„Du hast bestimmt noch mehr heiße Fotos?”Mandantin fühlt sich von ihrem Anwalt sexuell belästigt – jetzt muss sie zahlen!

Die 35-Jährige kämpft gegen ihren Ex-Anwalt – und hofft, dass keine andere Frau das Gleiche erleben muss.
Die 35-Jährige kämpft gegen ihren Ex-Anwalt. Sie hofft, dass keine andere Frau das Gleiche erleben muss.
RTL
von Anne Korff und Nele Hasselbusch

Kaum zu glauben, was sich dieser Anwalt erlaubt haben soll.
Jeanne D’Arc aus Hannover wirft ihrem Ex-Anwalt anzügliche Nachrichten und ungewollte Annäherungsversuche vor. Sie kündigt ihm fristlos – doch jetzt steht sie vor Gericht. Denn ihr Anwalt verklagt sie auf über 1.000 Euro Honorar.

„Heißes Bild“ – Anwalt soll Mandantin anzügliche Nachrichten geschrieben haben

Eigentlich soll der Jurist Jeanne D’Arc, die ihren Nachnamen nicht öffentlich machen möchte, nach einem Verkehrsunfall helfen – stattdessen, so sagt sie, habe er sie bedrängt. „Er hat mir bei WhatsApp geschrieben und hat meine Stories gesehen. Er hat immer sehr unangenehme Kommentare gemacht”, erzählt die 35-Jährige im Gespräch mit RTL. „Heißes Bild”, „Dein Freund hat so Glück” oder „Du hast bestimmt noch mehr heiße Fotos?” soll er ihr geschrieben haben.

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Mehrmals habe er sie auch per Videoanruf kontaktiert und zum Kaffeetrinken eingeladen. „Ich habe nie angenommen, aber es war mir unangenehm, nicht zu antworten. Deswegen habe ich dann immer mit Smileys reagiert“, sagt sie. Doch schließlich will sie ihn in seinem Büro konfrontieren. „Er war mir sehr nah und es war mir sehr, sehr unangenehm. Da dachte ich: Jetzt reicht’s.“ Sie zieht die Reißleine und kündigt ihm fristlos – wegen sexueller Belästigung.

Der Anwalt sieht ein freundschaftliches Verhältnis

Der 57-Jährige bestreitet die Vorwürfe. Sein Verhalten sei „rein freundschaftlich” gewesen, betont er im Gerichtssaal. Statt sich zu entschuldigen, klagt er seine ehemalige Mandantin vor dem Amtsgericht Hannover auf Zahlung von 1.052,18 Euro für seine Arbeit an. Im Gerichtssaal sieht der Kläger nicht einmal in die Richtung seiner ehemaligen Mandantin. Und als die Richterin fragt, ob sich die beiden einigen wollen, fällt er ihr fast ins Wort: „Ein klares Nein.”

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Richterin gibt Jeanne D’Arc teilweise Recht und trotzdem verliert sie

Tatsächlich sieht auch die Richterin das Verhalten des Anwalts kritisch. „Eine außerordentliche Kündigung dürfte durchaus infrage kommen“, erklärt Gerichtssprecher Simon Künnen im RTL-Interview. „Die Richterin meint, dass das Verhältnis so zerrüttet ist, dass es der Mandantin nicht mehr zugemutet werden kann, an diesem Mandatsverhältnis festzuhalten.“

Doch: Weil Jeanne D’Arc im Prozess nicht nachweisen kann, dass die vorherige Arbeit des Anwalts für sie wertlos geworden ist, fällt das Urteil zu seinen Gunsten aus. Sie muss das Geld zunächst zahlen – kann aber Einspruch einlegen, was ihr neuer Anwalt bereits angekündigt hat. Außerdem läuft bei der Rechtsanwaltskammer eine Beschwerde gegen den 57-Jährigen.

Vor Gericht zeigt der Anwalt keine Reue – stattdessen fordert er Geld von seiner ehemaligen Mandantin.
Vor Gericht zeigt der Anwalt keine Reue. Stattdessen fordert er Geld von seiner ehemaligen Mandantin.
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Für Jeanne D’Arc ist der Fall emotional belastend: „Ich war schockiert, dass ein Anwalt sich so benimmt. Vielleicht dachte er, ich kenne mein Recht nicht. Aber er hat nicht erwartet, dass ich bis hierher komme.” Trotz allem bleibt sie kämpferisch, auch für junge Frauen wie sie: „Für mich reicht es, wenn das alles vorbei ist. Aber was mich traurig macht, ist, dass es so viele Mädels gibt wie mich, die Hilfe von ihm brauchen.“

Verwendete Quellen: Eigene RTL-Recherche