Hamburger Kult-Kneipe „Zur Ritze” wird 50 Jahre altZwischen diesen Beinen wurde Geschichte geschrieben

Es ist eine Kneipe mit Legenden-Status!
Wenn die Kult-Kneipe zum Geburtstag einlädt, kommen sie alle. Ehemalige Stammgäste, Stars, Boxer: Alle wollen gratulieren - und feiern! Im RTL-Interview schwelgt „Zur Ritze”-Chef Carsten Marek in Erinnerungen an die Rotlicht-Blütezeit und plaudert darüber, wie lang er noch weitermachen möchte.

„Wäre das nicht ein geiler Ort für den Gürtel?”
Am Mittwoch (23. Oktober) lädt Marek zu einem Pressetermin in die Kultkneipe mit angeschlossenem Boxkeller ein. Mit dabei ist Ex-Boxer Axel Schulz (55). Er hat hier viele Stunden trainiert und sich auf Kämpfe vorbereitet. „Ich bin 1990/91 das erste Mal hier in der Ritze gewesen. Weil ich aus der ehemaligen DDR komme, habe ich die Reeperbahn und die Ritze eigentlich nur durch Udo Lindenbergs Musik gekannt. Und dann bin ich hier heruntergekommen und habe gedacht: Wow, das ist wirklich einmalig. Ich war ja viel auf der Welt unterwegs. Überall gibt es immer einen Kühlschrank, wenn du irgendwo trainiert hast in irgendeinem Box-Gym. Aber dass da darüber gleich eine Kneipe ist, ist natürlich genial”, erzählt Schulz im Interview RTL-Reporter Andreas Geerken.
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Schulz bekommt mehr als 20 Jahre nach einem WM-Kampf 1995 vom internationalen Boxverband IBF symbolisch einen WM-Gürtel überreicht. Heute schmückt der Gürtel die Inneneinrichtung der Kneipe. „Ich wusste nicht, wohin mit dem Gürtel, der lag bei mir im Keller. Und dann habe ich irgendwann Carsten angerufen und gefragt: ‘Carsten, wäre die Ritze nicht ein geiler Ort für den Gürtel?’”, erinnert sich Schulz.
Carsten Marek: „Eine Ehre, in diese Fußstapfen zu treten”
In den 2000er-Jahren gehört Carsten Marek zu den Größten im Rotlichtmilieu. Auch erfahrene Kiez-Größen wie er können noch heute ein wenig sentimental werden, wenn sie in der „Ritze” sind und sich zurückerinnern. „Wenn ich manchmal hier sitze und die Leute sehe, wie die die Bilder anschauen, dazu die richtige Musik läuft und die richtige Stimmung kommt. Dann fühlt man, dass das hier Geschichte ist. Für mich ist das eine Zeitkapsel und auch eine Ehre, in diese Fußstapfen zu treten”, sagt er. 2011 stirbt Gründer Hanne Kleine (✝79), drei Jahre später steigt Marek ins Kneipenbusiness ein. Erst übernimmt er den Boxkeller, später betreibt er auch die Kneipe darüber.
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„Ritzen”-Chef Marek will kürzertreten
Die Zeitkapsel - wie Marek seine Kneipe nennt - hebt sich heute noch von anderen Kiezkneipen ab. „Wir sind glaube ich sogar der einzige Laden, der keinen Türsteher hier auf St. Pauli hat, weil wir den nicht brauchen – weil es hier nie Ärger gibt”, sagt „Ritze”-Geschäftsführer Ken Hövermann. Er ist Mareks rechte Hand. Und in Zukunft mehr als das? Noch denkt Marek nicht daran, aufzuhören – zumindest nicht ganz. „Ich bin jetzt 64, ich sag mal bis 70 will ich noch weitermachen, danach können wir weitersprechen. Aber ich will auf jeden Fall nächstes Jahr kürzertreten und nicht mehr so an der Front sein”, sagt er im RTL-Interview.
Vorher wird aber erst mal kräftig gefeiert. Am Donnerstag steigt im benachbarten Club „Moondoo” die Jubiläumsparty. Marek erwartet neben Promis wie Rapper Gzuz oder Boxer Felix Sturm insgesamt rund 1.000 Gäste aus Politik, Milieu und Boxsport.