Das Leben mit Autismus
Konstanze braucht täglich 18 Wecker, ihre Woche hat 3 Tage

Was für viele Alltag ist, ist für sie purer Stress.
Menschen mit Autismus brauchen klare Strukturen und ausreichend Pausen. So auch Konstanze Vogel. Um anderen mit der Spektrumstörung zu helfen, gründet sie die Initiative Spektrumtags. Aber wie ist das Leben mit Autismus?
„Das Gehirn funktioniert einfach anders“
Autismus hat - wie viele andere Krankheiten - unterschiedlichste Facetten. Autismus heißt also nicht gleich Autismus. „Letztendlich geht es ja nur um eine andere Art des Denkens, oder das Gehirn funktioniert einfach anders, als bei nicht autistischen Menschen“ erklärt Konstanze Vogel im Gespräch mit RTL. Termine oder Familienfeiern sind für viele Alltag. Für Konstanze Vogel bedeuten die aber eine pure Reizüberflutung. Sie muss viele Pausen einplanen, oft ist das eine große Herausforderung für ihren Alltag. „Für mich hat eine Woche nicht sieben Tage im Kalender, um soziale Kontakte wahrzunehmen, sondern eigentlich nur zwei bis drei“, erzählt sie weiter.
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Bei Konstanze Vogel klingeln 18 Wecker am Tag
Genaue Ablaufpläne helfen Konstanze Vogel ihren Alltag zu bewältigen. Dafür klingeln 18 Wecker am Tag, um sie an ihre Aufgaben zu erinnern. Auch ihr Sohn ist Autist. Sie beide gehören zu den ein Prozent der Bevölkerung, die von der Autismus-Spektrumsstörung (ASS) betroffen sind. Insgesamt sind das ca. 800.000 Menschen in Deutschland. Bei Jungen kommt ASS viermal häufiger vor als bei Mädchen.
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Initiative für Menschen mit Autismus
Konstanze will anderen Menschen mit Autismus helfen und gründet die Initiative Spektrumtags. Sie hilft Menschen, ihre Bedürfnisse mithilfe von Hashtags zu äußern. Das Konzept soll Betroffenen so beispielsweise den Besuch eines Friseurs oder einer Veranstaltung erleichtern. Dritte können sich dann über die Hashtags informieren und das Verständnis für Autismus stärken. Schon jetzt gibt es erste Partner wie das GOP Hannover, dass mit Konstanze zusammenarbeitet und spezielle Plätze für autistische Menschen anbietet.

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Alle können helfen
„Es ist wirklich einfach umsetzbar, wenn man die Gegebenheiten hat. Bei uns ist das zum Beispiel mit der Wand im Rücken. Es gibt solche Plätze, die müssen wir nicht erst schaffen und dadurch war die Umsetzung sehr einfach möglich”, erklärt Carolina Grafe vom GOP Hannover im Gespräch mit RTL. Konstanze Vogel möchte ihre Initiative in Zukunft ausweiten und so das Verständnis für die Spektrumsstörung weiterhin stärken – sodass alle zusammen, den Betroffenen im Alltag helfen können.