Germanwings-Absturz des Flugs 9525 hinterlässt tiefe Spuren„Ich habe dort Dinge gesehen, über die ich nie sprechen konnte“

Zehnter Jahrestag der Germanwings-Katastrophe!
Es ist ein Tag, der das idyllische Dorf Prads-Haute-Bléone in den französischen Alpen für immer verändert. Am 24. März 2015 stürzt ein Germanwings-Flugzeug mit 150 Menschen an Bord in ein nahegelegenes Gebirgsgebiet. Der Absturz soll absichtlich herbeigeführt worden sein, ausgelöst durch Co-Pilot Andreas Lubitz. Unter den Opfern des Flugzeugabsturzes sind 72 Deutsche.
Ex-Bürgermeister nach Germanwings-Absturz unermüdlich im Einsatz
Bertrand Bartolini, der damalige Bürgermeister, erinnert sich noch gut an diesen Tag. Die Katastrophe habe „tiefe Spuren“ in seinem Leben hinterlassen. Als Krisenmanager ist er damals unermüdlich im Einsatz, empfängt hochrangige Politiker und gibt zahllose Interviews.
Eine der schwersten Aufgaben, die Bartolini während dieser Zeit zu bewältigen hat, ist das Unterzeichnen der Sterbeurkunden. Während seiner Amtszeit hat er insgesamt 2.600 Sterbeurkunden unterzeichnet. In dem Fall des Germanwings-Absturzes waren es 150 auf einmal.
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Absturz-Ort erhält Gedenkstätte: 149 Metallstangen ragen in den Himmel
Die Gedenkstätte, die er in der Nähe des Absturzortes errichten lässt, ist ein stilles Zeugnis der Tragödie. 149 rostfarbene Metallstangen ragen in den Himmel, ein Symbol für die verlorenen Leben. „Ich komme immer noch regelmäßig hierher“, sagt Bartolini.

Die Schicksale der Opfer gehen ihm nahe. Besonders erinnert er sich an das deutsche Paar mit ihrem 18 Monate alten Sohn und an ein frisch verheiratetes marokkanisches Paar. „Ich habe keinen Hass, aber ich kann ihm auch nicht verzeihen, was er getan hat“, sagt Bartolini über den Co-Piloten Andreas Lubitz, der das Flugzeug absichtlich abstürzen lässt.
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Viele sterbliche Überreste können nicht zugeordnet werden
Bartolini besucht die Absturzstelle erstmals drei Tage nach der Katastrophe, er hat ihn als „Ort des Grauens“ in Erinnerung. „Ich habe dort Dinge gesehen, über die ich nie sprechen konnte“, sagt der Ex-Bürgermeister. Die Wucht des Aufpralls hat das Flugzeug in zahllose Trümmer zerborsten. Viele sterbliche Überreste können nicht zugeordnet werden und werden später in einem Gemeinschaftsgrab bestattet.
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Bis heute hat Bartolini Kontakt zu Angehörigen der Opfer, regelmäßig kommen Angehörige in die Region. „Wenn sie wieder abfahren, nehmen sie oft etwas mit von hier, einen Stein oder einen Ast mit Flechten“, hat er beobachtet. „Sie haben das Bedürfnis, sich an etwas festzuhalten.“

Am Montag wollte Bartolini viele der Angehörigen erneut treffen. Geplant war eine Trauerfeier in Le Vernet mit etwa 400 Menschen. Die Veranstaltung begann am Gemeinschaftsgrab und setzte sich am Gedenkstein fort, wo ein spezieller Andachtsraum für die Angehörigen der Opfer bereitstand. (AFP/gsc)