In Nobel-Villa festgenommenTrotz Insolvenz: Verstecke Pleite-Milliardär René Benko teure Waffen und Luxusuhren?

Die Abwärtsspirale geht weiter!
Einst war René Benko ein gefeierter Baulöwe, heute ist von dem Ruhm nicht mehr viel übrig. Stattdessen ist er zahlungsunfähig. Am Donnerstag wird er sogar festgenommen. Die Vorwürfe wiegen schwer. Hat er Teile seines Vermögens verschleiert?
Pleite-Millionär René Benko in Villa festgenommen
Es ist Donnerstagmorgen: Der einstige Immobilien-Tycoon René Benko wird in seiner Villa festgenommen. Außerdem habe es mehrere Hausdurchsuchungen in Benkos Büroräumen, in einem Nobel-Chalet in Lech am Arlberg sowie an seinem Wiener Wohnsitz gegeben. Grund für die Festnahme seien unter anderem sowohl Tatbegehungsgefahr als auch Verdunkelungsgefahr.
Der Gründer der insolventen Signa-Gruppe stehe im Verdacht, Vermögenswerte gegenüber Gläubigern und Behörden verheimlicht zu haben, hieß es von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKSta) in Wien. Mittlerweile gilt die Pleite seines Imperiums als „der wohl größte und spektakulärste Wirtschaftskrimi in der Geschichte Österreichs“. Immer wieder tauchen neue und schockierende Details auf.
Lese-Tipp: Nach Benko-Pleite – Insolvennz von Galeria Karstadt Kaufhof
Video-Tipp: Aufstieg und Fall Rene Benko
Gläubiger wollen 2,4 Milliarden Euro von Benko
Der österreichische Unternehmer hatte mit seiner Signa-Gruppe ein großes Portfolio aufgebaut, zu dem auch die deutschen Kaufhausgruppen KaDeWe und Galeria gehörten. Im Zuge steigender Zinsen, Energiepreise und Baukosten brach das verschachtelte Firmenkonstrukt zusammen. Nach Angaben des Insolvenzverwalters summiert sich die Summe der Forderungen an Benko auf etwa 2,4 Milliarden Euro. Die Ermittlungen richten sich gegen Benko und gegen die Geschäftsführungen der verdächtigten Töchter.
Teure Waffen und Luxusuhren vor Insolvenzverfahren versteckt?
Benko ist nach demnach zahlungsunfähig, doch immer wieder erregte er mit Berichten über seinen luxuriösen Lebenswandel Aufsehen. Die Staatsanwaltschaft war ihm auf den Fersen: Seine Telefonate wurden überwacht, sein Nachrichtenverkehr wurde ausgewertet, und seine Geschäftspartner und Mitarbeiter wurden befragt.
Laut WKStA ergaben die Ermittlungen, dass Benko im Rahmen seines persönlichen Insolvenzverfahrens verheimlicht habe, dass er faktisch die Kontrolle über eine Familienstiftung habe. Benko soll demnach auch eine Rechnung gefälscht haben, um drei wertvolle Schusswaffen vor dem Zugriff von Gläubigern, Insolvenzverwaltern und Behörden zu entziehen. Auch Uhren und andere Vermögenswerte seien verborgen oder ohne angemessene Bezahlung verkauft worden. Investoren seien mittels eines „Geldkarussells“ im Rahmen einer Kapitalerhöhung getäuscht worden. Benkos Anwalt äußerte sich nicht zu den Vorwürfen.
Zuvor waren schon Ermittlungen wegen mutmaßlichen Kreditbetrugs und eines mutmaßlichen Bestechungsversuchs bekannt. Außerdem steht der Ex-Milliardär im Verdacht, Teile seines Vermögens unrechtmäßig beiseitegeschafft zu haben. Benkos Anwalt hat auch diese Vorwürfe bestritten.
Gegen den Österreicher wird auch wegen mutmaßlichen Betrugs im Zusammenhang mit staatlichen Corona-Geldern ermittelt. Dabei geht es um Hilfsgelder für das luxuriöse „Chalet N“ im Skiort Lech am Arlberg. Untersucht wird, ob die Corona-Gelder als wirtschaftliche Unterstützung während der Pandemie genutzt oder für andere Zwecke missbraucht wurden.
Auch in Italien und Deutschland wird gegen Benko ermittelt
In Italien wird ebenfalls gegen ihn ermittelt. Zuletzt sei sogar ein Haftbefehl gegen Benko erlassen worden. Auch in Deutschland wird gegen Benko ermittelt. Die WKStA habe jüngst ein Joint Investigation-Team (JIT) mit den Staatsanwaltschaften Berlin und München I gebildet. Dadurch sei es möglich, im Verfahrenskomplex unbürokratischer und effizienter grenzüberschreitend zu ermitteln, hieß es.
Laut WKStA geht es um einen Verdachtsfall rund um das sogenannte Projekt Franz am Bahnhofsplatz in München. Benko und ein weiterer Verdächtiger sollen einen ausländischen Staatsfonds dazu gebracht haben, mit Anleihen in das Büro-, Wohn- und Geschäftshaus zu investieren. Der Erlös der Anleihen soll jedoch großteils zweckwidrig verwendet worden sein, so die Ermittler.
Mit jungen Jahren Aufstieg zum Milliardär
Der 1977 in Innsbruck geborene Benko begann schon als Teenager, Dachböden zu sanieren. Er verließ das Wirtschaftsgymnasium ohne Abschluss und stieg in das Immobiliengeschäft ein. Das war der Auftakt eines spektakulären Aufstiegs zum mehrfachen Milliardär, der auch gern von der Politik hofiert wurde. (jow/dpa)