Das sagen die ExpertenIst die Verkürzung des Abstands zwischen Erst- und Zweitimpfung gefährlich?

Der Abstand zwischen der ersten und zweiten Impfung mit AstraZeneca sollte vier bis zwölf Wochen betragen. Da vollständig geimpfte Personen inzwischen von mehr Freiheiten profitieren, können viele Erstgeimpfte ihre zweite Impfung kaum abwarten und möchten sie sofort nach vier Wochen erhalten. Wirkt sich die Verkürzung des Abstands auf den Impfschutz aus? Wir haben den Virologen Prof. Hendrik Streeck und den Medizinjournalist und Arzt Dr. Christoph Specht gefragt.
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Prof. Streeck: "Es ist besser, die Impfabstände zu erweitern"
„Der Vorschlag, den Abstand zwischen der ersten und der zweiten Dosis bei AstraZeneca zu verkürzen, rührt daher, dass wir schneller die Bevölkerung durchgeimpft haben mit der ersten und zweiten Impfung und dadurch natürlich erreicht hätten, dass mehr Geimpfte wieder ihre Rechte zurückerlangen nach dem neuen Vorschlag vom Bundestag, die gerade vorliegt. AstraZeneca selber hat Daten, die zeigen, dass es besser ist, die Impfabstände zu erweitern: Also noch weiter auseinandernehmen, damit der Impfschutz besser ist“, so Prof. Streeck.
Dr. Specht ergänzt dazu: „In einer Studie wurde der Impfschutz mit einer Zweitimpfung nach weniger als sechs Wochen und einer Zweitimpfung nach zwölf Wochen verglichen. Nach unter sechs Wochen lag der Schutz bei 54%, während er nach zwölf Wochen bei 82% lag. Das ist ein deutlicher Unterschied.“
Dr. Specht: "Man muss selbst abwägen, das ist eine individuelle Entscheidung"
Statistisch gesehen reduziert man also durch die Verkürzung des Impfabstandes den Impfschutz. Wer sich dafür entscheidet, sollte sich dessen bewusst sein, so Dr. Specht: „Wer also die zwölf Wochen abwarten kann, sollte dies auch machen. Wenn die zweite Impfung aus einem wichtigen Grund so schnell wie möglich erfolgen soll, muss man selbst abwägen, ob einem dieser geringere Impfschutz die Verkürzung wert ist. Das ist eine individuelle Entscheidung.“ Laut des Medizinjournalisten bestehe vermutlich in Zukunft für Personen, die sich für die Verkürzung entscheiden, die Möglichkeit, sich nach einem halben Jahr ein drittes Mal nachimpfen zu lassen, um den Schutz zu verbessern.
Ob die Verkürzung oder die Verlängerung des Abstandes sinnvoller ist, hängt von der Sichtweise ab
Immer wieder wird auch diskutiert, sich auf die Erstimpfungen zu konzentrieren und die Zweitimpfungen sogar noch weiter nach hinten zu verschieben. Ob die Verkürzung oder die Verlängerung des Abstandes zwischen den zwei Impfungen der bessere Weg ist, hängt laut Prof. Streeck von der Sichtweise ab: „Wenn man pandemisch denkt und sagt, man möchte so schnell wie möglich die Infektionen drücken, und nimmt dabei in Kauf, dass auch Geimpfte sich infizieren, ist es sicherlich erst mal besser, allen eine Erstimpfung anzubieten. Weil die Studien gezeigt haben, es gibt zumindest für einen gewissen Anteil einen Schutz bereits nach der ersten Impfung. Jetzt allen schnell die Erst- und Zweitimpfung zu geben, rührt eher aus einer politischen Begründung, dass dann mehr Menschen durchgeimpft sind und dadurch ihre Rechte zurückerlangen. Das ist wissenschaftlich jetzt nicht so begründet wie mit einem längeren Impfabstand, wie es bei AstraZeneca gezeigt wurde.“ (jos)
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