Wegen 2G-Plus-RegelFitnessstudios laufen Mitglieder weg - wenig Neuanmeldungen zum Jahresanfang
Im Herbst und Winter wird man träge, dann auch noch das kalorienreiche Essen in der Weihnachtszeit. Kein Wunder, dass viele Menschen mit guten Vorsätzen ins neue Jahr starten und überschüssige Kilos loswerden wollen. Davon profitieren vor allem Fitnessstudios – eigentlich. Doch im zweiten Corona-Winter bangen viele Fitnessstudios in Deutschland erneut um ihr Geschäft. Zwar gilt nun kein harter Lockdown mehr, doch wegen strenger 2G-Vorschriften fürchtet die Branche zum Jahresbeginn um den Zuwachs neuer Mitglieder. Und die werden dringend benötigt.
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2G-plus-Vorschriften wirken sich auf Neuanmeldungen aus
Der Jahresauftakt ist die wichtigste Zeit für Fitnessstudios - dann haben viele Menschen nach der Völlerei an Weihnachten gute Vorsätze. Im ersten Quartal erzielen Fitnessstudios laut dem Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV) üblicherweise ein Drittel der Neuanmeldungen eines Jahres.
„2G-plus-Vorschriften haben signifikante Auswirkungen auf die Neuanmeldungen“, sagt Ralph Scholz, Vorsitzender des Deutschen Industrieverbands für Fitness und Gesundheit (DIFG). „Den Menschen ist es tatsächlich zu aufwändig, erst den Test zu machen, ein halbe Stunde zu warten, bis man dran ist und dann auch noch eine Viertelstunde zu warten, um das Ergebnis zu haben“, erklärt Scholz gegenüber RTL/ntv. Dort, wo die Regel eingeführt wurde, sei das Neugeschäft fast komplett weggebrochen. Besonders streng sind die Vorschriften in Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern: Hier benötigten Mitglieder trotz Booster-Impfung einen aktuellen Testnachweis.
„Mit der Omikron-Variante dürfte das erste Quartal mindestens so schlimm werden wie vergangenes Jahr“, fürchtet Scholz. Waren damals die Fitnessstudios im Lockdown geschlossen, laufen jetzt im Betrieb die Kosten voll weiter. „Betreiber haben wieder Existenzsorgen.“ Angesichts von Kündigungen brauche die Branche 15 bis 20 Prozent Neuanmeldungen, um das Niveau an Mitgliedern zu halten, sagt Scholz.
Rund 2 Millionen weniger Mitglieder in Fitnessstudios als 2019
Zwar sei im Sommer nach langem Lockdown das Geschäft überraschend gut angelaufen, doch die Krise habe Spuren hinterlassen. Der DIGF rechnet zum Jahreswechsel mit 9,5 Millionen Mitgliedern, gut zwei Millionen weniger als im Vorkrisenjahr 2019 (11,6 Mio). In Fitnessstudios seien noch rund 190.000 Menschen beschäftigt, 40.000 weniger als vor einem Jahr. Immerhin blieb trotz herber Umsatzverluste im Krisenjahr 2020 eine Pleitewelle aus, da die Politik hohe Finanzhilfen gewährte.
Derzeit gilt für Fitnessstudios ein Flickenteppich von Regeln - in einigen Bundesländern gilt allein die 2G-Regel (nur für Geimpfte und Genesene), in anderen wird zusätzlich ein Schnelltest verlangt, in manchen entfällt dieser für Menschen mit Auffrischungsimpfung. „Der Politik fehlt eine Langfriststrategie“, moniert Scholz. Für Fitnessstudios sieht er weniger den Trend zu Heimsport als Gefahr, sondern die „Entwöhnung von körperlicher Betätigung an sich“.
Der Arbeitgeberverband DSSV hatte schon bei Einführung der 2G-plus-Regeln in einigen Bundesländern vor Umsatzausfällen von 1,3 Milliarden Euro in der Branche gewarnt. Die Vorschrift bedeute eine sinkende Nachfrage und ausbleibende Neuanmeldungen, warnte Präsidentin Birgit Schwarze. Die Folge seien 50 Prozent mehr Kündigungen als üblich. „Für viele Mitglieder ist die zusätzliche finanzielle und zeitliche Belastung ein Grund, das Fitnessstudio nicht mehr aufzusuchen“, sagte Schwarze. (dpa/aze)