17 Menschen sterben bei Tragödie in Lissabon
Standseilbahn-Sanierung wurde kurz vor dem Unglück gestoppt

Hätte das die Katastrophe verhindert?
Bei dem Unfall der berühmten Standseilbahn Elevador da Glória in Lissabon sterben 17 Menschen, Dutzende werden verletzt. Jetzt kommt heraus: Die Sanierung war längst geplant – doch sie wurde kurz vor der Katastrophe abgesagt.
Geplante Sanierung gestoppt
Wie die portugiesische Zeitung Correio da Manhã berichtet, lief die Ausschreibung zur Sanierung bereits seit dem 28. April. Neben der Elevador da Glória sollten auch weitere Personenaufzüge überholt werden. Doch wenige Tage vor dem Unglück wird alles gestoppt. Der Grund: Die Angebote sind zu teuer, sprengen das Budget von 1,9 Millionen Euro. Brisant: Laut Medienberichten wurde die Bahn seit Ende August nicht mehr täglich gewartet – besonders die entscheidenden Zugseile sollen in dieser Zeit nicht überprüft worden sein.
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Betreiber rechtfertigt sich
Betrieben wird die Bahn von der Firma Carris. Präsident Pedro Bogas betont gegenüber lokalen Reportern, dass in den letzten Jahren eine externe Firma für die Wartung der Anlagen zuständig war und die Kontrollen durchführte. Auf ihrer Webseite erklärt Carris: „Alle Wartungsprotokolle wurden durchgeführt und eingehalten.“ Gemeint sind Inspektionen im Tages-, Wochen- und Monatsrhythmus sowie eine große Wartung im Jahr 2022. Ob das stimmt, müssen die Ermittler nun prüfen.
Nach dem Unglück hat die Stadt sofort reagiert: Alle Standseilbahnen in Lissabon, bis auf drei, bleiben ab sofort stillstehen, bis sie strengsten Inspektionen unterzogen wurden.
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So funktioniert eine Standseilbahn
Doch wie konnte es überhaupt zu diesem Horror-Unfall kommen? Markus Dorschner, Betriebsleiter der Standseilbahn in Dresden, erklärt im Gespräch mit RTL: „Man hat zwei Wagen, die durch ein Zugseil miteinander verbunden sind. In Lissabon allerdings haben die Wagen ihren eigenen Antrieb und ziehen sich gegenseitig hoch und runter.“
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Seilbahnexperte Stefan Salzmann ergänzt: „Es gibt es sogenanntes Schienenfangbremssystem. Das sind zwei Zangen, die sich an der Schiene festklemmen und die Bahn im Notfall stoppen. Wenn das Zugseil reißt, müsste dieses System greifen.“ Doch genau das ist in Lissabon offenbar nicht passiert.
Verwendete Quellen: Correio da Manhã, eigene RTL-Recherche