Betrunken setzt er die Segel – mit Rum und Rückenwind

Für einen letzten Moment Freiheit! Obdachloser „Jack Sparrow“ kapert Segelboot auf Mallorca

Zwei Obdachlose gerieten vor der Küste Mallorcas in Seenot. (Symbolbild)
Im Jachtclub San Antonio kapern die beiden Obdachlosen ein Segelboot. (Symbolbild)
Clara Margais/dpa

Die Nacht beginnt mit einer Flasche Whiskey – und endet auf hoher See.
Zwei Männer ohne Zuhause, ohne Plan, aber mit einer Sehnsucht, die größer ist als jede Regel – oder als jeder Pegel.

Eine Whiskey-Laune wird zur Jacht-Tour

Pedro lebt seit sieben Monaten im Flughafen von Palma de Mallorca. Kein Bett, keine Zukunft – nur Beton, Schlafsack und tägliche Demütigungen. Doch an seinem 59. Geburtstag am 21. April will er raus. „Wir haben eine Flasche Whiskey in der Terminalhalle getrunken – und dann... dann sind wir einfach los”, erzählt Pedro der spanischen Zeitung Ultima Hora.

An Bord wird erstmal getrunken, dann kaufen sie Tabak

Zusammen mit einem ebenfalls obdachlosen Kumpel entert er ein zwölf Meter langes Segelboot im Hafen von Can Pastilla. „Die Schlüssel lagen in einem Körbchen. Wir haben nichts aufgebrochen.” An Bord finden sie Rum, Tequila und Bier – aber kein Essen. „Die Leute sagen, wir haben uns den Bauch vollgeschlagen – stimmt nicht. Getrunken haben wir, ja. Aber nichts gegessen”, so Pedro. Dafür feiern sie durch. Am Samstagmorgen (19. April) heißt es: Leinen los. Ziel: Die balearische Insel Cabrera. Zwischendurch wollen sie anlegen „nur um Tabak zu besorgen, wir hatten keinen mehr.”

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„Ich wollte einfach nur Freiheit spüren“

Pedro, so sagt er, hatte selbst einmal ein Boot und verfüge deshalb über Schifffahrt-Kenntnisse. „Wenn du jeden Tag auf Beton schläfst, ständig vertrieben wirst… Irgendwann willst du nur noch weg“, sagt er im Interview mit Ultima Hora und schaut auf seinen Schlafplatz in der Flughafenhalle.

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Er beschreibt die zwei Nächte auf See als „magisch”. Sterne, Stille, das Schaukeln des Boots. „Ich wollte einfach nur Freiheit spüren – und mal wieder in einem Bett schlafen.”

Kapitän ohne Kurs, aber mit Gewissen

Als der Alkohol nachlässt, kommt die Realität zurück – die Orientierung auf hoher See allerdings nicht. Pedro gibt selbst den Standort an, ruft die Seenotrettung. „Ich habe mich gestellt. Ich weiß, was wir gemacht haben war falsch”, erzählt er. Der Besitzer des Bootes sieht das weniger romantisch und spricht davon, dass die beiden Obdachlosen sein Boot verwüstet und die Kabinentür aufgebrochen hätten. Pedro gibt zu: „Wir haben mehrere Bierdosen herumliegen lassen, ein Kissen auf dem Boden, die Schottwand ist eingestürzt, aber sonst nicht viel.”

Die beiden Seeräuber seien erleichtert gewesen, als das Boot der Guarda Civil eintraf.
Die beiden Seeräuber seien erleichtert gewesen, als das Boot der Guarda Civil eintraf.
Guardia Civil Espana/dpa

Er rechnet mit Gefängnis, da er die empfindliche Geldstrafe, mit der beide Möchtegern-Kapitäne nun rechnen müssen, nicht zahlen könne. Doch Pedro meint: Nichts rechtfertigt ein Verbrechen, aber wer nichts hat, hat nichts zu verlieren. (nha)