Welches Detail über einen Kampfabbruch entscheidet„Als Käfigarzt muss man auch Eier haben”

Nicht nur Käfig-Kämpfer brauchen Eier!
Am kommenden Samstag (7. Dezember) steigt das nächste MMA-Spektakel in München (ab 17.30 Uhr live im Stream auf RTL+). Im Mittelpunkt stehen natürlich die MMA-Stars, doch manchmal gerät auch der Ringarzt in den Fokus! Im Gespräch mit RTL verrät Käfigarzt Dr. Panagiotis Karachalios, wann er einen Kampf abbrechen muss und worauf er achtet.
Käfigarzt Dr. Panagiotis Karachalios erklärt spannende Details
Der Käfigarzt und Orthopäde, der in Düsseldorf seine Praxis hat, wird am Samstag bei allen Duellen direkt am Käfig sitzen. Seine persönliche Vorbereitung beginnt bereits mit der Sichtung des Handschuhs, mit dem die Fighter kämpfen. „Jeder Veranstalter nutzt unterschiedliche Handschuhe. Der MMA-Handschuh ist nicht vergleichbar mit einem Box-Handschuh. Und auch beim MMA-Handschuh gibt es Unterschiede. Der eine Handschuh kann weicher als der andere sein. Davon hängen auch spätere Verletzungen ab.“ Grundsätzlich gilt, dass der Handschuh vor allem die Hand des Schlagenden und nicht den Körper bzw. das Gesicht des Gegners schonen soll.

Der Käfigarzt erklärt weiter: „Tatsächlich ist ein MMA-Handschuh ungefährlicher als ein Box-Handschuh, weil man beim MMA schneller K.o. geht. Die Schutzfunktion des Körpers setzt früher ein.
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Im Kampf achtet er vor allem auf Blutungen und sogenannte Cuts über dem Auge! Er erklärt: „Das Auge hat gewisse Muskeln, welche das Auge auf - und zuschließen. Sobald ein Cut eine Kurve Richtung Augenlid geht, muss ich den Kampf abbrechen. Denn einen Muskel kann man nicht zusammennähen. Im schlimmsten Fall kann diese Verletzung dazu führen, dass der Kämpfer sein Auge nicht mehr schließen kann.“ Eine Gefahr, die vor allem bei dünn gepolsterten Handschuhen real ist.
Einmal musste er bisher einen Kampf aufgrund dieser Gefahr abbrechen. „Tatsächlich wurde ich deswegen vom Publikum sogar ausgebuht.” Überhaupt braucht es als Ringarzt auch Mut.
Interessant: oftmals versuchen Kämpfer, ihre Verletzungen auch zu ignorieren oder spüren das Ausmaß wegen des Adrenalins nicht. In Frankfurt hatte sich MMA-Star Max Coga bereits in der ersten Runde die Mittelhand gebrochen. Trotzdem kämpfte er weiter und gewann sogar. „Verletzungen, die nicht sichtbar sind, kann ich natürlich auch nur schwer erkennen. Wenn ich aber eine Auffälligkeit sehe, die auf einen Bruch hindeutet, gehe ich rein und drücke zum Beispiel auf die Stelle, um dem Kämpfer zu zeigen, dass es nicht mehr weitergeht“, erklärt der Arzt. Und weiter: „Manchen Kämpfern sieht man nicht an, dass sie k.o. sind, weil sie in einer Art Überlebensmodus sind. Da muss ich ihnen dann ein paar Fragen stellen oder tief in die Augen schauen, um zu erkennen, ob der Blick noch klar ist.”
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Bei offenen Brüchen hingegen oder einem Kreuzbandriss geben die Fighter meistens selbst auf, weil auch ihnen der Schmerz zu stark ist und sie auch die Gefahr des Eindringens von Bakterien nicht eingehen wollen.
„Als Käfigarzt muss man auch Eier haben”
Einerseits muss er als Arzt eine medizinische Entscheidung fällen, zugleich weiß er, dass er mit seinen Einschätzungen auch Karrieren beeinflusst. „Manchmal klaue ich mit meinen Entscheidungen einem Kämpfer den Sieg.” Dementsprechend steht für ihn fest: „Als Käfigarzt muss man auch Eier haben und den Mut. Denn meine Entscheidung beeinflusst viele Ergebnisse und Verläufe nach dem Kampf.”
Trotzdem zählt am Ende die Gesundheit!