Der Tankstellen-Mythos im UrlaubIst Tanken in den Ferien teurer? RTL macht den Faktencheck!

Ein Vergleich der Tankpreise lohnt sich vor allem in Grenzregionen wie hier am Übergang nach Tschechien.
Dieses Jahr ist das Urlaubsmotto in Europa: Wer flexibel ist und strategisch tankt, startet nicht nur günstiger, sondern auch entspannter in die Ferien.
Pia Bayer/dpa

Beim Tanken geraten Urlauber oft schon am ersten Tag ins Wanken!
Die Sommerferien laufen heiß und mit ihnen rollt die große Reisewelle über Deutschlands Autobahnen. Doch bei vielen beginnt der Urlaub mit der Frage, die ihnen Bauchweh bereitet: Wartet gleich an der Zapfsäule eine böse Überraschung auf mich? Immer wieder kursieren hartnäckige Mythen, etwa dass der Benzinpreis direkt vom Ölpreis abhängt oder dass Tanken in der Urlaubssaison automatisch teurer wird. Doch stimmt das wirklich? RTL macht mit Experten den Faktencheck zum Sommerurlaub!

Mythos 1: „Der Ölpreis bestimmt direkt den Benzinpreis“

RTL macht den Faktencheck mit Marktexperte Jens Klatt vom Online-Broker XTB: Worauf sollten Urlauber beim Tanken in der Ferienzeit wirklich achten? Tatsächlich ist der Ölpreis, zum Beispiel für die Sorte Brent, ein zentraler Faktor für den Benzinpreis. „Rund 50 bis 60 Prozent des Preises, den wir an der Zapfsäule zahlen, entfallen auf die Rohölkosten“, erklärt Marktexperte Jens Klatt. „Das ist logisch, da Rohöl eine der Hauptkomponenten für die Herstellung von Benzin ist.“

Es gibt immer so viel Auswahl an einer Tankstelle, doch günstig ist es trotzdem selten. (Symbolbild)
Es gibt immer so viel Auswahl an einer Tankstelle, doch günstig ist es trotzdem selten. (Symbolbild)
Jonas Walzberg/dpa

Trotzdem: Schwankungen beim Rohöl sind nicht direkt auf den Benzinpreis übertragbar. Studien zeigen: Wenn der Ölpreis um zehn Prozent steigt, verteuert sich Benzin im Schnitt nur bis zu sieben Prozent – je nach Land, Steuern und regionalen Besonderheiten. Und das passiert auch nicht über Nacht. „Im Regelfall dauert es eine bis vier Wochen, bis eine Änderung beim Ölpreis an den Verbraucher weitergegeben wird. Raffinerien kaufen Rohöl meist auf Terminmärkten ein, verarbeiten es binnen ein bis zwei Wochen, und Tankstellen passen ihre Preise an, abhängig von Lagerbeständen und lokalen Wettbewerbssituationen“, so Klatt.

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Heißt auch: Verteuerungen und Vergünstigungen beim Ölpreis entwickeln sich ungleichmäßig. Bei steigenden Ölpreisen werden Preisaufschläge oft schneller weitergegeben, meist innerhalb von ein bis zwei Wochen. Eher schlecht für Verbraucher: „Bei sinkenden Ölpreisen lassen sich Tankstellen dagegen oft mehr Zeit, häufig drei bis vier Wochen, um ihre Preise zu senken. Ein Effekt, den Experten als ‚Raketen-und-Feder-Prinzip‘ bezeichnen. Das heißt, dass die Preise schnell nach oben schießen, aber nur langsam sinken“, erläutert Klatt.

Ein zusätzlicher Dämpfer: In Deutschland machen Steuern und Abgaben, wie etwa Energiesteuer, CO₂-Abgabe und Mehrwertsteuer, ebenfalls rund 50 bis 60 Prozent des Benzinpreises aus. Diese Fixkosten verändern sich nicht mit dem Ölpreis und bremsen dessen Einfluss auf den Endpreis.

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Mythos 2: „Benzin wird in der Urlaubssaison automatisch teurer“

Die Vermutung vieler Autofahrer, es gebe irgendwie einen Zusammenhang zwischen Spritpreis und Reisezeit, hat ihre Berechtigung, aber auch hier lohnt sich ein genauer Blick. So steigt in der Sommerzeit, vor allem zwischen Juni und August, die Benzinnachfrage. Viele fahren mit dem Auto in den Urlaub, machen Ausflüge oder legen lange Strecken zurück. Laut Marktdaten steigt die Nachfrage in den USA während der sogenannten „Driving Season“ bis zu zehn Prozent, in Europa etwas weniger. „Diese zusätzliche Nachfrage kann den Preis an der Zapfsäule um zwei bis fünf Prozent steigen lassen. In Deutschland könnte das, je nach Grundpreis, einen Anstieg bis zu 10 Cent pro Liter bedeuten“, meint XTBs Marktexperte Jens Klatt.

Besonders in touristischen Regionen oder an Autobahn-Tankstellen seien solche Sprünge nicht ungewöhnlich. Aber: Saisonale Effekte sind längst nicht der einzige Treiber. Wenn gleichzeitig der Ölpreis steigt, etwa wegen geopolitischer Krisen oder Störungen in der Lieferkette, dann wirkt sich das letztlich viel stärker auf den Endpreis aus als nur die Urlaubssaison. Auch Naturereignisse wie Hurrikane in den USA, die Öl-Raffinerien lahmlegen, können Preise kurzfristig in die Höhe treiben.

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Was bedeutet das für den Sommerurlaub 2025?

So gilt laut Klatt für die Urlaubssaison 2025: „Verbraucher sollten mit moderaten Preisanstiegen rechnen, insbesondere in beliebten Urlaubsregionen und rund um Wochenenden. Wenn die Nachfrage steigt und gleichzeitig der Ölpreis anzieht, können Preiserhöhungen von fünf bis zehn Cent pro Liter durchaus realistisch sein. Besonders schnell geht das in den ersten ein bis zwei Wochen, wenn Tankstellen auf höhere Nachfrage reagieren.“ Sinkt der Ölpreis, kann es dagegen drei bis vier Wochen dauern, bis sich das an der Zapfsäule bemerkbar macht.

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Fazit: Mythen bewahrheiten sich nur zum Teil! Der Ölpreis beeinflusst den Benzinpreis, aber nicht direkt und nicht sofort. Steuern, Raffineriekosten und Abverkauf von Vorräten bremsen den Effekt. Die Urlaubssaison kann zu höheren Preisen führen, aber meist bewegt sich das in überschaubarem Rahmen. Wer flexibel ist, frühzeitig tankt und nicht direkt an der Autobahn hält, kann auch im Sommer 2025 Geld sparen und entspannter in den Urlaub starten.