Krieg in der Ukraine

Putins Propaganda-Karte? Diese Gebiete der Ukraine sieht er als Schenkungen russischer Herrscher

Karte demonstriert, welche Gebiete der Ukraine der Kreml als russische Schenkungen ansieht
Diese Karte der Ukraine soll die Antwort auf Wladimir Putins Motivation liefern.
Screenshot Rossija 24
von Ellen Ivits

Was hat Wladimir Putin in der Ukraine vor? Während die westliche Welt über diese Frage rätselt, wird im russischen Staatsfernsehen eine Karte präsentiert, die die Antwort liefern könnte.
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Russland griff die Ukraine in der Nacht zum Donnerstag an - doch was will Putin eigentlich?

Karte demonstriert, welche Gebiete der Ukraine der Kreml als russische Schenkungen ansieht
Nur den zentralen gelben Teil sieht Putin als wirklichen Teil der Ukraine - die restlichen Teile sind seiner Meinung nach Schenkungen.
Screenshot Rossija 24

Wladimir Putin hat den Krieg begonnen. In der Nacht zu Donnerstag griffen russische Truppen die Ukraine an. Von Kiew bis Odessa – im ganzen Land attackieren die Invasoren die ukrainischen Kräfte. Wo wird Putin halt machen? Welche Gebiete will er abspalten? Diese Fragen beschäftigen die ganze Welt. Eine Karte, die seit mehreren Tagen im russischen Staatsfernsehen den Zuschauern präsentiert wird, könnte Aufschluss geben.

Darauf markiert sind all jene Gebiete die nach Darstellung Putins die Ukraine von Russland "geschenkt bekommen hat". Angefangen wird mit "Schenkungen der russischen Zaren" im Norden des Landes. Die Gebiete umfassen auch Kiew und sind auf der Karte in einem hellen Orange markiert. Im Westen des Landes sind die angeblichen "Geschenke Stalins" in Rot markiert. Die Halbinsel Krim im Süden der Ukraine ist als "Geschenk Chruschtschows" dargestellt. Und die "Schenkungen Lenins" erstrecken sich vom Osten über den Süden des Landes in einem satten Orange aus. Das Gebiet, das Putin und der Kreml als Ukraine ansehen leuchtet gelb in der Mitte des Landes. Dieses kleine Stück ist also das, was in Moskau der Ukraine als Staatsgebiets zuerkannt wird.

Wladimir Putins Argumentation: Ukraine verdankt Existenz nur der Großzügigkeit russischer Herrscher

Am vergangenen Montag hatte Putin der Welt seine Sicht auf die Geschichte demonstriert. Demnach verdanke die Ukraine ihre Existenz nur der Großzügigkeit der russischen Herrscher. "Die moderne Ukraine wurde vollständig von Russland geschaffen, genauer gesagt, dem bolschewistischen, kommunistischen Russland", sagte Putin wörtlich. Die Ukraine müsste den Namen Lenins tragen. Er sei der Architekt des Landes.

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Putins Version erinnert an die Propaganda-Welle 2014 zur Krim-Annexion

Putin sprach von vielerlei russischen Geschenken an die Ukraine: Von der Nationalstaatlichkeit durch Lenin, über polnische, rumänische und ungarische Gebiete durch Stalin bis zur Krim durch Chruschtschow. Die Karte, die nun dem russischen Publikum vorführt wird, visualisiert Putins Version der Geschichte.

Dieses Vorgehen erinnert sehr an die Propaganda-Welle im Jahr 2014. Damals wurden nur wenige Stunden vor der Annexion der Krim ähnliche Karten präsentiert, die die vermeintliche Schenkung der Krim durch Chruschtschow in die Öffentlichkeit zerrten.

Schon allein diese Behauptung entspricht keineswegs der Wahrheit, stellt der Historiker Nikita Petrow im Interview mit dem stern klar. "Das war keine Übergabe der Krim. Das war eine Zuordnung der Krim zu jener Republik, die am besten dieses Territorium verwalten konnte." Die Sowjetunion habe die Krim nirgendwohin verschenkt. Die Krim sei sowjetisch geblieben.

"Formal ging die Krim aus dem Bestand der Russischen Föderation in den Bestand der ukrainischen Republik über – ein legitime Vorgang, sowohl nach den damaligen Gesetzten als auch den heutigen. Und Russland hatte dies anerkannt und der Ukraine ihre territoriale Eigenständigkeit zugesichert. Diese Garantien hat Russland nicht eingehalten."

Die Karte, die im russischen Fernsehen demonstriert wird, ziele auf einen "kindischen Verstand" ab. "Es kann in der Geschichte keine Geschenke geben. Die Sowjetunion wurde auf dem Prinzip der sowjetischen Republiken aufgebaut. Und niemand hat die territorialen Grenzen der Republiken als Geschenk betrachtet, sondern als politischen Aufbau des Imperiums. Nachdem das Imperium zerfallen ist, ist es vollkommener Unsinn von Geschenken zu sprechen."

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de

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