Ex-Mordermittler Peter Schnieders gibt EinschätzungWieder Bewegung im Fall Rebecca: Was können die Ermittler nach so langer Zeit überhaupt noch finden?

Ist schon zu viel Zeit vergangen?
Im Fall der seit 2019 vermissten Rebecca Reusch aus Berlin suchen Ermittler weiterhin nach Antworten – auch am Dienstag geht der Einsatz im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree weiter. Ex-Mordermittler Peter Schnieders erklärt im RTL-Interview, welche Spuren jetzt überhaupt noch gefunden werden könnten – und warum der Fundort einer Leiche alles entscheidet.
Leichenspurhünde könnten immer noch anschlagen
Entscheidend sei der Ort, an dem die Leiche sich befindet. „Wenn sie im Freien abgelegt worden ist, wird es sehr problematisch werden, da noch etwas zu finden”, lautet Schnieders Einschätzung. Mehr Chancen auf Spuren bestünden hingegen, wenn der Leichnam in Erde versenkt oder in etwas eingepackt worden wäre. Wäre dies der Fall sei es für ausgebildete Leichenspürhunde zwar schwieriger etwas zu finden, aber nicht unmöglich. „Durch die Zersetzung von Plastikmaterial geraten irgendwann Verwesungsgerüche an die Oberfläche und dringen auch durchs Erdreich und die kann der Hund riechen.”

Nach über sechs Jahren wäre es jedoch schwierig, noch Fingerabdrücke zu erkennen, so der Experte. „Es könnten möglicherweise auch Körpersekrete verschwunden sein, die man nicht mehr nachweisen kann, falls ein Missbrauch oder eine Vergewaltigung stattgefunden hat.” Dies sei immer von der Lage und der Liegezeit des Leichnams abhängig. An der Kleidung wäre es aber möglich, eventuell noch Spuren zu finden.
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Wurde Rebecca in einem Teppich wegtransportiert?
Die damals 15-jährige Rebecca Reusch verschwand am Morgen des 18. Februar 2019 aus dem Berliner Stadtteil Britz im Bezirk Neukölln. Die Polizei und ihre Familie berichten, dass sie die Nacht zuvor im Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers verbracht habe. Seit diesem Tag fehlt von ihr jede Spur. Die Ermittler vermuten bereits seit Längerem, dass ihr Schwager Florian R., heute 33 Jahre alt, für ihren Tod verantwortlich sein könnte. Er selbst weist die Vorwürfe aber zurück.
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„Es gab ja genügend Hinweise auf den möglichen Täter”, sagt Schnieders. Für den erfahrenen Ex-Ermittler wirft vor allem der fehlende Teppich im Wohnzimmer des Schwagers Fragen auf. Er vermutet: „In dem Teppich ist offensichtlich jemand wegtransportiert worden.” Weder die Familie noch die Polizei bestätigt, diesen weggenommen zu haben, also sei dies die einzig logische Erklärung. „Es gibt genügend Beispiele in der Vergangenheit, wo man Leichen mit Teppichen weggeschafft hat, weil es unverfänglich ist, wenn jemand einen Teppich ins Auto lädt.”

Polizei durchsucht Grundstück der Großeltern von Florian R.
Am Montag durchsuchten Ermittler ein Grundstück in Tauche südöstlich von Berlin. Es gehört den Großeltern von Florian R. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft gibt es Hinweise darauf, dass der damals 27-Jährige Rebecca getötet und ihre Leiche oder persönliche Gegenstände zumindest zeitweise auf dem Gelände versteckt haben könnte.
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Bei dem großangelegten Einsatz suchten die Ermittler gezielt nach Spuren, Beweismitteln und möglichen Gegenständen, die Rebecca gehört haben könnten. Dabei kamen Spürhunde, ein Bagger, eine Drohne, Videotechnik und ein Bodenradar zum Einsatz. „Mit einem Bodenradar kann man mit Radarwellen den Boden durchforsten und Gegenstände entdecken, die da nicht hingehören”, erklärt Schnieders. Er befürwortet die Maßnahme: „Da sollte man jeden Zentimeter abgraben.” Zur Frage, ob es bisher schon relevante Funde gab, äußerten sich die Ermittler zunächst nicht.

Trotz der vielen Jahre ohne Durchbruch bleibt Ex-Mordermittler Peter Schnieders zuversichtlich, dass der Fall Rebecca eines Tages aufgeklärt wird. „So ein Fall geht niemals verloren, sondern wird immer wieder hochgeholt”, sagt er. Jeder neue Hinweis könne neue Ermittlungen anstoßen und am Ende sei eines entscheidend: „Alles steht und fällt mit der Leiche von Rebecca, wenn sie denn gefunden wird.”
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherchen