Er bekommt MorddrohungenWieder ein Umzug: Ex-Bayern-Profi fürchtet um sein Leben

Früher stürmte er für den FC Bayern und Schalke 04. Heute versteckt er sich, um sein Leben zu schützen: Der ehemalige iranische Nationalspieler Ali Karimi ist ins Exil geflohen. Und selbst dort fühlt er sich nicht wirklich sicher. Die Angst treibt ihn um. Aber auch die Hoffnung – auf den Erfolg der Revolutionsbewegung in seiner Heimat.
"Ich habe Morddrohungen erhalten"
„Es ist ein schreckliches Gefühl, im Exil zu sein“, gesteht der ehemalige iranische Fußball-Nationalspieler Ali Karimi. Er hat Angst vor Anschlägen. So sehr, dass er wieder seinen Wohnort gewechselt hat. „Ich habe von verschiedenen Stellen Morddrohungen erhalten“, berichtet Karimi, als er sich am Montag zum Themenabend „Frau, Leben, Freiheit – Iranische Sportlerinnen und Sportler“ im Deutschen Fußballmuseum per Video dazuschaltet. „Deshalb war ich gezwungen, mich in noch größere Distanz zum Iran zu bringen. So musste ich ein weiteres Mal umziehen.“
Aus Dubai ging seine Flucht weiter. Immer mit im Gepäck: Seine Hoffnung, „dass die Frau-Leben-Freiheit-Revolution erfolgreich sein wird.“
Irans Justiz beantragte wohl Strafverfolgung gegen den Ex-Bayern-Profi
Von 2005 bis 2007 spielte er für die Bayern, die Rückrunde der Saison 2010/2011 stand er bei Schalke unter Vertrag. Zwölf Jahre später ist sein Leben ein ganz anderes: Karimi hatte sich von Beginn an mit der Protestbewegung in seinem Heimatland solidarisiert. Dafür erhielt er Zuspruch vieler Landsleute, die nach dem Tod der 22 Jahre alten Mahsa Amini im Polizeigewahrsam auf die Straßen gegangen waren.
Die Verantwortlichen im Iran sahen Karimis Handeln mit anderen Augen. Die heimische Justiz hatte laut Medienberichten Anklage gegen den 129-maligen Nationalspieler erhoben. Wegen „Solidarität mit dem Feind“ und des Vorwurfs der Anstiftung zu Unruhen sei seitens der Justiz Strafverfolgung gegen ihn beantragt worden.
Karimi hofft auf die Stärke und den Einfluss des Sports
Karimi hofft, dass sich weitere Fußballer und Sportler der Protestbewegung anschließen: „Gerade Nationalspieler haben immer einen Platz in den Herzen der Fans ihres Landes. Wenn man sich diese besondere Plattform vor Augen führt, ist es meiner Meinung nach die Pflicht eines jeden Fußballers, sich für gesellschaftliche Belange einzusetzen“, sagte er: „Es ist mein Wunsch, dass jeder Athlet seinen Platz auf der richtigen Seite der Geschichte findet und sich für die Frau-Leben-Freiheit-Revolution engagiert.“
Überlegungen über einen Boykott des iranischen Sports kann er aber wenig abgewinnen: „Jeder Athlet sollte an großen Wettbewerben wie den Olympischen Spielen teilnehmen. Weil sie die einzige Möglichkeit bieten, die Stimme des iranischen Volkes im ganzen Land zu verbreiten.“ (ana/dpa)


