Zu hohe Nitratwerte in der EmsDeutsche Umwelthilfe kritisiert Landwirte! „Es gibt schwarze Schafe, die nicht korrekt düngen”

Ursache für erhöhte Nitratwerte im Grundwasser ist oft Gülle. (Archivbild)
Ursache für erhöhte Nitratwerte im Grundwasser ist oft Gülle. (Symbolbild)
Jens Büttner/dpa

Reinhard Schüür aus Weener ist Landwirt aus Leidenschaft, doch eine Sache kostet ihm viel Zeit!
Statt im Stall zu stehen sitzt er inzwischen ein bis zwei Tage pro Woche am Schreibtisch. „Das ist Zeit, (...) die wir früher hatten, und die wird einfach weggenommen, ersatzlos gestrichen.” Ein Grund dafür sind die hohen Nitratwerte in der Ems.

Zu hohe Nitratwerte in Deutschland

Die Ems fließt auf mehr als 200 Kilometern durch Niedersachsen. Das Wasser ist trüb und die Probleme liegen tief. Nitrat im Grundwasser – bundesweit ein Problem. Daten des Umweltbundesamtes zeigen: In vielen Regionen in Deutschland liegen die Werte über dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter, den die EU vorgibt. Das Nitrat gelangt auf unterschiedlichen Wegen ins Grundwasser. Laut Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer stammt viel aus der Landwirtschaft: durch übermäßigen Einsatz von Mineraldünger und Gülle. Aber auch Industrie, Abwasser oder Verkehr können zur Belastung beitragen.

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Wird beispielsweise mehr gedüngt, als Pflanzen und Böden aufnehmen können, sickert überschüssiges Nitrat in den Boden und landet über Jahre im Grundwasser. Da aus Grundwasser Trinkwasser gewonnen wird, kann zu viel Nitrat gesundheitliche Folgen haben, heißt es von der Verbraucherzentrale Niedersachsen: „Zu viel Nitrat im Grundwasser kann eine Gesundheitsgefahr darstellen. Denn das Trinkwasser in Niedersachsen wird hauptsächlich aus Grundwasser gewonnen. Nitrat selbst ist zwar relativ ungefährlich, kann aber unter bestimmten Umständen im Körper zu Nitrit umgewandelt werden. (...) Dieser Grenzwert ist für eine akute Exposition von besonders empfindlichen Säuglingen berechnet.”

Video-Tipp: So sehr leidet die Landwirtschaft

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„Es gibt schwarze Schafe”

Das weiß Landwirt Reinhard Schüür. Seit Jahren achtet er auf seine Düngung – und hat längst reduziert.
Doch der Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner der Deutschen Umwelthilfe sieht weiterhin dringenden Handlungsbedarf. Für ihn ist klar: Die Landwirtschaft trägt den größten Teil der Verantwortung. Doch nicht jeder Landwirt sei schuld. „Es sind nicht alle Landwirte das Problem. Aber es gibt schwarze Schafe, die nicht korrekt düngen oder illegal ausbringen. Hier braucht es strengere Kontrollen, damit nicht die gesamte Branche darunter leidet”, heißt es im Gespräch mit RTL. Die Deutsche Umwelthilfe klagt deshalb und bekommt Recht. Jetzt muss die Bundesregierung handeln. Das ist seit Anfang Oktober klar. Das Landwirtschaftsministerium muss nun ein neues Aktionsprogramm Nitrat erstellen – die Grundlage für mögliche Änderungen der Düngeverordnung. Und das sorgt für Unmut bei Landwirt Reinhard Schüür. Er wünscht sich mehr Vertrauen in die Landwirte zurück, von Politik und Gesellschaft. Denn Zahlen zeigen, dass die Nitratbelastungen rückläufig ist.

Fokus auf Großställe

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer sieht Handlungsbedarf – möchte aber vor allem den Dialog mit den Landwirten suchen. „Wir wollen als Land Niedersachsen schon länger eine verursachergerechte Methodik haben. (...) Das Problem sind flächenlose Großställe, wo jemand zwei 3.000 Schweine hat oder eine Biogasanlage mit Gärresten. Dass die ordnungsgemäß verbracht wird.” Doch am Ende leiden unter der Bürokratie eben auch die Landwirte, die im Sinne der Umwelt handeln, so wie Reinhard Schüür. Dazu kommt, dass das Grundwasser langsam fließt – Veränderungen sind erst nach Jahren messbar, schnelle Erfolge also kaum möglich. Doch nach dem Urteil Anfang Oktober steht fest: Die Nitratwerte müssen runter – im Sinne des Umweltschutzes. Und das, ohne die Landwirte auf dem Weg zu verlieren.

Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche, NLWKN, Verbraucherzentrale Niedersachsen, Umweltbundesamt