Verteidigung spricht von Stigmatisierung Arafat Abou-Chakers
Abou-Chaker Anwälte empört: Bushido 2019 von Polizei nicht ausreichend befragt

Im Januar 2018 wird Bushido laut eigenen Angaben von Arafat Abou-Chaker und seinen Brüdern gefangen gehalten, bedroht und mit einer Wasserflasche und einem Stuhl beworfen. Erst ein Jahr später erstattet der Rapper deswegen Anzeige und sagt aus. Wie lückenhaft und unkritisch die Vernehmung damals ablief, kommt nun am 79. Prozesstag Bushido vs. Abou-Chaker heraus. Für Abou-Chakers Anwälte ist klar: Bushido ist damals zu wenig in Frage gestellt worden. Denn Arafat Abou-Chaker bekam von Anfang an den Stempel des bösen Clan-Chefs aufgedrückt.
LKA-Beamtin: "Bushido hat ein sehr gutes Erinnerungsvermögen."
Ganze 6 Stunden und 16 Minuten wird Anis Ferchichi, wie Bushido mit bürgerlichen Namen heißt, am 21. Januar 2019 vernommen. Der Rapper redete sehr viel und führte den Beamten vor, wie er mit der Hartplastikflasche von Arafat Abou Chaker ins Gesicht geschlagen worden und am Jochbein getroffen worden sein soll. Er schilderte von seinen Schmerzen und dass ihm die Augen tränten. Der 18. Januar 2018 artete für ihn völlig aus und er empfindet die Situation als sehr bedrohlich.
„Bushido hat ein sehr gutes Erinnerungsvermögen. Er hat sehr detailreich erzählt.“, schildert LKA-Beamtin Nina, die bei der damaligen Vernehmung dabei war und an diesem Prozesstag aussagt. „Er steckte tief in den Erinnerungen. Man hatte das Gefühl, es geht ihm nah. Aber wie authentisch das war, kann man nicht sagen.“
RTL-Reporterin Faizi: Befragung Bushidos verlief untypisch

Für die LKA-Beamtin war Bushidos Aussage damals schlüssig, für die Abou-Chaker-Anwälte hingegen erscheint sie heute lückenhaft. Denn vor Gericht in Berlin kommt heraus, dass vor allem Fragen zu Ehefrau und Hauptbelastungszeugin Anna-Maria Ferchichi nicht ausreichend gestellt worden seien. Ihr hatte sich Bushido nach dem Wasserflaschen- und Stuhlwurf anvertraut. „Aber es wurde nicht gefragt, wann und was Bushido ihr von dem Vorfall erzählt hat.“, berichtet RTL-Reporterin Samina Faizi. „Das ist untypisch.“ Normalerweise haken die Beamten in solch einem Fall nach. Doch das geschieht in diesem Fall nicht.
Bei den Anwälten der Abou-Chakers herrscht vor Gericht in Berlin Unverständnis für das Vorgehen der Polizei. Sie können nicht nachvollziehen, wie ein Geschädigter erst nach über einem Jahr Anzeige erstattet und die Beamten dann nicht ausreichend nach den Zeugen und ihrem Wissen fragen. Die Verteidigung glaubt an eine Stigmatisierung Arafat Abou-Chakers. „Ihm traut man ein derartiges Verhalten zu, freut sich vielleicht sogar darüber, endlich eine Art Kronzeugen gegen ihn in der Hand zu haben.“, schätzt Faizi ein.
Prozess-Ende rückt weiter in die Ferne
Bei Gericht werden heute auch die weiteren Verhandlungstage für diesen Prozess verkündet: Wieder einmal kommen unzählige Termine hinzu- der letzte soll nun Ende Januar stattfinden. Eine Garantie, dass dann aber ein Urteil verkündet wird, gibt es nicht. Weiter geht es vor Gericht zunächst einmal am Freitag, 26. August 2022.