Ermittler wissen, wer es war, können es aber nicht beweisen
Drei Fragen im Fall Lina († 15) bleiben offen - für immer?

Wird der Fall Lina jemals vollständig aufgeklärt?
Die Ermittler wissen zwar, wer sie aller Wahrscheinlichkeit nach umgebracht hat, doch den Täter können sie nicht mehr vernehmen. Die Tat liegt Monate zurück, sodass viele Spuren verschwunden sein könnten.
Leiche lag in einem abgelegenem Wald an einem Wasserlauf
Wie der französische Sender BMFTV berichtet, stellt sich den Ermittlern beispielsweise die Frage, warum Linas Leiche so weit vom Ort ihres Verschwindens entfernt versteckt wurde. Der Fundort ist abgelegen, er liegt in einem Wald, an einem Wasserlauf unterhalb einer Böschung. Die Stelle befindet sich im Department Nièvre in Zentralfrankreich und liegt auf dem Gebiet der Stadt Nevers. Lina verschwand in ihrer elsässischen Heimat im Dorf Saint-Blaise-la-Roche, über 400 Kilometer entfernt.

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Das Auto ihres mutmaßlichen Killers, Samuel G., wurde einen Tag nach Linas Verschwinden im Gebiet des Fundortes ihrer Leiche lokalisiert, so die Ermittler. Was mag G. dazu bewogen haben, ausgerechnet dorthin zu fahren? Und was ist in der Zwischenzeit mit dem Mädchen passiert? Im Auto des Verdächtigen wurde Linas Handtasche gefunden, zudem DNA-Spuren. Außerdem Stricke, mit denen sie vermutlich gefesselt wurde.
Was trieb Samuel G. in die Region?
Wie die Staatsanwaltschaft dem Bericht zufolge mitteilt, gebe es keinerlei Ansatzpunkte, warum Samuel G. in der Region war. G. lebte in Besançon im Osten Frankreichs, gut 260 Kilometer vom Leichenfundort entfernt. Absolut unklar, ob er einen Bezug zu der Region hatte, in der Linas Leiche lag. „Wir haben kein Element, das uns verrät, dass er diesen Ort kannte“, zitiert der Sender die Staatsanwaltschaft.
Auch über ein mögliches Motiv kann nur spekuliert werden. Samuel G. nahm sich am 10. Juli in Besançon das Leben. Er soll Probleme mit Drogen gehabt haben, gegen ihn wurde wegen eines Raubes ermittelt. Warum er sich das Leben nahm, ist nicht bekannt. Fühlte er sich „in die Enge getrieben“ und hatte das Gefühl, dass sich „die Schlinge mit dem Fortgang der Ermittlungen im Fall von Linas Verschwinden immer enger zuzog“, wie BMFTV spekuliert?
Wo ist Linas Handy?
Eine weitere Frage, die vielleicht immer unbeantwortet bleiben wird: Wo ist Linas Handy? Von dem Gerät wurde nur eine Hülle im Auto des Verdächtigen gefunden. Die Ermittler wissen lediglich, „dass der Sendebetrieb zu einem bestimmten Zeitpunkt eingestellt wurde“, so die Staatsanwaltschaft. Vom Telefon selbst fehlt jede Spur.
Angesichts der vielen ungeklärten Fragen kann es sein, dass der Fall Lina nie restlos aufgeklärt werden kann. Es bestehe die Gefahr, dass das Verfahren gegen den toten Samuel G. eingestellt werden muss, so der Ermittler Marc Rollang dem Bericht zufolge. Er sagte dem Sender, dass G. „immer als unschuldig gelten“ könne. Obwohl „wir eine Reihe schwerwiegender und konsistenter Elemente haben, die uns glauben lassen, dass eine tatsächliche und ernsthafte Beteiligung“ des Mannes vorliege.
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Bürgermeisterin: „Ich denke besonders an die Familie”
Für Linas Familie und alle, die mit ihr fühlen, eine schwer vorstellbare Situation. Patricia Simoni, die Bürgermeisterin des Dorfes, in dem Lina lebte, sagte dem Sender: „Wir hatten vielleicht noch ein wenig Hoffnung, sie lebend zu finden. Ich denke besonders an die Familie, die sich in einem Moment tiefer Trauer befinden muss.“ Sie sei „am Boden zerstört“ gewesen, als sie vom Tod des Mädchens erfahren habe.

Wie sie weiter sagte, habe sie Linas Mutter „eine kleine Nachricht“ geschickt. „Ich respektiere die Not, in der sie sich im Moment befinden müssen, und werde mich später wieder bei ihnen melden“, berichtet sie weiter. Sie hoffe, dass der Fall aufgeklärt werden kann. „Ich denke, es wird die Gemüter der Menschen beruhigen, wenn sie das Ende der Geschichte kennen.“
Die Eltern hatten über ihre Anwälte darum gebeten, „ihre Trauer zu respektieren.“ Sie möchten nach der Todesnachricht nicht öffentlich reagieren, hieß es.