Ärger ums stille Örtchen in BrandenburgGriff ins Klo: Wütende Wandlitzer stellen überteuerte Öko-Toilette vorm Rathaus ab

von Marc Chmiel

Die Bürger von Wandlitz waren sauer. Man könnte auch sagen, sie waren stinkig. Auf ihren Bürgermeister und wegen der Toiletten. Dabei wurden die extra angeschafft, damit die Wandlitzer und ihre Touristen nicht mehr in den Wald machen müssen. Warum eines der Klos dann letztlich vor dem Rathaus landete, zeigen wir im Video.

Schlechtes Geschäft für die Wandlitzer

Es ist nicht so, als wüsste der Wandlitzer Bürgermeister Oliver Borchert nicht, dass er mit diesen Toiletten ein schlechtes Geschäft gemacht hat. „Wir haben einen ersten Aufschlag gemacht, der ist vielleicht optisch und von dem, was geliefert wurde, nicht ganz so gelungen“, sagt er im RTL-Interview.

Nicht ganz so gelungen ist wohl leicht beschönigt, wenn es nach Marco Scafaro, dem Ortsvorsteher des Wandlitzer Ortsteils Zerpenschleuse geht. Dessen erster Eindruck des mit grüner Plane umhüllten Bio-WCs klingt so: „Die war leider Graffiti beschmiert, hatte viele Beschädigungen, war vom Holz her zum Teil verschimmelt und war auch extrem verschmutzt, obwohl sie noch nicht im Einsatz war.“ Diesen Griff ins Klo wollten so einige im Örtchen nicht auf sich sitzen lassen – und verfrachteten das WC vor das Rathaus. Was der Bürgermeister nur bedingt witzig findet: „Es wäre jetzt nicht mein Weg, damit umzugehen, ich bin ein lösungsorientierter Mensch.“

Bürgermeister Borchert erklärt sich zum Toilettenbeauftragten

Doch was lief schief? Denn eigentlich, und da sind sich auch alle einig, sind die Toiletten eine gute Idee. Schließlich ist Wandlitz eine Touristen-Region und nicht jeder, der mal muss, muss ja gleich in den Wald machen. Deshalb sollten für sechs Monate ein Dutzend Öko-Toiletten gemietet werden.

Vom Betreiber gab es einen Kostenvoranschlag über 13.000 Euro für die ECO-Variante und ein Foto der Innenansicht. Dass die von außen gar nicht holzverkleidet, sondern mit einer luftigen grünen Plane umgeben ist, war darauf nicht zu erkennen. Dafür hätte allerdings ein Blick auf die Homepage gereicht. Dann ließ auch noch der Zustand zu wünschen übrig. Oder wie Marco Scafaro zusammenfasst: „Eco bedeutet ja nicht gleich auch total verranzt, dann noch das falsche Modell, dann noch am falschen Ort.“

Das lief mal so ganz und gar nicht flüssig. Deshalb gibt’s auch hier Einsicht vom Bürgermeister: „Bisschen bessere Vorbereitung auf der einen Seite, bisschen mehr Beschäftigung mit dem Thema auf der anderen Seite, jeden Tag werden wir besser“, sagt Oliver Borchert. Er verspricht: „Ich hab mich jetzt zum obersten Toilettenbeauftragten ernannt, das ist Chefsache und wir werden da eine Lösung finden.“

Marco Scafaro aus Zerpenschleuse hat seine eigene Lösung: Er hat alle Klos aus seinem Ortsteil abholen lassen. Sein Motto, frei nach Christian Lindner: Es ist besser nicht zu urinieren, als falsch zu urinieren.