Joscha L. (26) saß im Unglückszug von Biberach„In dem Moment dachte ich, ich sterbe einfach”

Joscha L. wird bei dem Zugunglück in Biberach verletzt.
Joscha L. liegt mit Prellungen und Schürfwunden im Krankenhaus.
RTL
von Romy Schiemann, Samira Bonneik und Michelle Seidel

Stille, Schock, dann Schreie!
So beschreibt Joscha L. die Sekunden nach dem Aufprall. Der 26-Jährige ist gerade auf dem Heimweg von einem Besuch bei seiner Familie, will aufgrund des starken Regens eigentlich einen Zug später nehmen – entscheidet sich dann aber doch für den Regio, der im Kreis Biberach (Baden-Württemberg) verunglückt.

„Plötzlich war alles still!”

Im Kreis Biberach entgleist am 27. Juli 2025 ein Personenzug. Drei Menschen sterben bei dem Unfall, 50 werden verletzt. Einer von ihnen ist der 26-jährige Joscha L. Er hat Prellungen, einige Schürfwunden. Sie zeigen, wie stark der Aufprall gewesen sein muss.

Joscha L. schaut gerade auf sein Handy und hört Musik, als der Regionalexpress entgleist: „Plötzlich hat es einen richtigen Schlag getan und der Zug ist richtig gehüpft”, berichtet er aus seinem Krankenhausbett heraus. Der gelernte Veranstaltungstechniker wird von seinem Sitz geschleudert und prallt gegen eine Wand. „Eine Millisekunde war einfach so alles eingefroren. Und dann hat man plötzlich gehört, wie alle Leute schreien. Und einem ist klar geworden, das ist jetzt die Situation, mit der wir jetzt irgendwie umgehen müssen”, sagt Joscha im RTL-Interview.

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Unter Joscha L. ist eine Frau eingeklemmt

Sichtlich mitgenommen von dem schrecklichen Unfall erzählt Joscha im Gespräch mit RTL von seinen Eindrücken. Er berichtet von mehreren Verletzten, die genau wie er, zwischen den Trümmern eingeklemmt waren. Dabei ringt der junge Mann mit den Tränen. „Mein Sitz ist abgebrochen und auf uns drauf geflogen und unter mir lag noch eine Frau. Niemand konnte sich richtig bewegen”, beschreibt er die schreckliche Szene.

Nachdem ein weiterer Mann und er die Frau befreien konnten, halfen die beiden ihm: „Dann haben wir mit einem Schlüssel meinen Pulli zerschnitten, weil ich auch in einem Sitz eingeklemmt war”, erzählt Joscha L.. Kurz darauf befreit die Feuerwehr alle Passagiere aus dem Zug. Der junge Mann und die anderen kommen in ein Evakuierungszentrum, werden dort versorgt. Das Erlebnis hinterlässt Spuren: „Ich konnte halt ganz am Anfang gar nicht laufen, musste gestützt werden. Es hat auch beim Atmen wehgetan.” Mittlerweile seien die Schmerzen weniger geworden, aber der Schock sitze immer noch tief. Er wolle psychologische Hilfe annehmen, um das traumatische Ereignis zu verarbeiten.

Starkregen sorgte für den verhängnisvollen Erdrutsch

Am Sonntagabend war ein Regionalexpress nach bisherigen Erkenntnissen wohl infolge eines Hangrutsches entgleist. Auslöser soll Starkregen gewesen sein. „Das Wasser löste einen Erdrutsch im Böschungsbereich zu den Gleisen hin aus, was wiederum wohl die Entgleisung verursachte”, teilte die Polizei mit. Ein 36-jähriger Auszubildender, eine 70-jährige Reisende und der Lokführer (32) starben bei dem Unglück. 50 Menschen wurden verletzt, darunter mehrere schwer.