Vermisste Lina (15) aus dem Elsass
Staatsanwalt bestätigt grausame Vermutung - kann der Fall jetzt noch gelöst werden?

Ins Auto geworfen, gefesselt und dann...?
Auch ein Jahr nach der vermutlichen Entführung der 15-jährigen Lina bleiben bei den französischen Ermittlern viele Fragen offen. Ein 43-Jähriger ist dringend tatverdächtig – aber er wird nicht mehr zur Lösung des Falls beitragen.
Der Staatsanwalt bestätigt eine grauenvolle Theorie
Sie wollte nur ihren Freund in Straßburg besuchen: Aber auf dem Fußweg von ihrem Zuhause im ländlichen Elsass zum nahegelegenen Bahnhof verschwindet Lina spurlos. Ein Jahr später bestätigt der verantwortliche Staatsanwalt am Donnerstag (19. September), was Freunde und Familie lange vermuteten: Alle Beweise deuten auf ein grausames Verbrechen hin. Den Wichtigsten von ihnen stellen Ermittler im Juli in der ostfranzösischen Stadt Besançon sicher: Ein gestohlener Ford Puma, der in Baden-Württemberg registriert war. Im Kofferraum des Kleinwagens finden Fahnder zwei Stricke. Ein DNA-Test beweist: Sowohl der Autodieb Samuel G. als auch Lina hatten das Seil berührt. „Das deutet darauf hin, dass Lina zu einem Zeitpunkt gefesselt war”, erklärt Staatsanwalt Alexandre Chevrier.
Im Video: Die Mutter von Lina gibt die Hoffnung nicht auf
So lief die Entführung vermutlich ab
Am Morgen des schicksalhaften 23. September 2023 soll Samuel G. die erste Straftat des Tages begangen haben: Um 9.23 stiehlt er an einer Tankstelle in der Nähe von Freiburg in Deutschland Kraftstoff: Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen, dass er zu dem Zeitpunkt noch alleine im Auto ist. Rund zwei Stunden später und eineinhalb Autostunden entfernt verschwindet Lina nahe ihrem Zuhause in den französischen Vogesen. Videoaufnahmen beweisen, dass auch Samuel G. mit seinem Auto zur selben Zeit im Ort ist. Warum der mutmaßliche Entführer gerade das kleine Saint-Blaise-la-Roche in den französischen Vogesen aufsucht? „Diese Frage bleibt ohne Antwort”, muss Staatsanwalt Chevrier zugeben. Gut möglich, dass Lina ein Zufallsopfer ist: Der Staatsanwalt geht davon aus, dass G. die 15-Jährige am Straßenrand überfällt, fesselt und anschließend mit ihr im Kofferraum flüchtet.
Samuel G. begeht Suizid
„Ich leide zu viel, es ist besser so.” Das schreibt Samuel G. in einem Abschiedsbrief, bevor er sich im Juli selbst tötet. Der 43-jährige Familienvater leidet an psychischen Problemen. Durch den Suizid entgeht er einem Prozess, kann zur Aufklärung des Falles nicht mehr beitragen.
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Die französische Staatsanwaltschaft will weiter ermitteln: Zu viele Fragen bleiben noch offen. Darunter auch, ob Samuel G. für andere Verbrechen verantwortlich gewesen sein könnte. Dass Lina nach all den Monaten noch am Leben ist – diese Hoffnung haben mittlerweile fast alle aufgegeben. (fga)