Nach 33 Jahren! Mutmaßliche Mörder von Heike Kötting vor Gericht

Schulfreundin sieht Heike kurz vor der Tat: „Wir haben uns mit den Worten bis demnächst verabschiedet”

Heike Kötting wird 1991 in ihrem Bungalow in Dortmund von unbekannten Tätern getötet.
RTL West, RTLwest, RTL Interactive
von Annika Redmer und Julia Schruff

„Das hätte auch ich sein können, vom Alter, von der Umgebung”
Heike Nitzrath-Weber geht mit einem flauen Magen in den Gerichtssaal. Denn dort wird sie auf die mutmaßlichen Killer ihrer Schulfreundin Heike Kötting treffen. 1991 wird die damals 28-Jährige von unbekannten Tätern in ihrem Zuhause in Dortmund mit mehreren Messerstichen getötet. Jetzt, nach 33 Jahren, gelingt den Ermittlern der Durchbruch. Zwei Verdächtige können festgenommen werden.

Kurz vor der Tat sehen sich die beiden Frauen noch

Heike Nitzrath-Weber ist mit Heike Kötting zusammen zur Schule gegangen.
Heike Nitzrath-Weber ist mit Heike Kötting zusammen zur Schule gegangen.
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„Die letzte Begegnung mit Heike war nicht lange vor der Tat”, erzählt Heike Nitzrath-Weber in einem Gespräch mit RTL. Die beiden kennen sich aus der Schulzeit – bis sie 16 Jahre alt sind, gehen sie zusammen zur Schule. Kötting arbeitet als Erwachsene als Dekorateurin bei Karstadt. „Das habe ich immer sehr bewundert, weil sie sehr kreativ war und ich würde sie als nettes Mädchen von nebenan beschreiben”, erzählt die damalige Schulfreundin.

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Zu der Zeit sehen die Frauen sich sporadisch, erinnert sich Nitzrath-Weber. „Wir haben uns dann verabschiedet mit den Worten bis demnächst. Da hieß demnächst dann tot oder auf einem Fahndungsfoto, nachdem sie gestorben ist.”

Im Video: Mordfall Claudia Otto vor Gericht

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Einbrecher töten Heike Kötting und fliehen

Unbekannte Täter sollen in den frühen Abendstunden des 15. Februars 1991 bei Heike Kötting in Dortmund eingebrochen sein, um zu stehlen. Doch die damals 28-Jährige kommt gegen 20 Uhr nach Hause und überrascht die Einbrecher. Die fassen kurzerhand den Plan, Heike Kötting zu töten. Einer der Unbekannten würgt die junge Frau, eine zweite Person sticht mit einem Messer auf Heike ein. Die 28-Jährige stirbt.

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Mit dem Auto von Kötting fliehen die unbekannten Täter. Der Wagen wird fünf Monate später durch die französische Polizei sichergestellt – darin können die Beamten auch DNA-Spuren sichern. Für Heike Köttings Schulfreundin ist es ein Schock, als sie von der Tat erfährt: „Es ist nicht leicht zu verstehen, warum Menschen so etwas tun, für, in meinen Augen, so einen geringen Betrag”.

DNA-Spuren führen 33 Jahre später zu Verdächtigen

Staatsanwalt Tom Soller erklärt, warum erst jetzt die DNA-Spuren zu den Tatverdächtigen geführt haben.
Staatsanwalt Tom Soller erklärt, warum erst jetzt die DNA-Spuren zu den Tatverdächtigen geführt haben.
RTL

In den 90er Jahren ist die DNA-Technik jedoch noch nicht so ausgereift, deswegen kommen die Ermittler erst jetzt zu ihrem Durchbruch. „Allerdings ist es erst vor kurzem, nämlich über 30 Jahre später, nach der eigentlichen Tat, gelungen diese Spuren, die man angeblich sowohl im Pkw als auch in der Wohnung gefunden haben soll, technisch so aufzubereiten, dass ein Abgleich möglich war”, erklärt Staatsanwalt Tom Soller in einem Gespräch mit RTL.

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Und dieser Abgleich führt zu Peter W. und Petra G. Der 60-Jährige und die 62-Jährige müssen sich nun seit dem 12. Juli vor Gericht verantworten. Heike Nitzrath-Weber hat damit nicht gerechnet: „Für uns war eigentlich immer der Ex-Freund der einzige Tatverdächtige”, so die Schulfreundin und ergänzt: „Als dann jetzt herauskam, dass es eine vollkommen andere Person war – dass der die ganze Zeit frei herumgelaufen ist.”

Kammer muss über Mordmerkmale entscheiden

Doch damit ist erstmal Schluss: die beiden Tatverdächtigen sitzen in Untersuchungshaft. Jetzt muss die Kammer schauen, inwiefern Mordmerkmale vorhanden sind, denn nur in diesem Fall wird die Straftat nicht verjährt, wie der Staatsanwalt erklärt: „Mord verjährt nicht. Es ist mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe zu bestrafen.”

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Bisher schweigen die beiden Angeklagten – dieses Verhalten macht Nitzrath-Weber wütend. „Ich erhoffe mir, dass die Strafe gerecht wird. Dass Ehrlichkeit auf den Tisch kommt, dass sie wirklich ihrem Gewissen Luft machen und sagen: Wir waren es.”