„Er hat sich nie bei mir gemeldet”

Nach Eishockey-Drama - darum verklagt Mike Glemser seinen Gegenspieler

Lara Lindmayr kümmert sich liebevoll um Mike Glemser.
Freundin Lara Lindmayer kümmert sich liebevoll um Mike Glemser
RTL
von Phillip Oldenburg und Manuel Lippert

Mike Glemser erklärt seinen „harten” Schritt!
Diese Nachricht kam überraschend: Eineinhalb Jahre nach seinem folgenschweren Kopf-Crash beim Eishockey, bei dem sich Mike Glemser (26) zwei Halswirbel brach und seitdem querschnittsgelähmt ist, reicht er Klage gegen den Mitspieler ein, der ihn damals gegen die Bande gecheckt hatte. Bei RTL erklärt er seine Beweggründe.

„Hätte ich etwas Böses gewollt, hätte ich von Anfang an gesagt, dass es böswillig war”

„Ich möchte absolut keinem etwas Schlechtes. Mir war immer wichtig, dass es keine negativen Auswirkungen für ihn hat, hätte ich etwas Böses gewollt, hätte ich von Anfang an gesagt, dass es böswillig war”, schreibt der frühere Eishockeyspieler in einem Statement, das RTL vorliegt. Ihm sei versichert worden, dass „es keine Nachteile oder Auswirkungen für ihn gibt, den Vorfall bei der Haftpflichtversicherung zu melden.”

Damit nimmt er Bezug darauf, dass er vor wenigen Wochen in einem Interview mit der Bild gesagt hatte, sein Gegenspieler Jan-Niklas Pietsch (33) müsse sich „überhaupt keine Vorwürfe machen“, weil „so ein Check zum Sport dazu gehöre“. Dies habe er gesagt, um zu verhindern, um gegen Pietsch „nicht noch mehr Hass zu schüren und ihn vor der Öffentlichkeit zu schützen”. Er habe sich „Sorgen gemacht, da viel Hass im Netz verbreitet wurde”.

Lese-Tipp: Mike Glemser im RTL-Interview: „Wir werden unsere Zukunft zusammen verbringen“

Gegenspieler habe sich nie bei Glemser gemeldet

Dabei habe sich Freundin Lara Lindmayer sogar nach dem Unfall bei Pietsch gemeldet, um zu erfahren, wie es ihm gehe.

Was im Gegenzug offenbar nicht der Fall war: Pietsch habe sich seit dem Unfall kein einziges Mal bei ihm gemeldet oder gefragt, wie es ihm ginge, schreibt Glemser. Außerdem „wurde mehr als ein Jahr darum gekämpft, dass er uns die Daten gibt oder den Vorfall seiner Haftpflichtversicherung meldet. Es gab bisher kein Entgegenkommen”, konstatiert Glemser.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Forderung von insgesamt 822.000 Euro

So hat Glemser beim Landgericht München II eine Klage gegen seinen Gegenspieler auf Schmerzensgeld eingereicht. „Die Klage wurde am 27. August 2024 zugestellt“, bestätigt eine Sprecherin des Gerichts der Deutschen Presse-Agentur. Die Klage unter dem Aktenzeichen 12 O 2811/24 beinhaltet eine Forderung von insgesamt 822.000 Euro, die aus Schmerzensgeld (650.000 Euro) und einem Feststellungs-Antrag besteht. Die Frist der Klageerwiderung läuft noch bis 27. September. Danach wird die zuständige Richterin über das weitere Verfahren entscheiden. Glemsers Gegenspieler hat nach Angaben des Gerichts beantragt, dass die Klage abgewiesen wird.

Warum er diesen Schritt geht, erklärt Glemser so: „Nach eigenen Angaben liegt eine Haftpflichtversicherung vor, aus juristischen Gründen kann die Versicherung allerdings nicht direkt verklagt werden. Aus diesem Grund muss ich den Weg über die private Klage gehen. Wobei davon auszugehen ist, dass die Haftpflicht im Falle eines Urteils den Schaden übernimmt.”

Lese-Tipp: Mike Glemser mit Liebeserklärung an seine Freundin

Mike Glemser: „Werde mein Leben lang mit großen Einschränkungen leben”

Und weiter: „Meine Intention ist sicherlich nicht, den Kontaktsport dadurch zu beeinflussen, jedoch werde ich mein Leben lang sehr große Einschränkungen haben, die sich, bei allem Respekt, keiner, der nicht in einer ähnlichen Lage ist, vorstellen kann.” Die alltäglichen Dinge seien für ihn nicht mehr möglich, auch nicht der Kontaktsport, „den ich ein Leben lang geliebt habe”.

„Überwältigt und unendlich dankbar für die Unterstützung”

Der damalige Rosenheim-Spieler Glemser, der nach dem schweren Unfall am 3. Februar 2023 in der Partie gegen den SC Riessersee vom Hals abwärts gelähmt ist, wolle niemandem privat schaden und sei immer noch „überwältigt und unendlich dankbar für die Unterstützung und die Spendensumme, die zusammengekommen ist. Jedoch so groß die Summe klingt (mehr als 700.000 Euro, Anm. d. Red.) , entstehen mein Leben lang weitaus mehr Kosten, die auch die BG (Berufsgenossenschaft, Anm. d. Red.) nicht übernimmt.”

So geht das juristische Nachspiel in seine erste Runde. Eine erstaunliche Wendung in einer tragischen Geschichte, die - bis auf die schlimmen Folgen - gefühlt als abgeschlossen galt.