Folgenreiche VerwechslungSEK stürmt falsche Wohnung in Bielefeld

Ein SEK-Einsatz in Bielefeld endet für ein Akademikerpaar in einem Albtraum. Nachts dringen Polizisten in die Wohnung ein, reißen die beiden aus dem Schlaf und setzen wohl auch Gewalt ein. Aber schnell wird klar: Die Beamten sind in der falschen Wohnung.

Im Juli 2023 erlebt der Universitätsdozent Amir Jahanian einen Albtraum. Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) stürmt seine Wohnung, ohne Vorwarnung. Seine Frau Hadis Imani dokumentiert mit ihrem Handy, was bleibt: blaue Flecken, Blut, Angst. „Die ganze Zeit dachte ich, sie werden uns umbringen, weil sie eine Waffe hatten und wir nicht wussten, wer sie sind, warum sie da sind“, berichtet Jahanian. Seine Frau ergänzt: „Ich habe gesehen, dass sie Amir schlagen. Sie waren drei oder vier große Kerle mit einer Waffe.“

Opfer schildert Gewalt

Die Polizei hatte die Wohnung gestürmt und und ging offenbar mit extremer Gewalt gegen den 37-jährigen Akademiker vor. Jahanian erinnert sich: „Die haben mir direkt so aggressiv ins Gesicht geschlagen, in meinen Körper und in die Seite. Sie haben versucht, mich mit Handschellen zu fesseln. Ich dachte, ich muss sterben.“

Irgendwann wird den Beamten offenbar klar: Sie haben sich geirrt. Eigentlich sollte ein Rocker aus dem Hells Angels-Milieu festgenommen werden, der in der Nachbarschaft wohnt. Stattdessen trifft die Polizei den unschuldigen Wissenschaftler.

Fehlerhafte SEK-Einsätze sind keine Seltenheit: Allein in NRW gab es seit 2019 mindestens 17 solcher Fälle.

Polizei will den Fall erneut prüfen

Die Polizei Bielefeld räumt ein, dass der Fall erneut geprüft wird. Zu besonderen Ermittlungsmethoden der Spezialeinheiten will sie sich jedoch nicht äußern.

Die Polizei Bielefeld sagt: „Informationen über den Einsatz von Spezialeinheiten müssen im Hinblick auf die Funktionsfähigkeit der Polizei sowie zur Eigensicherung unterbleiben.“

Mehrere Beamte stehen nun unter Verdacht, unverhältnismäßige Gewalt angewendet zu haben. Die Behörden zahlten dem Opfer eine hohe fünfstellige Summe für zerstörte Möbel, medizinische Behandlungen und Anwaltskosten. Aber ein Schmerzensgeld erhielt der 37-Jährige bislang nicht. Jahanian und seine Frau leiden bis heute an Schlafstörungen und Panikattacken. Der Einsatz hat ihr Leben dauerhaft verändert.