Die Dame mit der rauchigen StimmeKino-Star, Häftling, Dschungelkönigin – das bewegte Leben von Ingrid van Bergen

Ingrid van Bergen
Ingrid van Bergen ist im Alter von 94 Jahren friedlich eingeschlafen
Philipp Schulze/dpa

Vom Kino-Star mit der rauchigen Stimme zur Dschungelkönigin!
Der Film „Rosen für den Staatsanwalt” machte Ingrid van Bergen 1959 berühmt. Sie drehte mit Hollywood-Stars. Für das Fernsehpublikum wurde sie in ihren letzten Jahren als Gewinnerin des RTL-Dschungelcamps zur besonders liebenswürdigen Kultfigur. Dazwischen lag ein bewegtes Leben – auch mit mehreren Jahren im Gefängnis.

Ingrid van Bergen starb mit 94 Jahren zu Hause

Ingrid van Bergen ist am 28. November im Alter von 94 Jahren gestorben. Sie sei zu Hause in der Lüneburger Heide in den frühen Morgenstunden friedlich eingeschlafen, bestätigte eine enge Vertraute der Deutschen Presse-Agentur. „Wir sind unendlich traurig”, sagte die Freundin, die seit Jahren mit van Bergen zusammen in Eyendorf in dem Bauernhaus lebte. Zuvor hatte die Bild berichtet.

In den 1950er und 1960er Jahren gehörte Ingrid van Bergen zu Deutschlands bekanntesten Schauspielerinnen. Auch wenn die Nachkriegssatire „Rosen für den Staatsanwalt” von 1959 ihr größter Erfolg bleiben sollte, ist allein die Zahl ihrer Auftritte beeindruckend. Van Bergen drehte mit Robert Mitchum und Kirk Douglas. Sie machte Kabarett bei den Berliner „Stachelschweinen”, war in Edgar-Wallace-Filmen und im „Tatort” zu sehen.

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Die schönste Zeit sei für sie das Kabarett gewesen: „Das habe ich als meine Berufung empfunden. Das war die Nachkriegszeit, da waren Kabarettisten mutig”, sagte van Bergen zu ihrem 90. Geburtstag 2021. „Helmut Schmidt und Willy Brandt waren unsere Gäste. Politiker gingen ins politische Kabarett, da gab es ja praktisch kein Fernsehen.”

Aus Eifersucht ihren Geliebten erschossen

Ingrid van Bergen hat große Höhen erlebt, aber auch furchtbare Tiefen. Ihr Vater starb im Zweiten Weltkrieg an der Front. Auf der Flucht vor der Roten Armee wurde sie nach eigenen Angaben als 13-Jährige vergewaltigt. 1977 geriet sie in die Schlagzeilen: Nachdem sie in einer Villa am Starnberger See aus Eifersucht ihren Geliebten erschossen hatte, saß sie mehrere Jahre im Gefängnis.

Das Urteil lautete Totschlag im Affekt – das Interesse der Öffentlichkeit an dem Prozess war gewaltig. Immerhin war es einer der größten Prominenten-Skandale der 1970er Jahre. „Ingrid van Bergen spricht schnell, druckreif, sie demonstriert Intelligenz, Urteilsvermögen und Entschiedenheit”, schrieb der Spiegel damals über ihr Auftreten vor Gericht.

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Die Zeit im Gefängnis habe auch positive Seiten gehabt, erzählte sie später. „Durch alle diese Dinge wird man immer stärker, aber im Wesentlichen habe ich mir meine Charakterstärke aus der Kindheit bewahrt”, sagte van Bergen. Ihre Kindheitsjahre in Ostpreußen hätten sie stark geprägt, sagte die 1931 in Danzig geborene Schauspielerin. „Mein Herzenswunsch war immer ein Bauer, der mir neun Kinder und das Theater ermöglichen würde”, sagte sie. „Das hat der Krieg kaputt gemacht, alles kam anders.”

Nach ihrer Haftentlassung bekam die Schauspielerin zunächst nur wenige Engagements, spielte vor allem einzelne Gastauftritte in Fernsehserien. Immer wieder war sie auch in Talkshows zu sehen. Sie fiel auf mit einem Hang zu klaren Worten, auch im Interview war sie geradlinig und direkt. „Dabei ist nichts einfacher, als aufrichtig zu sein”, sagte sie. Toleranz und Aufrichtigkeit seien ihre wichtigsten Eigenschaften, meinte sie auch im Alter.

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Mit 80 oben ohne auf der Bühne

Ingrid von Bergen hatte nach eigenen Worten sechs Ehen hinter sich: „drei mit Trauschein und drei ohne”. Auch wenn sie im Film der Vamp gewesen sei, mit der Wirklichkeit habe das wenig zu tun gehabt: „Ich bin eine gute Hausfrau, koche gern und mache gern Gartenarbeit.”

Als lebensfreudige alte Frau war sie noch 2011 am Kammertheater Karlsruhe in der Tragikomödie „Harold und Maude” oben ohne zu sehen. Mit 80. Zwei Jahre zuvor errang sie den Titel der „Dschungelkönigin”: Als Siegerin der RTL-Show „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!” wurde sie im Alter plötzlich wieder ein Star bei jüngeren Zuschauern. Tapfer würgte van Bergen dafür sogar Känguru-Hoden herunter, obwohl sie damals schon Vegetarierin war.

Bis zuletzt war Ingrid van Bergen politisch interessiert, auch wenn die Schauspielerin seit Jahren zurückgezogen in der niedersächsischen Provinz südlich von Hamburg lebte. Eine langjährige Freundin ging ihr zur Hand, Hunde und Katzen leisteten ihr Gesellschaft. Zuletzt zog sie sich immer mehr zurück, Anfragen für Talkshows lehnte sie ab. Im November 2025 wurde bekannt, dass Ingrid mittlerweile im Rollstuhl sitzt und blind ist.

„Wenn es mich eines Tages erwischt, dann will ich ohne Spur einfach weg sein. Niemand soll um mich trauern”, sagte sie einmal. (dpa/tma)

Verwendete Quellen: dpa