"Zutiefst verachtenswerte Tat": Lebenlange Haft nach Polizistenmord

Der Angeklagte Patrick S. sitzt vor der Urteilsverkündung am 12.12.2016 in Limburg (Hessen) im Gerichtssaal und schaut einen Pressevertreter an. Der Verteidiger legt seine Hand auf die Schulter des Angeklagten. Weil er einen Polizisten an Heiligabend 2015 erstochen und dessen Kollegen schwer verletzt hat, muss der 28-Jährige lebenslang in Haft. Das Landgericht Limburg verurteilte den Mann am Montag unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes. Foto: Andreas Arnold/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Urteil im Herborner Polizisten-Mord
arn, dpa, Andreas Arnold

Weihnachten 2015 wollen zwei Beamte einen Schwarzfahrer kontrollieren. Was aussah wie ein Routineeinsatz, endete tödlich. Für seine Messerattacke auf zwei Polizisten im hessischen Herborn ist ein 28-Jähriger zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht Limburg sprach den Mann unter anderem des Mordes, des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung schuldig.

Der Angeklagte habe aus "tief verwurzelter Polizeifeindlichkeit" gehandelt, befand das Gericht. Es erkannte zudem auf die besondere Schwere der Schuld, was eine Haftentlassung des Angeklagten nach 15 Jahren ausschließt. Zur Überzeugung der Richter hatte der 28-Jährige vor fast einem Jahr, am 24. Dezember 2015, einen damals 46-jährigen Beamten erstochen und dessen ein Jahr älteren Kollegen lebensgefährlich verletzt. Der Vorsitzende Richter sprach von einem "brutalen und erbarmungslosen Vorgehen des kampferprobten Angeklagten", das er am "Fest des Friedens" begangen habe. Die Tat sei "zutiefst verachtenswert".

Vater von vier Kindern stirbt noch am Tatort

ARCHIV - Die Szene-Tätowierung "ACAB" ("All cops are bastards - "Alle Bullen sind Schweine") wird sichtbar, als sich der Angeklagte Patrick S. am 08.06.2016 im Verhandlungssaal des Landgerichts auf die Anklagebank setzt. Der 27-jährige muss sich wegen Mordes an einem Polizeibeamten verantworten. Nach Überzeugug der Staatsanwaltschaft hatte er den Beamten am Heiligabend 2015 in einem Zug im hessischen Herborn mit zahlreichen Messerstichen getötet und dessen Kollegen schwer veletzt.   (zu dpa vom 09.12.2016: «Schleier» über Poliziei ein Jahr nach Herborner Bluttat) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Hand des Verurteilten: Zu sehen ist das Tattoo "ACAB" ("All cops are bastards") - "Alle Bullen sind Schweine"
brx htf rho, dpa, Boris Roessler

Der mehrfach wegen Gewalttaten vorbestrafte 28-Jährige war am Morgen des 24. Dezember in einem Regionalzug als Schwarzfahrer unterwegs und aggressiv aufgefallen. Der Schaffner rief die Polizei, am Herborner Bahnhof stiegen dann die beiden Beamten hinzu.

Das Zusammentreffen mit der Polizei sei für den Angeklagten die Möglichkeit gewesen, seine polizeifeindliche Gesinnung und seine bereits seit längerem gehegten Tötungsfantasien auszuleben, sagte der Vorsitzende. Allein wegen ihrer Zugehörigkeit zur Polizei habe der 28-Jährige den Beamten "das Recht auf Leben" abgesprochen und zugestochen. Der 46-jährige Beamte, Vater von vier Kindern, starb noch am Tatort, sein Kollege überlebte dank ärztlicher Hilfe seine schweren Verletzungen. Er ist aber bis heute dienstunfähig.

Das Gericht schloss sich mit seinem Urteil den Forderungen von Staatsanwaltschaft und Nebenklage weitgehend an. Der Verteidiger hatte eine Notwehrsituation gesehen und auf Freispruch plädiert. Er kündigte an, Revision einlegen zu wollen.