"Werden auch kritisch berichten"
Deutsche TV-Sender wehren sich gegen Zensur in Katar
Das WM-Gastgeberland Katar versucht mit allen Mitteln, negative Berichterstattung über das Turnier und dessen Begleitumstände zu vermeiden. Das wollen ARD und ZDF aber nicht hinnehmen – und wehren sich gegen die Methoden. Die Sender führen derzeit intensive Gespräche mit dem Weltverband FIFA. Ob das hilft?
Berichterstattung ist an Vorgaben gebunden
Die deutschen TV-Sender, die das Turnier vom 20. November bis zum 18. Dezember übertragen, haben sich öffentlich vehement gegen die Zensur-Versuche durch Katar ausgesprochen. Die Drehgenehmigungen während der Fußball-WM sind derzeit an Auflagen gebunden, wie die ARD bestätigte. Zuerst hatte die britische Zeitung „Guardian“ darüber berichtet.
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„Es ist richtig, dass man, um eine Drehgenehmigung in Katar zu bekommen, bestimmte Auflagen einhalten muss. Davon sind auch wir als ARD betroffen“, hieß es auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Solche Vorgaben kennen wir nicht nur hinsichtlich der Berichterstattung aus Katar, sondern ein solches Vorgehen ist in vielen anderen Ländern - wie zuletzt in China - ebenfalls üblich.“
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Welche Auflagen gibt es?
Zu den Auflagen gehört nach übereinstimmenden Angaben das Verbot, Einheimische in ihren Privaträumen zu filmen oder Unterkünfte, in denen Gastarbeiter untergebracht sind. Diese Einschränkungen gelten auch in Regierungsgebäuden, Kirchen, Universitäten, Krankenhäusern und bei Privatunternehmern. Diese Beschränkungen sind Teil einer Liste von Bedingungen, denen Filmemacher zustimmen müssen für eine Drehgenehmigung. Sie gelten laut „Guardian“ auch für Fotografen.
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Sender wollen trotzdem bewusst auch kritisch berichten
Die ARD werde „dennoch alle ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen, wie geplant nicht nur sportlich, sondern auch kritisch und hintergründig von der Fußball-WM in Katar zu berichten“. Auch das ZDF „setzt sich für eine umfassende Berichterstattung aus dem WM-Ausrichterland außerhalb der Stadien ein“, hieß es. Beide Sender sind nach eigenen Angaben mit dem Weltverband FIFA im Gespräch, was die Auflagen für die Drehgenehmigungen betrifft.
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Das Erste erklärte zudem: „Auch die persönlichen Eindrücke und Erlebnisse unserer Kolleginnen und Kollegen vor Ort werden dabei eine große Rolle spielen - und diese werden selbstverständlich keinerlei Zensur unterliegen.“ (jlu/dpa)