40 Tage ohne Süßigkeiten – schaffe ich als Schoko-Suchti die Fastenzeit?
Von Christiane Nunnendorf
Ich bin süchtig. Nicht nach Alkohol oder Drogen. Aber nach Schokolade, Kuchen und Gummibärchen. Oder einfacher gesagt: nach Zucker. Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem ich keine Süßigkeiten gegessen habe. Das liegt nicht an meinem schlechten Gedächtnis, sondern daran, dass es den Tag ganz ohne Süßkram nicht gab.
Dass ich meinem Körper damit keinen Gefallen tue, weiß ich natürlich. Oft landen die Süßigkeiten aber trotzdem abends auf dem Couchtisch. Weil der Heißhunger auf Toffifee mich umtreibt oder weil der Tag einfach hart und anstrengend war. Manchmal denke ich aber auch schlicht nicht darüber nach, warum es jetzt die Schokolade sein muss. Meine Zuckersucht hat mir das Nachdenken abgenommen.
Und damit soll jetzt Schluss sein.
Nicht nur, weil dieser enorme Zuckerkonsum zu ernsthaften Krankheiten wie Diabetes Typ 2 führen kann und auf Dauer dick macht. Vor allem will ich wieder bewusster essen. Da kommt die Fastenzeit gerade recht. Mehr als die Hälfte aller Deutschen findet diesen Verzicht zwischen Aschermittwoch und Ostern sinnvoll. Davon haben 64 Prozent schon einmal Süßigkeiten gefastet. Das hat eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK-Gesundheit ergeben. Was mir jetzt noch wie ein Ding der Unmöglichkeit vorkommt, scheint also tatsächlich zu schaffen sein.
Auf eine leichte Zeit sollte ich mich trotzdem nicht einstellen. Denn wie bei anderen Süchten auch reagiert der Körper auf den Entzug von Zucker. "Der Zuckermangel macht sich zunächst durch Müdigkeit und einen Leistungsabfall bemerkbar. Dann folgt Konzentrationsschwäche. Im Anschluss Nervosität und letztendlich Zittern und Schwäche", erklärt die Kölner Ernährungsberaterin Ursula Klein. Bei einem solchen Entzug greifen viele Fastenden zu "Ersatzdrogen" wie Zigaretten, Alkohol und Koffein.
Bananen, Ananas und Walnüsse als Ausweich-Essen
Ein Lichtblick: Ein gesunder Körper braucht etwa drei Tage, um von der Zuckerverbrennung auf Fettverbrennung umzustellen. Damit sollten der Heißhunger und die schlechte Laune zumindest phasenweise nachlassen.
Alternativ zum ständigen Naschen von Schokolade empfiehlt mir Ursula Klein mehr Nüsse und Obst zu essen. Außerdem soll die Sonne beim Fasten helfen: "Sonne fördert die Ausschüttung von Serotonin und damit verstärken sich beim frühen Aufstehen und Bewegen an der frischen Luft die Glücksgefühle", erklärt Ursula Klein. Außerdem enthalten auch Bananen, Ananas und Walnüsse Serotonin – auch das soll dann mein Stimmungslevel heben.
Einen Tipp hat Ursula Klein noch zusätzlich: "Ich empfehle immer, die Lust, sich was zu gönnen, auf etwas anderes umzulenken. Zum Beispiel Maniküre, Friseur, Parfüm, Creme. Irgendetwas, was sich gut anfühlt, die Attraktivität steigert, das Selbstwertgefühl steigert und die Motivation fördert." Die circa 60 Euro, die mich Schokolade und Kuchen monatlich gekostet haben, werde ich also getrost in einen motivierenden Shoppingtrip investieren.