Wilde Szenen in Krakau
Box-Champion Usyk in Handschellen – bis der Präsident anruft

Plötzlich macht es klick!
Box-Weltmeister Oleksandr Usyk (37) wird am Flughafen in Krakau (Polen) festgenommen. Der Sport-Star der Ukraine in Handschellen. Geht gar nicht, muss sich auch Wolodymyr Selenskyj (46) gedacht haben. Der Präsident der Ukraine greift zum Hörer, ruft auf Usyks Handy an – und kurz darauf ist dieser wieder frei. Ein Missverständnis soll es gewesen sein. Und das hat sich offenbar wie folgt entwickelt:
Nach Reise-Strapazen nicht mehr ganz zurechnungsfähig?
Wie ESPN berichtet, sollen der ukrainische Schwergewichts-Champion und sein Trainer daran gehindert worden sein, ein Flugzeug Richtung Valencia zu besteigen. Dort will sich Usyk auf den nächsten Kampf gegen Tyson Fury (36) im Dezember vorbereiten.
Der Grund: Airline-Angestellte wollen bei Usyk und dessen Trainer bemerkt haben, dass sie nicht flugfähig seien. Ergo besoffen? Weiß man nicht. Laut Usyk offenbar keineswegs. Dem Bericht zufolge habe sich Usyk gewehrt und argumentiert, beide seien schlicht erschöpft nach einer 14-stündigen Anreise aus der vom Krieg erschütterten Ukraine, inklusive einer fast 900 Kilometer langen Autofahrt. Die Sprachbarriere in Kombination mit Usyks Aufgebrachtheit sollen der Grund für die zwischenzeitliche Festnahme gewesen sein.
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Selenskyj schreitet ein: „Von dieser Haltung gegenüber unserem Bürger und Vorkämpfer enttäuscht”
So oder so: Wenn der sportliche Superstar der Ukraine in Bedrängnis gerät, wird es schnell zur Staatsangelegenheit. Gibt ja nichts, was man mal eben regeln kann. So reicht ein Anruf von Präsident Selenskyj auf dem Smartphone seines Vorzeige-Faustkämpfers, um den Fall zu den Akten zu legen. Wem Usyk sein Telefon weitergereicht hat, damit ihm endlich die lästigen Handschellen wieder entfernt werden, ist nicht überliefert. Von weiteren Sprachbarrieren wird auch nicht berichtet. Ein Grund mag sein, dass Selenskyj zügig seine Diplomaten zum Flughafen geschickt hat, um Klarheit zu schaffen.
„Nach seiner Festnahme habe ich mit Oleksandr Usyk telefoniert. Ich war von dieser Haltung gegenüber unserem Bürger und Vorkämpfer enttäuscht”, schreibt das Staatsoberhaupt bei X. Und weiter: „Ich habe den Außenminister der Ukraine, Andrii Sybiha, und den Innenminister der Ukraine, Ihor Klymenko, angewiesen, unverzüglich alle Einzelheiten des Vorfalls am Krakauer Flughafen zu untersuchen. Jetzt ist alles in Ordnung, unser Champion wurde freigelassen und wird nicht länger inhaftiert. Auf dem Foto ist er direkt nach seiner Freilassung bei unserem Generalkonsul in Krakau.”
Am Ende lobt Usyk die polnische Polizei
Und so geht die irre Geschichte am Ende als Missverständnis in die Geschichte ein. Und Usyk verteilt sogar noch Lobeshymnen auf die polnische Polizei. „Liebe Freunde. Es kam zu einem Missverständnis. Es wurde schnell gelöst. Vielen Dank an alle, die sich Sorgen gemacht haben. Vielen Dank an die ukrainischen Diplomaten für die effiziente Unterstützung. Und Respekt an die polnische Polizei, die ihren Pflichten ohne Rücksicht auf Größe, Gewicht, Reichweite und Insignien nachkommt”, schreibt er auf X.
Nur noch Fury kann Usyk jetzt verhaften
Um Größe, Gewicht, Reichweite und Insignien geht es für Usyk dann bald wieder im Ring. Beim spektakulären WM-Rückkampf in Riad am 18. Mai hatte Usyk den zuvor ungeschlagenen Briten Fury (35) nach Punkten besiegt und ihm den Gürtel des Verbandes WBC abgenommen.
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Usyk, der zuvor schon Weltmeister der wichtigen Verbände IBF, WBO und WBA war, kürte sich damit zum ersten unangefochtenen Schwergewichts-Champion seit 25 Jahren. Der Rückkampf in Saudi-Arabien ist für den 21. Dezember vereinbart.
Möglich, dass Usyk dann von Fury verhaftet wird. Und dagegen wäre auch Selenskyj machtlos ... (mli, mit dpa)