Aussetzungen sollen strafrechtlich verfolgt werden
120 Tiere in drei Wochen abgegeben: Tierheim "auf dem Maximum"

Es ist gerade mal Halbzeit für die Feriensaison im Norden und der Hamburger Tierschutzverein (HTV) zieht jetzt schon eine düstere Bilanz: Seit Ferienbeginn wurden 120 Tiere abgegeben. „Am Wochenende sind schon wieder Fundtiere reingekommen – insgesamt 11 Tiere“, berichtet Cathleen Stefmann vom HTV am Montag.
Tierschutzverein startet Fahndungsaufruf

Hunde, Katzen, Kaninchen und exotische Vögel wie Wellensittiche oder Kanarienvögel werden den Haltern zur Urlaubszeit einfach lästig und dann frei gelassen – aber genau das kann tödlich enden. Solche Tieraussetzungen will der Hamburger Tierschutzverein jetzt strafrechtlich verfolgen. Außerdem ist das Tierheim in der Süderstraße in Hamburg voll. „Das ist an allen Ecken und Kanten hier bei uns auf dem Maximum“, klagt Stegmann. „Wir wissen gar nicht mehr, wo wir anfangen sollen“, so auch Tierschutzberaterin Gina Lularevic in einer Pressemitteilung über die Anzahl der sich häufenden Tierrechtsverletzungen. Ob nun Ziertauben im Karton vor einem Discounter oder ein Aquarium voller Fische in einem Innenhof, der HTV versucht besonders schwerwiegenden Tierrechtsverletzungen zu verfolgen und zur Anzeige zu bringen.
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Viele tote Tierbabys

Ein besonders schwerer Fall: Drei erst drei Wochen alte Zwergkaninchen wurden am 24. Juli vor dem Nebeneingang des HTV in einem Karton ausgesetzt. Bei den Tieren zeigten sich typische Symptome der Kaninchen-Seuche Myxomatose, unter anderem ein Anschwellen der Augen. Ein Vierbeiner starb, die anderen beiden mussten später eingeschläfert werden.
Kranke Katzenmama mit Welpen ausgesetzt

Eine Mischlings-Katze wurde am 15. Juli in Hamburg-Hausbruch in einem Karton im Park gemeinsam mit zwei Welpen gefunden. Schnell stellte sich heraus, dass sie sich mit einer unheilbaren Krankheit, dem sogenannten FIV (auch Katzen-AIDS genannt), angesteckt hatte. Dasselbe Schicksal ereilte ihren beiden Katzenwelpen, alle drei konnten nur noch erlöst werden. „Vermutlich war nicht nur die Überforderung mit den Welpen, sondern insbesondere auch die Krankheit der Grund für die Aussetzung“, befürchtet Lularevic. „Viele Menschen stecken aktuell in finanziellen Schwierigkeiten und können sich die zusätzlich entstehenden Tierarztkosten nicht mehr leisten.“
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Katzen haben gefährliche Augenkrankheit

Herzlose Tierbesitzer haben zudem am 22. Juli in Hamburg-Rahlstedt vier Katzenwelpen bei einem Kriegerdenkmal in einer Transportbox abgestellt. Ihr schlechter Zustand verrät, dass die gerade einmal acht Wochen alten Katzenwelpen in ihrem Leben noch nie eine Tierarztpraxis gesehen haben und sich selbst überlassen wurden.
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Wer kann Hinweise geben?
Das Aussetzten eines Tieres stellt eine Ordnungswidrigkeit dar und kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet werden. „Es wird aber leider oft gar nicht schwer bestraft, um Leute auch wirklich abzuschrecken“, ergänzt Cathleen Stegmann. Der HTV bittet jetzt dringend um Hinweise: Wer hat zum jeweiligen Tatzeitpunkt der drei Fälle auffällige Personen oder Handlungen beobachtet? Wer kennt die Tiere? Der Tierschutzverein ist montags und mittwochs von 10 bis 14 Uhr telefonisch unter der 040 211106-25 oder per E-Mail an tierschutzberatung@hamburger-tierschutzverein.de erreichbar.