Feuerwerkskörper. „Es sieht nach Krieg aus ...“, schreibt sie. Und: „Kann mir bitte jemand erklären, was wir in unserem Land tun?“
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Es ist wie eine echte Kriegsverletzung
Die plastische Chirurgin Annekatrien van de Kar, die im städtischen Krankenhaus OLVG in Amsterdam arbeitet, kennt ähnliche Schicksale: "Ich werde jedes Jahr damit konfrontiert", erzählt sie bereits am 29. Dezember dem NRC Handelsblad. "Ich hatte zum Beispiel einmal ein Kind mit einer explodierten Hand. Ich kann sie leider nicht wieder einpflanzen. Eine solche Hand wird nicht einfach abgetrennt, das ist eine echte Kriegsverletzung, eine Explosion. Das Einzige, was ein plastischer Chirurg tun kann, ist, einen sauberen Stumpf zu machen."
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Generelles Feuerwerksverbot wird auch in den Niederlanden diskutiert
Emma Paes Posting wurde auf LinkedIn und anderen sozialen Netzwerken massiv geteilt und traf auch in den Niederlanden, wo genau wie in Deutschland schon seit langem Stimmen laut werden, die ein generelles Feuerwerksverbot fordern, offensichtlich einen Nerv. Mit ihrem Posting wollte sie ein Zeichen setzen. „Ich war sehr traurig für die Familie und natürlich für das Opfer“, sagte sie dem TV-Sender NOS. „Und ich habe dabei an die anderen Opfer gedacht.“ (ija)