Buckelwal verfängt sich in Hainetz
Geldstrafe, weil junge Australier einem Wal das Leben retten?

Sie verdienen Lob, doch es droht ihnen eine Strafe.
Eine Gruppe junger Leute hat in Australien einen Buckelwal vor dem Ertrinken gerettet - und riskiert dadurch rechtliche Konsequenzen samt einer saftigen Geldstrafe. Der Wal hatte sich vor dem Marcoola Beach im tropischen Bundesstaat Queensland so sehr in einem Hainetz verfangen, dass er sich kaum noch bewegen konnte.
Retter fordern Hilfe an, aber niemand kommt
Vier junge Australier, die am Strand Yoga machen wollten, entdeckten den gestressten Meeressäuger und riefen die Behörden zu Hilfe, berichtet der australische Sender ABC. Als nach einer Stunde keine Einsatzkräfte angekommen seien, schritt die Gruppe nach eigenen Angaben selbst zur Tat.
Mit ihren Paddle-Boards sprangen die vier ins Wasser und versuchten anschließend, das Netz mit einem Messer durchzuschneiden. Der Wal sei vollständig in zwei Netzschichten verfangen gewesen, sagte einer der Retter, Brenton Owens. „Er war an der Oberfläche, aber er bewegte sich nicht.“
Strenge Gesetze in Queensland
Oberste Priorität sei es gewesen, Teile des Netzes zu entfernen, die ein Auge des Buckelwals bedeckt hätten und das Tier so etwas zu beruhigen. Schließlich gelang es der Gruppe, den Wal zu befreien, der umgehend davonschwamm. Das Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei (DAF) bestätigte, dass eine Meldung zu einem in Not geratenen Wal bei der zuständigen Hotline eingegangen sei. Der Wal sei aber bereits befreit gewesen, als das entsandte Expertenteam an dem Strand ankam.
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Nach der Gesetzgebung von Queensland drohen Personen, die im Meer nicht mindestens 100 Meter Entfernung zu einem Wal einhalten, bis zu 12.000 Euro Strafe - es sei denn, es gibt einen „vernünftigen Grund“. Zudem muss zu Hainetzen ein Abstand von 20 Metern eingehalten werden. Die Höchststrafe beim Zuwiderhandeln beträgt hier rund 19.800 Euro.
„Buckelwale in Not verhalten sich ziemlich unberechenbar“
Ein DAF-Sprecher sagte, das Ministerium erwäge, nach dem jüngsten Vorfall eine Untersuchung wegen möglicher Verstöße gegen diese Gesetze einzuleiten. „Zu ihrer eigenen Sicherheit erinnern wir die Öffentlichkeit daran, sich in Netzen gefangenen Walen nicht zu nähern oder zu versuchen, sie zu befreien“, betonte er.
„Buckelwale sind riesige Tiere, außergewöhnlich schwer, und in Not verhalten sie sich ziemlich unberechenbar“, zitierte die ABC die Meeresbiologin Naomi Gardiner. Allein die Brustflosse kann fünf Meter lang und bis zu einer Tonne schwer sein. Gestresste Wale könnten Menschen durch eine einzige Bewegung ihres Körpers bewusstlos schlagen oder sogar töten, warnte die Expertin.
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