Neue Hilferufe, neue  Missstände, neue EnthüllungenDas miese Geschäft mit der Pflege! Team Wallraff undercover bei Alloheim 

Leiden hier Pflegebedürftige, weil zu wenig Personal eingesetzt wird?
Knapp drei Jahre ist es her, dass Günter Wallraff und sein Team zuletzt bei Deutschlands größter, privater Pflegeheimkette Alloheim recherchiert haben. Was hat sich seitdem getan?

Vernachlässigte Bewohner, überlastetes Personal, Unterbesetzung

Nicht genug, wie rund 70 Hilferufe aus Heimen in ganz Deutschland vermuten lassen. Die Reporter von RTL und stern haben daraufhin erneut mit Mitarbeitern von Alloheim gesprochen, mit Pflegefachkräften, Dienstleitern und Insidern. Außerdem haben sie in verschiedenen Alloheim-Häusern verdeckt recherchiert. Ihre Beobachtungen legen eklatante Missstände in mehreren Einrichtungen nahe: Vernachlässigte Bewohner, überlastetes Personal und Unterbesetzung. Zudem sehen sich die Alloheim Senioren-Residenzen dem Vorwurf ausgesetzt, in großem Stil Pflegekräfte gegenüber Pflegekassen falsch abgerechnet zu haben. Das legen interne Firmenunterlagen nahe, die dem Team Wallraffvorliegen.

Aus den Dokumenten lässt sich ableiten, dass anscheinend über Monate hinweg, zwischen Januar 2024 bis einschließlich April 2025, in durchschnittlich 130 der bundesweit rund 300 Heimen rund 430 Pflegekräfte bei den Kassen abgerechnet wurden – obwohl diese gar nicht im Dienst waren.

Alloheim weist auf Anfrage den Vorwurf zurück: „Kostenträger finanzieren der Alloheim Gruppe nicht mehr Personalkosten, als von unserem Unternehmen tatsächlich aufgewendet werden.“ Eine tatsächliche Unterbesetzung von 430 Vollzeitkräften gegenüber dem von den Pflegekassen refinanzierten Schlüssel habe nachweislich nicht bestanden. 

Die Pflegekassen prüfen den Vorgang derzeit.

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Senioren liegen teils stundenlang in ihren Ausscheidungen

Während ihrer Undercover-Einsätze beobachten die Reporter, wie Senioren dort teils stundenlang in ihren Ausscheidungen liegen, auch weil nach Angaben von Mitarbeitern aus Kostengründen an Inkontinenzeinlagen gespart werden solle. Sie sehen Senioren, die sich mitunter wund liegen, womöglich auch aufgrund mangelnder Pflege. Und sie erleben Alloheim-Mitarbeiter, die Medikamente verabreichen, obwohl sie es nicht dürfen.

Die Alloheim Senioren-Residenzen weisen die Vorwürfe über einen Anwalt schriftlich zurück. Es gebe „keine systematischen Missstände bei Alloheim“, so das Unternehmen. Behauptungen über Vorgaben, an Materialien zu sparen, seien falsch. Die Verabreichung von Medikamenten obliege ausschließlich examiniertem Pflegefachpersonal oder – in dokumentierten Fällen – auch Pflegefachassistenten. „Sollte es in Einzelfällen Fehlverhalten geben, ziehen wir die erforderlichen Konsequenzen.“ 

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Ist man hier geübt darin, Missstände zu vertuschen?

Bei ihrem Undercover-Einsatz im Alloheim in Neuss gewinnt die als Hilfskraft getarnte Reporterin zudem den Eindruck, als sei man hier geübt darin, Missstände zu vertuschen. Als die Heimaufsicht zur unangekündigten Kontrolle kommt, herrscht Aufregung. Eine Vorgesetzte sagt: „So eine schlechte Pflege, wie wir sie jetzt haben, hatten wir noch nie!“ Sie finde die Überprüfung richtig, sagt aber auch: „Die gehen gleich auf jede Station. Die gucken sich die Bewohner an.“ Doch auf Station 3 ist in dem Moment keine Pflegefachkraft in Sicht. Sollte das zutreffen, wäre das illegal.

Alloheim schreibt hierzu: „Am Tag der Prüfung durch die Heimaufsicht fehlte nachweislich kein Personal in der Einrichtung. Daher gab es auch nichts zu ‘vertuschen’.“

Hat der größte private Betreiber von Pflegeheimen in Deutschland das Wohl pflegebedürftiger Menschen aufs Spiel gesetzt – auch für den Profit? Die gesamte Recherche zeigt RTL heute ab 20:15 Uhr. Zeitgleich steht die Folge auch auf RTL+ zum Abruf bereit.(rka)