Wo ist Flug MH370? RTL-Luftfahrtexperte Ralf Benkö klärt auf

Das Rätsel um das verschollene Flugzeug der Malaysia Airlines bleibt weiter ungelöst. RTL-Luftfahrtexperte Ralf Benkö erklärt, was mit Flug MH370 passiert sein könnte.
Frage: "Es gab Berichte, die Maschine sein nach dem letzten Funkkontakt noch weitergeflogen. Warum ist sie auf keinem Radar aufgetaucht?"
Ralf Benkö: "Leider sind die Informationen, die aus Malaysia kommen, mittlerweile recht konfus. Es würde mich nicht wundern, wenn die Maschine doch von Radargeräten geortet wurde, wenn dies nur bisher nicht von den Verantwortlichen erkannt worden ist. Es gibt einen Sender an Bord, der an die Radargeräte am Boden Daten des Flugzeugs übermittelt. Sollte dieser an Bord ausfallen oder ausgeschaltet werden, kann das Radargerät nicht mehr erkennen, welche Maschine als Punkt auf dem Schirm auftaucht. Dann würde man nur noch diesen Punkt sehen und könnte ihn leicht mit den Punkten anderer Maschinen verwechseln. Wenn es aber auch diesen Punkt auf dem Radar nicht mehr gegeben haben sollte, würde es bedeuten, dass die Maschine vielleicht stark gesunken ist und in geringer Höhe weitergeflogen ist – außerhalb der Radarerfassung. Oder sie ist eben doch nicht mehr weitergeflogen und kurz nach dem Verschwinden vom Radar abgestürzt. Das wäre natürlich die plausibelste Erklärung. Bleibt dann nur die Frage, warum niemand dort Wrackteile findet."
Frage: "Wie wahrscheinlich ist es, dass eine Passagiermaschine noch stundenlang fliegt, ohne dass sie auf einem Radar erscheint oder sonstige Daten sendet?"
Ralf Benkö: "Das weitere Senden der Daten an den Triebwerkshersteller wurde mittlerweile ja auch schon wieder von anderen Stellen dementiert. Wenn eine Maschine über Stunden weiterfliegt, es aber kein Radarsignal geben sollte, keine Funksprüche, keine automatisch abgestrahlten Textnachrichten an die Hersteller – dann müsste jemand all diese Systeme eigentlich bewusst ausgeschaltet bzw. sabotiert haben. Sonst hätte auf dem weiteren Flug normalerweise noch irgendetwas zu orten gewesen sein müssen. Ein technisches Versagen, das dieses Weiterfliegen ohne Funk und Radar erklärt, wäre extrem unwahrscheinlich."
Frage: "Für wie belastbar halten Sie die Informationen der Behörden, die Maschine sei nach dem letzten Funkkontakt noch weitergeflogen?"
Ralf Benkö: "Es wäre denkbar, dass es einen Druckabfall an Bord gegeben haben könnte. Sollten die Piloten das zu spät bemerkt haben, hatten sie vielleicht noch Zeit, den Kurs und die Höhe am Autopiloten für einen Notsinkflug zu verändern. Sollten sie dann bewusstlos geworden sein, wäre die Maschine tatsächlich so lange auf dem neuen Kurs weitergeflogen, bis der Sprit zu Ende geht. Dann hätte es keine Funksprüche aber weiter automatische Nachrichten der Maschine gegeben. Ein Weiterflug ohne diese automatisierten Signale wäre kaum nachzuvollziehen, es sei denn, man würde von einer Entführung ausgehen."
"Soll etwas vertuscht werden?"
Frage: "Wie schätzen Sie die Informationspolitik der Behörden ein?"
Ralf Benkö: "Sie ist bisher eine weitere Katastrophe. Ich habe noch nie so konfuse und überforderte Behörden erlebt, die heute sagen: Ja, es gab ein weiteres Radarsignal, die das Stunden später wieder dementieren, um am Folgetag wieder zu bestätigen es gab doch eines. Auch die Zeiten, zu denen es Signale gegeben haben soll (oder dann eben wieder nicht), ändern sich immer wieder. Was mir nicht einleuchtet: wenn der Triebwerkshersteller berichten sollte, es habe weitere Signale der Maschine gegeben, über Stunden, warum sollten die Behörden das dann wieder dementieren? Da passt vieles nicht zusammen. Dadurch wird das Mysterium um den verschollenen Flug immer größer und man fragt sich: hat dort jemand vielleicht ein Interesse an einem Verwirrspiel? Soll etwas vertuscht werden?"
Frage: "Was sind – nach aktuellem Stand der Dinge – die möglichen Szenarien, was mit dem Flugzeug passiert sein könnte?"
Ralf Benkö: "Sollte sie nach Ausbleiben weiterer Funksprüche tatsächlich abgestürzt und nicht noch weitergeflogen sein, dann käme eine Explosion an Bord in Betracht, ein schwerwiegender technischer Defekt, der die Piloten bei der Steuerung vielleicht bei Nacht überfordert hat. Es gab auch schon Fälle, in denen Piloten Selbstmord begangen haben und die Maschine plötzlich zum Absturz brachten. Eine Kollision mit einem anderen Fluggerät wäre theoretisch auch möglich. Nur welches Fluggerät soll das gewesen sein, wenn kein weiteres vermisst wird? Ist die Maschine doch noch weitergeflogen, könnte es neben einer Entführung auch ein Druckverlust gewesen sein, durch den die Piloten bewusstlos wurden. Auch so etwas hat es schon gegeben."
Frage: "Gibt es für die verschiedenen Theorien zur Unglücksursache Beispiele ähnlicher Flugzeugunglücke?"
Ralf Benkö: "Ähnlich war zunächst das Verschwinden einer Air France Maschine über dem Atlantik 2009, nur dass damals automatische Nachrichten der Maschine schon auf einen technischen Defekt hinwiesen. Letztendlich verloren die Piloten bei Nacht danach die Kontrolle, weil sie die Maschine nicht stabilisierten sondern unbewusst durch Fehler in einen Sturzflug brachten. Entführungen, die mit einem Absturz endeten, hat es 2001 im Rahmen der Anschläge auf die USA gegeben, aber auch 1996 im südlichen Afrika. Einen mysteriösen Absturz hatte es 1996 auch bei New York gegeben, nach Explosion des Treibstofftanks eines Jumbo Jets durch einen Kurzschluss. 1988 verschwand über Lockerbie in Schottland ein Jumbo auf dem Radar, nachdem an Bord eine Bombe explodiert war. Sehr mysteriös war 1945 auch das bis heute ungeklärte Verschwinden von fünf amerikanischen Jagdbombern über dem Bermuda-Dreieck. Seitdem jedoch ist die Technik stark weiter entwickelt worden. Deshalb denke ich, man wird die Boeing 777 finden, die Frage ist nur: wann?"