Wie zuverlässig sind Corona-Schnelltests noch?
Virologe Martin Stürmer: Wenn im Rachen testen, dann bitte richtig!
Wie zuverlässig und aussagekräftig sind Schnelltests wirklich? Das fragen sich viele schon seit ihrem Erscheinen auf dem Markt. Delta, Omikron BA.1 und BA.2 – je mehr Varianten das Coronavirus zeigt, desto größer werden die Zweifel an den Test-Ergebnissen mit Stäbchen, Flüssigkeit und Messstreifen. „Die Hersteller hängen hinterher“, sagt der Frankfurter Virologe Martin Stürmer. Welche Lösung er da sieht und was eine Studie aus den Niederlanden nun für den Hausgebrauch empfiehlt – im Video!
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Kann Omikron besser im Rachen erkannt werden?
„Bei Omikron versagen die Tests reihenweise“ – so Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht Anfang des Jahres, als die neue Variante die bis dahin vorherrschende Delta-Variante ablöste. Auch Studien belegten das mangelhafte Anschlagen der Schnelltests auf Omikron. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse aus Holland: Wenn der Abstrich in der Nase UND im Rachenraum genommen wird, kann das Virus besser erkannt werden. Weiter bestätigt die Untersuchung mit über 6000 Teilnehmern jedoch generell die sinkende Sensitivität der Antigentests bei den Omikron-Varianten im Vergleich zu der Delta-Variante. Das Paul-Ehrlich-Institut hatte das bei einer Untersuchung von in Deutschland genutzten Tests im März 2022 allerdings widerlegt.
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Virologe empfiehlt zwei parallele Tests
Doch wie anwendbar sind Studien auf die aktuelle Situation? Die Tests in den Niederlanden wurden mit der ersten Variante von Omikron BA1 durchgeführt. „Beim Übergang von Delta zu Omikron haben wir ein stark mutiertes Virus bekommen“, so der Frankfurter Virologe Dr. Martin Stürmer im RTL-Interview. Die fehlende Sensitivität der Schnelltests könnte damit zusammenhängen, dass das Virus sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so effizient in der Nase vermehrt habe.
Aktuell herrscht bereits die fünfte Omikron-Variante BA.5 vor, so hinken Studien und auch Hersteller der Schnelltests seiner Meinung nach eigentlich immer hinterher. Daher empfiehlt der Mediziner zwei Tests parallel, einen in der Nase und einen im Rachenraum. „Ich habe selbst einen Fall in der Familie, bei dem der Test dann auch im Rachen positiv war“, so Dr. Stürmer.
In der Tiefe des Rachens sitzen die Viren
Hersteller müssten sich jetzt anpassen, fordert er, und daher die Anwendung des Tests für zu Hause im Rachenbereich in ihre Anleitung aufnehmen. Denn wenn im Rachen getestet wird, reicht es nicht, einen Abstrich von der Mundschleimhaut zu nehmen. „Da bin ich ein wenig am Zweifeln, ob das für den Heimanwender so viel besser ist und beim Rachenabstrich nicht doch die Qualität der Tests in der Aussagekraft leidet“, so Stürmer. Denn das Virus vermehrt sich in der Tiefe des Rachens, da mit dem Stäbchen gezielt hinzukommen, sei „für den Selbstanwender schwierig“.

Teststationen als aussagekräftigere Alternative
Wer es genauer wissen will, ob er das Virus in sich trägt, sollte eine Teststation aufsuchen, empfiehlt der Virologe. Denn: „Das geschulte Personal ist konsequenter.“ Und das kennen wir aus der inzwischen jahrelangen Erfahrung mit der Pandemie: Da geht das Stäbchen bis tief in den Rachen, teilweise bis ein Würgereiz entsteht. Dr. Stürmer ist sicher: Diese Konsequenz in Teststationen bietet auf jeden Fall eine höhere Qualität aller Schnelltests im Vergleich zum Test zu Hause. (fbr/gmö)