Der Täter ist bis heute unbekanntAnnika B. wurde mit 21 Messerstichen vor ihrer eigenen Haustür ermordet

Wer hat die junge Mutter Annika B. auf so brutale Weise aus dem Leben gerissen?
Wer hat die junge Mutter Annika B. auf so brutale Weise aus dem Leben gerissen?
Polizei Hannover

„Ich glaube, wir werden diesen Fall irgendwann aufklären können.“
Vor 14 Jahren wurde die junge Mutter Annika B. vor ihrer eigenen Haustür in Hannover mit 21 Messerstichen ermordet. Der Täter wurde nicht gefasst, obwohl es zahlreiche Hinweise, Zeugen und ein detailliertes Phantombild gibt. Bis heute ist Annikas Mörder auf freiem Fuß. In unserer neuen Folge von „Tatort Nord – Verbrechen zwischen Küste und Harz“ rollen wir das ungelöste Verbrechen noch einmal auf.

Regelrechtes Blutbad vor Annikas Haustür

Am ersten Advent im Jahr 2011 verlässt Annika B. gegen 19 Uhr ihre Wohnung in Hannover-Mitte. In ihrem Stammkiosk will die junge Frau an diesem Abend nur noch schnell Zigaretten kaufen - eine eigentlich alltägliche Handlung. Auf dem Rückweg telefoniert die 20-Jährige mit einer Freundin, sagt, dass sie sich in der dunklen Straße unwohl und beobachtet fühle.

Lese-Tipp: Cold Case: Ulla Lilienthal (15) vor 40 Jahren verschwunden – worauf ihre Schwester hofft

Plötzlich wird das Gespräch abrupt unterbrochen. Es ist genau der Moment, in dem Annika von ihrem Mörder überfallen wird. Direkt vor der Haustür sticht der Täter 21 Mal auf die junge Mutter ein, sie stirbt nur wenig später im Krankenhaus. Im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus: Annika wurde schon seit Längerem bedroht.

Im Video: Der ganze Fall in unserer neuen Folge von „Tatort Nord - Verbrechen zwischen Küste und Harz”

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Erste Fahndung deutschlandweit in einem Mordfall per Facebook

Die Ermittlungen beginnen verheißungsvoll: Die Mordkommission geht mehr als 300 Hinweisen nach. Zehn Tage nach der Tat durchsuchen die Polizisten ein Bahnhofsgelände in der Nähe von Annikas Wohnung nach der Tatwaffe – ohne Erfolg. Die „Mordkommission Annika“ überprüft rund 1.000 Personen und nimmt von Hunderten Männern eine Speichelprobe. Ein Treffer ist nicht dabei.

Da die klassischen Ermittlungsmethoden nicht weiterhelfen, setzt die niedersächsische Polizei wenige Tage nach dem Mord auf eine absolute Neuheit: Zum ersten Mal in Deutschland wird eine Fahndung in einem Mordfall auf Facebook veröffentlicht. Durch den Aufruf bei Facebook hat die Polizei fünf Tage nach der Tat eine erste Spur. „Sehr wichtig war für uns eine Gruppe Passanten, drei junge Männer. Die haben den flüchtigen Tatverdächtigen von vorn gesehen und können ihn auch beschreiben“, sagt Stefan Wittke von der Polizei Hannover im Dezember 2011.

Aufgrund von Zeugenaussagen haben die Ermittler diese Phantomskizze des mutmaßlichen Täters erstellt.
Aufgrund von Zeugenaussagen haben die Ermittler diese Phantomskizze des mutmaßlichen Täters erstellt.
Polizei Hannover

Aufgrund der Beschreibung erstellen die Ermittler eine Phantomzeichnung von Annikas mutmaßlichem Mörder. Er soll 25 bis 30 Jahre alt, etwa 1,80 Meter groß und Brillenträger sein. Damals hatte er blonde, kurze Haare und trug an dem Abend eine dunkle Kapuzenjacke. In kürzester Zeit erhalten die Ermittler durch die Veröffentlichung der Phantomzeichnung auf Facebook eine derartige Flut von Hinweisen, dass sie das Bild wieder aus dem Netz nehmen müssen.

„Im November hole ich dich”

Der entscheidende Hinweis im Mordfall kommt von Annikas Mutter. Sie erinnert sich an ein Gespräch mit ihrer verstorbenen Tochter. Acht Monate vor dem Mord soll Annika ihrer Mutter erzählt haben, dass es einen Mann gebe, der sie verfolge. „Der soll ihr angedroht haben: Im November hole ich dich. Das klingt im Nachhinein so mysteriös und grauenvoll, weil es ja nun auch der Tattag, der 27. November, war“, sagt Matthias Waldraff, der Anwalt der Familie.

Den Namen des Mannes, von dem sich Annika bedroht fühlte, wollte sie damals nicht preisgeben. Auch der eindringlichen Bitte ihrer Mutter, sich damit an die Polizei zu wenden, kam sie nicht nach. Nach diesem Hinweis nahm die Polizei intensive Ermittlungen auf und konnte den unbekannten Mann in der Region Rostock orten – doch auch diese Spur blieb ohne Erfolg.

Lese-Tipp: Tatort Nord! Timo M. versteckte zwei Jahre lang eine Leiche auf dem Dachboden

Zwei Jahre nach dem Mord hat die Polizei die letzten Hinweise abgearbeitet und stellt die aktiven Ermittlungen aufgrund fehlender neuer Ansätze ein. Doch Anwalt Matthias Waldraff hofft nach wie vor, dass die Polizei durch technische Neuentwicklungen noch eine tragfähige Spur entwickeln kann. „Wir werden, glaube ich, diesen Fall irgendwann aufklären können“, sagt Waldraff. „Da haben wir noch ganz viel Zeit – Mord verjährt nicht“, sagt der Anwalt der Familie. Auch 14 Jahre später gibt es vereinzelt immer noch neue Hinweise im Mordfall Annika B., denen Matthias Waldraff akribisch nachgeht.

Auch die Polizei hofft noch immer auf Hinweise, die zu einem Täter führen. Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Hannover unter der Rufnummer 0511 109 5555 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

Verwendete Quellen: Eigenrecherche RTL, Polizei Hannover