15 Jahre nach dem Albtraum

Was wurde aus den Loveparade-Verantwortlichen?

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Vor 15 Jahren starben durch die Massenpanik bei der Loveparade 21 Menschen, verantwortliche Personen wurden nie verurteilt.
Christoph Reichwein/dpa
von Johanna Grewer und Claire Luna Auselt

Aus Lebensfreude wurde Todesangst.
Vor dem Zu- und Abgang des Loveparade-Geländes am ehemaligen Duisburger Güterbahnhof drängten sich am 24. Juli 2010 tausende Technofans in einen Tunnel. Nach der Massenpanik der Schock: 21 Tote und über 600 Verletzte. Bis heute bleibt das Gefühl, dass sich nicht ausreichend um die Sicherheit gekümmert wurde. Aber was ist aus den Verantwortlichen des Unglücks geworden?

Reisebüro statt Rathaus

Nach der Tragödie 2010 auf der Musikveranstaltung, bei der 21 Menschen durch eine Massenpanik ums Leben kamen, haben sich die zu dem Zeitpunkt Verantwortlichen schnell umorientiert. Der Ex-Bürgermeister von Duisburg Adolf Sauerland wurde 2012 mit einem Bürgerentscheid abgewählt und hat seine politische Karriere dann komplett aufgegeben. Mittlerweile arbeitet er nach RTL-Recherchen in einem Reisebüro in Duisburg. Immer wieder gab Sauerland in der Vergangenheit Interviews, in denen er die Mitverantwortlichkeit an den mangelnden Sicherheitskonzepten der Loveparade von sich gewiesen hat, unter anderem in der FAZ zum zehnjährigen Gedenktag an die Tragödie.

Im Video: „So etwas gönnt man niemandem”

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Loveparade-Veranstalter starb im Urlaub

Rainer Schaller war Selfmade-Multimillionär. Ende der 90er gründet er den Sportriesen „McFit“. Schallers Vermögen belief sich laut Medien auf rund 250 Millionen Euro. Im Jahr 2010 gerieten er und sein Imperium in die Schlagzeilen. Um mehr Profit zu erzielen, soll Schaller als Veranstalter der Loveparade in Duisburg an Sicherheitsmaßnahmen gespart haben. Im Oktober 2022 die tragische Nachricht: Vor der Küste Costa Ricas wurden Leichen und Wrackteile eines Privatflugzeugs gefunden. In dem Flieger saßen Rainer Schaller, seine Lebensgefährtin und ihre beiden Kinder, RTL berichtete ausführlich. Gemeinsam hatten sie eine Weltreise gemacht, alle sind bei dem Unglück verstorben.

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Im Gegensatz zu dem früheren Duisburger Bürgermeister hat der Unternehmer Schaller zumindest die moralische Verantwortung für das Unglück übernommen. „Alles Leid, was Sie seit der Love Parade in Duisburg empfunden und durchleben mussten, ist auf meiner Veranstaltung passiert” sagte Schaller 2018 in Richtung der Angehörigen während des Prozesses um die Loveparade-Katastrophe in einer vorgetragenen Erklärung. Es sei daher selbstverständlich, dass er die moralische Verantwortung übernehme. Eine unabhängige detaillierte Aufklärung der Umstände innerhalb seiner Firma folgte daraufhin allerdings nicht.

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Prozess dauerte zehn Jahre lang

Nach 183 Hauptverhandlungstagen wurde im Mai 2020 das Strafverfahren nach fast zehn Jahren eingestellt. Der Ablauf und die Ursachen des Unglücks der Loveparade konnten in der Hauptverhandlung und mit Hilfe eines Gutachtens weitgehend aufgeklärt werden. Bei der Planung und Genehmigung der Loveparade 2010 sei unter anderem die fehlende Eignung des Geländes nicht erkannt worden. Das Gericht sah die individuelle Schuld der zehn angeklagten Mitarbeiter von Rainer Schaller und der Stadt Duisburg als sehr gering an. Mehrere Aspekte hätten gemeinsam zu der Tragödie geführt. Es wurde auch berücksichtigt, dass die Angeklagten fast zehn Jahre einem Strafverfahren ausgesetzt waren. (cau)