Stalking-Prozess in Leicester „Liebe Mama ...” – das schrieb Fake-Maddie Julia W. in ihrem Brief an die McCanns

*NO UK* Julie Wendelt Delivers Letter For Kate And Gerry McCann At 17th Anniversary Vigil For Maddie McCann - 03 May 2024
Julia W. beim Gedenken zu Madeleine McCanns Verschwinden im Jahr 2024 (Archivbild)
Splash/Shutterstock

„Alles Liebe, Madeleine”
Diese Worte müssen Kate McCann wie ein Faustschlag getroffen haben. Vor mehr als 18 Jahren verschwindet ihre damals dreijährige Tochter Madeleine aus einer Ferienanlage in Portugal. Seit einigen Monaten behauptet nun eine junge Frau aus Lubin in Polen, sie sei das vermisste Mädchen. Julia W. geht sogar so weit, den McCanns einen Brief zu schicken - unterzeichnet mit dem Namen des geliebten Kindes.

Julia W. wegen Stalking von Kate und Gerry McCann angeklagt

PK Kate und Gerry McCann
Gerry und Kate McCann währen einer Pressekonferenz kurz nach Maddies Verschwinden (Archivbild)
DPA PA

Die Eltern der seit 2007 vermissten Madeleine McCann schildern in einem Stalking-Prozess vor dem Crown Court in Leicester unzählige Versuche der Kontaktaufnahme durch die junge Frau, die sich als Maddie ausgibt. Sowohl Vater Gerry als auch Mutter Kate berichten über dutzende Telefonanrufe durch Julia W. (24). Zusammen mit einer 61-jährigen Mitangeklagten taucht sie im Dezember 2024 auch unangekündigt bei deren Haus auf. Das britische Ehepaar schickt die Frauen weg: „Sie bereiten uns eine Menge Kummer, hören Sie auf damit.” Einen Tag später kehren Julia W. und Karen S. mit einem Brief in der Hand zurück, berichtet The Guardian. Adressiert an „Mum (Kate)”, so Staatsanwalt Michael Duck.

„Liebe Mama (Kate), es tut mir so leid, dass ich dir so viel Kummer bereitet habe, aber als ich dich gestern sah, waren meine Gefühle so stark. Ich fühlte eine enge Verbindung zu dir. Ich mag es nicht, dich traurig zu sehen“, beginnt Julia W. ihren Brief. Sie habe „Erinnerungen und viele Beweise” gesammelt, die unterstützen würden, dass sie die lang vermisste Tochter sei, behauptet die 24-Jährige: „Ich möchte nur die Wahrheit herausfinden.”

Lese-Tipp: Gedenken an vermisste Maddie McCann - plötzlich taucht SIE auf

Video-Tipp: Hauptverdächtiger im Fall Maddie McCann gibt erstes Interview nach Haftentlassung

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Julia W. behauptet: Ich bin Maddie McCann

Ab Juni 2022 sucht Julia W. immer wieder mit ihrer wilden Theorie die Öffentlichkeit: „Ihre Behauptung in den folgenden zweieinhalb Jahren war daher, dass sie entführt und nach Polen gebracht worden sein müsse, wo sie mit Menschen lebte, von denen man ihr fälschlicherweise sagte, sie seien ihre Eltern”, erläutert der Staatsanwalt. Klarheit erhofft sich die Polin damals durch einen DNA-Test. In ihrem Brief kritisiert die 24-Jährige Kate McCanns Entscheidung, diesen abzulehnen. Sie schreibt: „Ich glaube, tief in deinem Herzen glaubst du und weißt, wer ich bin und dass ich deine Tochter bin.”

Lese-Tipp: DNA-Test verändert alles! Sie ist nicht Maddie McCann

Maddie McCann
Dieses Bild ihrer Tochter veröffentlichen die Eltern kurz nach dem Verschwinden (Archivbild)
dpa

Maddies Vater Gerry McCann hat nach eigener Aussage immer noch einen „Funken Hoffnung”, seine Tochter wiederzusehen. Aber mit Blick auf Julia W. sagt er laut Daily Mail sehr deutlich: „Wir wissen, dass sie nicht unsere Tochter ist.“ Kate McCann ergänzt: „Ich kann nicht sagen, wie Madeleine jetzt aussieht, aber wenn ich ein Foto von ihr sähe, würde ich sie erkennen”, wie die Nachrichtenagentur PA schreibt.

Lese-Tipp: Stalkerin Julia W. schreit Mutter der vermissten Maddie McCann vor Gericht an

Julia W. schreibt Brief im Namen von Madeleine McCann

Julia W. indes ist damals wie heute überzeugt von ihrer Behauptung. In ihrem Brief unterstellt sie Kate McCann Angst zu haben: „Was auch immer dich ängstigt, denk einfach daran, dass du stärker bist. Gestern habe ich viel Fürsorge und Liebe in deiner Stimme gehört.” Sie hoffe, dass Kate McCann mit ihr Kontakt aufnehme und unterschreibt mit „Alles Liebe, Madeleine x.“ (Anmerkung der Redaktion: Das x neben einer Unterschrift steht im englischen Sprachraum für einen Kuss). Staatsanwalt Michael Duck spricht vor Gericht von einer „letzten, grausamen Unterschrift“.

Als Julia W. schließlich versucht, mit Maddies Schwester Amelie Kontakt aufzunehmen, verständigen die McCanns die Polizei, die sie und ihre Unterstützerin Karen S. festnimmt. „Wenn Menschen behaupten, deine vermisste Tochter zu sein, die du so lange nicht gesehen hast, geht dir das nahe. Aber es schadet auch der Suche nach Madeleine”, sagte Gerry McCann der BBC zufolge. Der Prozess wird fortgesetzt, ein Termin für die Urteilsverkündung ist bislang nicht bekannt. (lha)

Verwendete Quellen: dpa, The Guardian, Daily Mail, The Mirror