Tragisches Schicksal in der Nordsee

Todesursache des Pottwals von Sylt geklärt

ARCHIV - 17.02.2025, Schleswig-Holstein, Hörnum: Ein toter Pottwal liegt auf dem Sandstrand vor Hörnum auf Sylt. Der rund 16 Meter lange Kadaver des jungen Bullen wurde aus dem Wasser geborgen, wo er schon einige Zeit trieb. Der 10 bis 15 Tonnen schwere Körper soll weiter auf das Festland gebracht werden. (zu dpa: «Sylt-Wal: Spezialist löst Fleischreste vom Unterkiefer») Foto: Lea Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der Kiefer des Wals wird aktuell für eine Ausstellung vorbereitet.
Lea Albert/dpa

Es war ein erschütterndes Bild.
Ein riesiger Pottwal, leblos am Sylter Strand. Fünf Wochen nach dem Fund wird nun vermutet, woran das Tier gestorben ist – und die Erklärung ist tragisch.

Erst verirrt, dann erstickt

Der junge Wal, gerade einmal 15 Jahre alt, hatte sich offenbar verirrt. Statt in den Tiefen des Atlantiks zu jagen, ist er in flachere Gewässer vor Sylt geraten – ein fataler Fehler. Wissenschaftler des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) in Büsum haben den Kadaver untersucht: „Pottwale haben kein Brustbein. Wenn sie flach liegen auf dem Strand, dann werden sie von ihrem eigenen Körpergewicht zerdrückt und dadurch können sich die Lungen nicht aufpumpen, wie sie es normalerweise tun”, erklärt Meeresbiologe Joseph Schnitzler im Gespräch mit RTL. Also sei das männliche Tier vermutlich an seinem eigenen Gewicht erstickt.

Lese-Tipp: Schon wieder! Wal auf Nordseeinsel gestrandet

Der Grund: Die riesigen Meeressäuger sind darauf angewiesen, im tiefen Wasser zu schwimmen, wo ihr Körper vom Auftrieb des Meeres getragen wird. Gerät ein Pottwal in seichtes Wasser, kann die Ebbe zur tödlichen Falle werden.

Mitte Februar wurde der etwa 14 Meter lange Kadaver geborgen.
Mitte Februar wurde der etwa 14 Meter lange Kadaver geborgen.
RTL Nord

Klimawandel, Schiffsverkehr, Magnetfelder?

Doch warum ist der Wal überhaupt in die Nordsee gekommen? Schnitzler vermutet mehrere sowohl menschengemachte als auch natürliche Ursachen: Die steigende Wassertemperatur durch den Klimawandel, Störungen im Magnetfeld der Erde oder auch der immer dichtere Schiffsverkehr könnten das Navigationssystem der Wale durcheinanderbringen.

„Es ist ein Phänomen, das seit dem Mittelalter hin und wieder vorkommt”, sagt Joseph Schnitzler. Die Orientierungslosigkeit könnte dazu geführt haben, dass der Wal in das gefährliche, flache Küstengebiet geraten ist.

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Ein Mahnmal für den Artenschutz

Ein Teil des riesigen Kadavers wurde bereits nach Bremerhaven gebracht, wo der Unterkiefer des Wals für eine Ausstellung präpariert wird. Bis 2027 soll er im Erlebniszentrum Naturgewalten auf Sylt zu sehen sein – als Mahnmal für den Schutz der faszinierenden Tiere.

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Währenddessen setzen Forscher ihre Untersuchungen fort. „Über junge, männliche Pottwalen weiß man reichlich wenig, zum Beispiel über ihre Wanderruten. Da ist jede Information kostbar”, meint Joseph Schnitzler im Interview mit RTL. Noch immer laufen toxikologische Tests, um weitere Hinweise auf den Zustand des Wals zu erhalten.