„Sie haben keine Angst mehr vor Menschen”Schimpanse Jeje reißt Frau ihr Baby aus den Armen und schlachtet es ab

Vom friedlichen Affen zum Killer-Schimpansen!
Seit Jahrzehnten leben Mensch und Schimpansen in Frieden im westafrikanischen Bossou – bis jetzt. Denn die Tiere, die sonst so friedlich waren, zeigen sich nun von einer ganz anderen Seite. Zuletzt trifft es ein acht Monate altes Baby – tödlich.
Besondere Affen in den Wäldern von Guinea
Für die Menschen der Gemeinde sind die Schimpansen äußerst schützenswert und einzigartig. Denn die siebenköpfige Gruppe von Affen ist für ihren menschenähnlichen Gebrauch von Werkzeugen bekannt. Die Schimpansen nutzen Steinhämmer und Ambosse, um zum Beispiel Nüsse zu öffnen. Das gilt als die ausgeklügelteste Handlung, die je von einem dem Menschen so eng verwandten Tier beobachtet wurde – und ist damit einzigartig. Zu den sieben Tieren zählt auch der 27-jährige Schimpanse Jeje. Er wurde wie seine Mutter im Wald von Bossou geboren und ist die Nähe zu den Menschen gewohnt. Vermutlich wird Seny Zogba und ihrer Tochter Yoh Hélène diese Nähe zum Verhängnis.

Kinderleiche komplett verstümmelt
Die Mutter des Kindes, Seny Zogba, befindet sich gerade auf einem Maniokfeld, um zu arbeiten, als eines der Tiere plötzlich vor ihr auftaucht. Es ist Schimpansenmännchen Jeje, der für seinen Gebrauch von Werkzeugen bekannt ist. Der Affe reißt die acht Monate alte Yoh Hélène vom Rücken ihrer Mutter und verschleppt sie in den Wald. Die Leiche des kleinen Mädchens wird drei Kilometer entfernt vom Naturschutzgebiet Nimba Mountains gefunden. Laut Anwohnern ist das Baby auf brutale Art und Weise verstümmelt. Augenzeugen behaupten, dass sie ausgeweidet worden sei. Ob Jeje hierfür seine Dschungel-Werkzeuge genutzt hat, bleibt unklar.
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Dorfbewohner randalieren im Forschungszentrum
In ihrer Wut über den grausamen Tod des Mädchens wollen sich die menschlichen Bewohner. Einer der Dorfbewohner, Joseph Doré, erklärt: „Die Art und Weise, wie sie getötet wurde, hat die Bevölkerung verärgert.” Doch statt an den Affen lassen sie ihren Frust an den Wissenschaftlern aus, die die Tiere seit Jahren untersuchen. Um vor den Gefahren der Forschungsarbeit zu warnen, bringt die wütende Bevölkerung die verstümmelte Babyleiche zu der Einrichtung. Während die Forscher in ihren Fahrzeugen flüchten, zerstören die wütenden Anwohner sämtliche Gegenstände und legen Feuer. Von der Forschungsanlage sei laut dem Leiter des Bossou Instituts nichts mehr übrig.
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„Dieses Verhalten zeigen Schimpansen auch untereinander”
Anwohner Moussa Koya erklärt sich solche Vorfälle mit Nahrungsknappheit. Denn durch den Anstieg im landwirtschaftlichen Bereich und den Ausbau des Straßennetzes werden die Tiere in ihrem Waldgebiet eingeschlossen. Um ihnen dann den Zugang zu ihren Artgenossen zu verschaffen, wurde ein grüner Korridor errichtet, der die beiden Seiten der Berge verbindet. Der hat nur zum Nachteil, dass er die Bauern vertreibt und damit beide Spezies, Mensch und Affe, ohne ausreichend Nahrung zurückgelassen werden.
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Joseph Doré geht davon aus, dass der Hunger den Schimpansen zum Töten getrieben hat. Der leitende Forscher des Bossou-Instituts, Gen Yamakoshi, war nicht vor Ort, als der Vorfall sich ereignet hat. Er vertritt diesbezüglich eine andere Meinung. Im Gespräch mit der Times erklärt Yamakoshi: „Sie haben keine Angst mehr vor Menschen.” Seines Erachtens handele es sich um einen Unfall, bei dem nicht klar sei, ob es auf Nahrungsknappheit oder Aufregung zurückzuführen ist. „Dieses Verhalten zeigen Schimpansen auch untereinander. Wenn sie aufgeregt sind, können sie ihr Verhalten nicht kontrollieren.”
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In diesem Jahr sei es laut Angaben des Forschungszentrums zu mehreren Angriffen von Schimpansen auf Menschen gekommen. Insgesamt seien sechs Menschen von den Tieren im Reservat attackiert worden. Zuletzt wurde ein Teenager von einem der Affen schwer am Kopf verletzt. (rkm)