Gesundheitssystem am Anschlag

Im Kampf gegen den Ärztemangel – Allgemeinärztin macht Platz für Medizinstudentin

Traumberuf Ärztin – trotz schwieriger Bedingungen
Golssa Pedrood darf Allgemeinmedizinerin Renate Vogelgesang über die Schulter schauen.
RTL
von Suana Boeck und Rebecca Kmiecinski

Keine Erfahrung und zu viel Verantwortung.
Schon im Praxis-Test spüren die Nachwuchs-Mediziner Dauer-Druck – auch in Hausarztpraxen. Umso wichtiger sind erfahrene Ärzte, die sich die Zeit nehmen und mit den Studierenden ihre Erfahrungswerte teilen, wie Allgemeinärztin Renate Vogelgesang. Sie macht in ihrer Praxis in Isernhagen (Niedersachsen) Platz für Medizinstudentin Golssa Pedrood.

Medizinstudium verknüpft mit harten Arbeitsbedingungen

Immer mehr Patienten und nicht genug Ärztinnen und Ärzte. Alles andere als leicht für angehende Ärzte wie Golssa Pedrood. Und dennoch müssen Studierende oft zu früh zu viel Verantwortung übernehmen. Auch hier aufgrund von Personal- und Zeitmangel. Um für ihren späteren Beruf besser gewappnet zu sein, macht die Studentin ein Praktikum in der Praxis von Renate Vogelgesang.

Fehlende Erfahrung sorgt bei Studentin Golsa Pedrood für Frust
Gemeinsam mit Renate Vogelgesang darf Golssa Pedrood Patienten behandeln.
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Die Allgemeinärztin tauscht mit Golssa Pedrood sogar den Platz und lässt sie die Behandlung machen. Im Gespräch beklagt der Patient sich über Schmerzen am Herz. Die Studentin fragt ihn, wie sich das anfühlt und zieht aus dem Gespräch ihre Anamnese: Golssa Pedrood vermutet einen Herzinfarkt. Die erfahrene Allgemeinmedizinerin hat einen anderen Verdacht.

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Fehlende Erfahrung sorgt bei Studentin Golsa Pedrood für Frust

Für Gewissheit soll ein EKG sorgen. „Also wir haben das EKG vorliegen, das sieht gut aus”, erklärt Renate Vogelsang dem Patienten. Kein Herzinfarkt also – die Medizinstudentin lag falsch. Golsa Pedrood ist enttäuscht, dass sie das nicht erkannt hatte: „Ich bin schon streng mit mir. In dem Sinne das ich denke, warum ist dir das nicht aufgefallen? Hast du vielleicht nicht genau geguckt? Oder woran liegt es, dass du sowas noch nicht siehst ?!… Aber das liegt natürlich auch größtenteils an der Erfahrung.”

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Allgemeinmedizinerin hofft auf Nachwuchs

Erfahrung, die Golsa Pedrood noch nicht hat. Hinzukommt, dass der Patientenkontakt im Lehrbetrieb oft hinten rüber fällt und viele Ärzte ihre Erfahrungen oft nur genervt mit Anfängern teilen, sagt Golssa Pedrood. Aus Zeitnot. Renate Vogelgesang nimmt sich die Zeit, auch in der Hoffnung, Nachwuchs für die Allgemeinmedizin zu begeistern: „Die Allgemeinmedizin, ich weiß gar nicht, ob die insgesamt so unbeliebt ist. Ich glaube, es ist wirklich der komplette Ärztemangel, den wir haben. Weil die Fachärzte fehlen ja auch. Wir haben keine Kinderärzte, keine Hautärzte, ist ja alles ein bisschen schwierig.”

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Traumberuf Ärztin – trotz schwieriger Bedingungen

Dass sie in ein angeschlagenes Gesundheitssystem hereinwächst, beschäftigt Golssa Pedrood. Für die junge Studentin ist es aber dennoch kein Grund, aufzugeben. Sie blickt hoffnungsvoll in die Zukunft: „Das sind Berufe, die sind schwer, die haben viel mit Verantwortung zu tun und da sollte man nicht sparen und für faire Verhältnisse sorgen, das man da sagt ‘Ok, das ist unsere Zukunft, wir brauchen alle Ärzte, lass uns also drum kümmern, dass es den Menschen gut geht, die dafür sorgen, dass es uns gut geht.’” Der Beruf Ärztin ist für Golssa Pedrood nicht nur ein Kindheitstraum, sondern trotz all der Hürden ihr Traum. Starker Nachwuchs, der Hoffnung macht, dass ein angeschlagenes Gesundheitssystem wieder genesen kann.