Festnahme nach Schiffskollision

Schiffskollision auf der Nordsee! Öltanker mit Flugzeugtreibstoff in Flammen

Katastrophe vor der britischen Küste!
Das Containerschiff Solong und ein Tanker sind in Höhe von East Yorkshire am Montag (10. März) auf der Nordsee zusammengestoßen. Laut der BBC brennt der Ölfrachter. Mindestens 32 Personen sind verletzt. Die Suche nach einem Vermissten wurde eingestellt. Ein Mann wurde festgenommen. Derweil droht auch eine Umweltverschmutzung – ausgerechnet in wichtigen Fanggründen in der Nordsee und nahe an großen Kolonien von Meeresvögeln.

Schiffe zur Brandbekämpfung auf Wasser unterwegs

Die „Stena Immaculate“ kollidierte am Montagvormittag aus bislang nicht geklärter Ursache mit dem Frachtschiff „Solong“ und geriet in Brand. Ein Sprecher von Premierminister Keir Starmer äußerte, es sei eine „äußerst besorgniserregende Situation“. Ohne weitere Details zu kennen, werde nicht über die Unglücksursache spekuliert. Laut BBC hatte der Tanker Treibstoff des US-Verteidigungsministeriums geladen. Die „Stena Immaculate” fährt unter US-Flagge, die „Solong” unter portugiesischer. Nach Angaben der Seenotrettungsorganisation RNLI gab es Berichte, denen zufolge auf einem der Schiffe ein Feuer ausgebrochen ist. Mehrere Menschen hätten sie nach der Kollision verlassen, hieß es. Drei Rettungsboote arbeiteten zusammen mit der Küstenwache an der Suche und Rettung.

Rettungsboote, ein Flugzeug und ein Hubschrauber seien im Unglücksgebiet vor der Ostküste Englands bei Hull rund 250 Kilometer nördlich von London im Einsatz. Auch Schiffe mit der Möglichkeit zum Feuerlöschen seien entsandt worden.

Als sich die ganz dichten Rauchschwaden über den riesigen Schiffswracks vor der englischen Nordseeküste verzogen hatten, wurden am Dienstag die Schäden sichtbar: An der Backbordseite des Öltankers „Stena Immaculate” klaffte ein riesiges Loch, Gas und Flüssigkeiten schienen an verschiedenen Stellen auszutreten

Der Brand auf dem Tanker sei wohl gelöscht, sagte der zuständige britische Unterstaatssekretär Mike Kane bei einer Erklärung am Nachmittag im Parlament in London. Der Frachter stehe hingegen noch immer in Flammen und treibe führerlos in Richtung Süden.

Das vor der britischen Küste mit einem Tanker kollidierte und in Brand geratene Frachtschiff „Solong” könnte nach Einschätzung der Küstenwache sinken. Das meldete die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf den zuständigen Unterstaatssekretär Mike Kane. Das weiterhin brennende Schiff drifte derzeit Richtung Süden, sagte Kane demnach bei einer Unterrichtung der Abgeordneten im britischen Unterhaus. Sollte der Frachter nahe Land untergehen oder auf Grund laufen, wird aber befürchtet, dass Diesel im Tank des Schiffs die Küste verpesten könnte

„Modellrechnungen legen nahe, dass die Solong, falls sie weiterhin schwimmt, in den nächsten Stunden nicht auf Land zutreiben wird“, sagte Kane. Er fügte aber hinzu, die Küstenwache schätze es als unwahrscheinlich ein, „dass das Schiff schwimmfähig bleibt“. In Luftaufnahmen der BBC war zu sehen, dass der Frachter weitgehend ausgebrannt war.

Festnahme nach Schiffskollision

Ein Mann sei wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung festgenommen worden. Wie die Humberside Police mitteilte, wurden strafrechtliche Ermittlungen zur Ursache der Kollision eingeleitet.

Bei dem Festgenommenen handelt es sich laut der Polizei um einen 59 Jahre alten Mann. Weitere Angaben machte sie nicht. „Es wurden bereits umfangreiche Maßnahmen durchgeführt, und wir arbeiten eng mit unseren Partnern zusammen, um zu verstehen, was passiert ist, und um allen Betroffenen Unterstützung zu bieten§, sagte der leitende Ermittlungsbeamte, Craig Nicholson, der Mitteilung zufolge.

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„Massiver Feuerball“: Mehrere Verletze bei Schiffskollision – Suche nach vermisster Person eingestellt

Insgesamt 36 Besatzungsmitglieder des Öltankers und des Containerschiffs waren sicher an Land gebracht worden, ein Mensch wurde medizinisch behandelt. Eine traurige Gewissheit gab es jedoch: Die Hoffnung, dass ein vermisster Seemann gerettet werden könnte, wurde aufgegeben und die Suche am späten Montagabend eingestellt. Kane bestätigte, dass vom Tod des Besatzungsmitglieds der „Solong” ausgegangen werde.

