Keine Kugel trafPolizei stellt klar: Brombachsee-Wels wurde gar nicht erschossen

Ein Polizist erschießt Ende Juli einen Wels in Bayern, der mehrere Schwimmer in einem See verletzt hat
Die Polizei hat den Wels aus dem Brombachsee offenbar nicht erschossen.
Polizei Mittelfranken/dpa

Beamter posierte wie ein Großwildjäger mit dem Riesen-Fisch.
Inzwischen steht aber fest: Die Polizei Mittelfranken hat den Wels aus dem Brombachsee gar nicht getötet. Ein Beamter habe nur auf den Fisch geschossen, ihn aber nicht erschossen, bestätigt die Polizei auf RTL-Anfrage.

Polizist feuerte dreimal auf Wels, traf aber nicht

Nachdem der Wels an dem Wochenende mehrere Badegäste verletzt hatte, wurde entschieden, das Tier zu erlegen. In einer Pressemitteilung vom 21. Juni heißt es: „Hierzu schoss ein Polizeibeamter zunächst mit seiner Dienstpistole auf den Waller. Zwei hinzugezogene Angler bargen im weiteren Verlauf den schweren Fisch mit einem Boot aus dem Brombachsee.” RTL und mehrere weitere Medien hatten daraufhin berichtet, dass die Polizei den Fisch erschossen hatte.

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Dass der Fisch die Polizeischüsse überlebte, war anfangs noch nicht klar. Wie die Passauer Neue Presse berichtet, wurden drei Schüsse auf den Wels abgegeben. Die Polizei bestätigte das im Gespräch mit RTL. Keins der Projektile soll die Haut des Fischs durchdrungen haben. Das Tier habe keine Schusswunden gehabt. Möglicherweise könnte aber eine Kugel den Fisch so gestreift haben, dass er danach benommen war und sich leichter fangen ließ.

Angler ziehen Wels aus Brombachsee und töten ihn

Angler zogen den Brombachsee-Wels schließlich an Land und machten kurzen Prozess mit ihm. Davon geht auch die Tierschutz-Organisation Peta aus. „Der Fisch wurde zunächst von einem Polizisten angeschossen und anschließend von Anglern getötet“, schreiben die Tierrechtler in einer Pressemitteilung und wollten gegen alle Beteiligten Strafanzeige einreichen.

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Das 90-Kilo-Tier, das letztendlich als Fischfilet mit Kartoffeln und Gemüse in einem Wirtshaus serviert wurde, hatte am 20. Juni mehrere Schwimmer im Brombachsee gebissen und verletzt. Welse können zwar sehr groß werden, sind normalerweise aber nachtaktiv und greifen keine Menschen an. Nur während der Laichzeit von Mai bis Juni kann es nach Angaben der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zu Attacken auf Badende kommen, wenn diese dem Gelege versehentlich zu nahe kommen.

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Wels wollte wohl nur seine Brut verteidigen

Am Brombachsee war das aus Sicht von Fachleuten der Fall, weil der See zurzeit einen relativ niedrigen Wasserstand hat. In der Regel legen Welse ihre Eier in einer Mulde in der Nähe bewachsener Ufer ab. Nun mussten die Fische in tieferes Wasser ausweichen und wählten ausgerechnet Stellen in der Nähe von Badeinseln.

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Dass es weitere Fälle in diesem Jahr geben wird, ist eher unwahrscheinlich. Die Laichzeit wird nach Angaben des Fischereiverbands Mittelfranken in diesen Tagen enden, sodass die Welse ihr Gelege nicht mehr beschützen.

Das Landratsamt ließ zudem alle Badeinseln und Badestellen mit einem Echolot untersuchen. Nun gab die Behörde Entwarnung: Es habe keine Hinweise auf weitere Welse an diesen Stellen gegeben. Trotzdem sollen Angler die Badestellen in den nächsten ein bis zwei Wochen verstärkt absuchen. (jgr, mit dpa)