Videoaufnahmen, die offenbar von einem nahe gelegenen Schiff aus gemacht wurden, zeigen, wie dichter schwarzer Rauch von einem der beiden Schiffe aufstieg. Zuvor habe es mehrere Explosionen gegeben. Der Grimsbyer Hafenleiter Martyn Boyers sagte, man habe ihm von einem „massiven Feuerball“ berichtet. Der Tanker hatte Jet-Treibstoff geladen, der teils ausgetreten ist. Infolge des Aufpralls sei ein Feuer ausgebrochen und der Jet-Treibstoff ausgetreten. Zur genauen Menge des ausgelaufenen Treibstoffs machte Crowley zunächst keine Angaben.

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Tanker und Containerschiff kolidieren

Bei dem Tankschiff handelt es sich vermutlich um den unter US-Flagge fahrenden Chemikalien- und Öltransporter „MV Stena Immaculate”, der nach Angaben der Schiffsverfolgungsseite Vesselfinder zu diesem Zeitpunkt vor Anker lag. Die „Stena Immaculate” sei vorübergehenden vom Military Sealift Command gechartert worden, erklärte dessen Sprecherin Jillian Morris am Montag. Das Kommando betreibt Schiffe mit ziviler Besatzung, die Seetransporte für das US-Verteidigungsministerium vornehmen.

Das andere Schiff ist der Containerfrachter „Solong“. Bei dem beteiligten Frachtschiff handelte es sich laut „Marine Traffic“ um die „Solong“, die unter portugiesischer Flagge fahre und der deutschen Reederei Köpping gehöre. Diese gab auf Nachfrage jedoch an, das Schiff gehöre einer anderen Hamburger Reederei. Das Schiff sei auf dem Weg von Grangemouth in Schottland ins niederländische Rotterdam.

Bei der Kollision des Tankers mit einem Containerschiff ist Flugzeugtreibstoff ausgetreten. Das teilte der Betreiber der „Stena Immaculate”, das US-amerikanische Unternehmen Crowley, mit. Demnach wurde ein Tank mit sogenanntem Jet-A1-Treibstoff, einem Kerosin-Typ für Düsentriebwerke, beschädigt.

Umweltverschmutzung sei „wahrscheinlich“ – besondere Maßnahmen nötig

Angesichts des beschädigten Tanks besteht die Sorge vor einer Umweltverschmutzung. Die Kollision ereignete sich in wichtigen Fanggründen in der Nordsee und nahe an großen Kolonien von Meeresvögeln. Die britische Küstenwache erklärte, es würden „wahrscheinlich erforderlichen Maßnahmen gegen Verschmutzung“. Welche Folgen der aus dem Tanker ausgelaufene Flugzeugtreibstoff auf die Umwelt haben könnte, war noch nicht abzusehen.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace in Großbritannien teilte mit, man beobachte die Berichte genau. „Sowohl die hohe Geschwindigkeit als auch die Videos von den Folgen geben Anlass zu großer Sorge“, sagte ein Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Es sei aber noch zu früh, das Ausmaß von Schäden für die Umwelt zu bestimmen, so der Sprecher weiter. Die Größenordnung von Auswirkungen hingen von mehreren Faktoren ab, darunter des Typs und der Menge an Öl, die der Tanker geladen habe, dem Treibstoff in beiden Schiffen und wie viel davon ins Wasser gelangt sei.

Wie sich ein Austritt von Öl auswirke, hänge auch stark von den Wetterbedingungen ab. „Im Falle einer Ölpest oder eines Verlusts von Gefahrgut aus dem betroffenen Containerschiff wird auch die Schnelligkeit der Reaktion entscheidend sein, um Auswirkungen zu begrenzen“, sagte der Greenpeace-Sprecher. Wäre in dem Tanker Rohöl transportiert worden, wären die Folgen vermutlich weit schlimmer, sagte Experte Mark Hartl vom Center for Marine Biodiversity and Biotechnology an der schottischen Heriot-Watt University. Der Flugzeugtreibstoff werde sich vermutlich rasch verflüchtigen.

Schiffskollision in Nordsee: Deutsche Hilfe unterwegs

Unterdessen hat das Havariekommando ein deutsches Mehrzweckschiff zur Unterstützung entsendet. Die „Mellum” der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes soll am Dienstagmittag eintreffen. Sie könne unterschiedliche Rollen einnehmen und sei unter anderem mit Technik zur Brandbekämpfung sowie zur Aufnahme von Öl ausgerüstet.

Rund 20 Menschen seien an Bord, hieß es vom Havariekommando. Zudem stehe ein Flugzeug vom Typ DO 228 auf Abruf bereit. Es ist auch in Niedersachsen stationiert und würde morgen in Nordholz (Landkreis Cuxhaven) abheben, hieß es. Die Bundeswehr bezeichnet es als „Öljäger”, weil es mit leistungsstarken Kameras und Sensoren dabei helfen könne, Schadstoffe im Wasser zu finden. (jow/cko/rsa)