Gewichtszunahme durch SchilddrüsenunterfunktionWie gelingt das erfolgreiche Abnehmen bei Hashimoto?

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Auch Hashimoto-Patienten können es schaffen, dauerhaft erfolgreich abzunehmen.
IMAGO / Shotshop

Wer an der Autoimmunkrankheit Hashimoto Thyreoiditis leidet, kämpft sehr häufig mit Gewichtsproblemen. Oft schaffen die Patienten es sogar trotz Einnahme einer ausreichenden Dosis Schilddrüsenhormone nicht, erfolgreich abzunehmen. Warum das so ist und was wirklich gegen die überflüssigen Kilos hilft, erklärt die Ärztin und Buchautorin („Schlank und voller Energie bei Hashimoto“) Dr. Simone Koch im Interview mit RTL.de.

Was ist Hashimoto Thyreoiditis?

Bei der Schilddrüsenkrankheit Hashimoto Thyreoiditis (HT) handelt es sich um eine chronische Entzündung der Schilddrüse infolge einer autoimmunen Reaktion. Durch die Zerstörung der Schilddrüse im Laufe der Jahre kommt es in den meisten Fällen dann zu einer Schilddrüsenunterfunktion. „Es gibt unterschiedliche Formen der HT mit verschiedenen Antikörpern. Gemein ist dem Ganzen, dass die Schilddrüse an Funktion verliert und dadurch der Stoffwechsel eingeschränkt sein kann. Weiterhin kommt es im Körper zu systemischen Entzündungsreaktionen“, sagt die Ärztin Dr. Simone Koch im Interview mit RTL.de.

Wie äußert sich eine Schilddrüsenunterfunktion – oftmals infolge der HT?

Die Schilddrüsenunterfunktion macht sich mit Symptomen wie Müdigkeit, Haarausfall, trockener Haut, Niedergeschlagenheit, Leistungsminderung und auch Gewichtszunahme bemerkbar. Ob die Erkrankung tatsächlich vorliegt, kann durch eine Blutanalyse der Schilddrüsenhormone und eine Ultraschalluntersuchung beim Arzt bestimmt werden. Ist dies der Fall, wird meist das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin verschrieben, das die fehlendenden Schilddrüsenhormone ersetzen soll, damit die Symptome gelindert werden.

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Warum nehmen Menschen mit Hashimoto sehr stark zu?

Auch wenn der Stoffwechsel eigentlich gar nicht so stark beeinträchtigt ist, wie es oft vermutet wird, nehmen viele Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion innerhalb kürzester Zeit sehr stark zu, obwohl sie an ihrem Essverhalten und Lebensstil nichts geändert haben. Das hat laut Koch mehrere Gründe. Einer davon sind die chronischen Entzündungsprozesse, die sich bei einer HT im Körper abspielen: „Systemische Entzündungen führen dazu, dass es zu multiplen hormonellen Dysbalancen kommt. Dadurch wird die Fähigkeit zum intuitiven Essen erheblich gestört. Man hat also viel mehr Hunger als einem eigentlich gut tut“, sagt sie. Weiterhin begünstigen die Entzündungen Insulinsresistenzen: „Insulinresistenz führt dazu, dass es zu Fehlverschaltungen bei den Appetit- und Sättigungsregulatorischen Hormonen und Neurotransmittern im Gehirn kommt. Dadurch haben wir mehr Appetit, mehr Hunger und besonders viel Lust auf Salziges, Fettes und Süßes“, erklärt die Schilddrüsen-Expertin.

Ein weiterer Punkt ist Koch zufolge außerdem mangelnde Lust auf körperliche Bewegung und Sport aufgrund der Ausschüttung bestimmter Stoffe (unter anderem Interleukin 6 und TNF Alpha) im Körper im Rahmen der Erkrankung. Auch Nahrungsmittelunterverträglichkeiten wie Lactose- oder Histaminintoleranz können indirekt über verstärkte Entzündungsreaktionen zu hormonellen Störungen wie einer Insulinresistenz führen. Zudem haben die Betroffenen nach dem Verzehr unverträglicher Lebensmittel oft mit Wassereinlagerungen zu kämpfen. Auch das führt natürlich zu einer – wenn auch vorübergehenden – Gewichtszunahme.

Woran liegt es, dass manche Betroffene trotz guter Schilddrüseneinstellung nicht abnehmen?

Viele Patienten fühlen sich bei richtiger Einstellung der Schilddrüsenhormone wieder wohl und sind praktisch symptomfrei. Das trifft allerdings nicht auf alle zu. Außerdem klagen nicht wenige Betroffene weiterhin über Gewichtsprobleme, auch wenn die Schilddrüse wieder gut eingestellt ist. Ursächlich sind hierfür laut der Ärztin vor allem die weiterhin bestehenden Entzündungsreaktionen im Körper, als auch die Insulinresistenz, die sich sehr häufig im Laufe der Unterfunktion verfestigt hat. Ein weiteres Problem ist außerdem, dass die Betroffenen oft immer noch zu viel essen für eine erfolgreiche Abnahme.

Koch, die selbst von der Erkrankung betroffen ist, erklärt das folgendermaßen: „Hat man einen Gesamtumsatz von 1800 Kalorien und sinkt die Schilddrüsenfunktion durch einen Krankheitsschub, verringert sich der Grundumsatz. Hat man nun beispielsweise einen Gesamtumsatz von nur noch 1600 Kalorien, isst aber weiterhin 1800, dann nimmt man pro Monat ein Kilo zu. Nach einem halben Jahr ist man schon sechs Kilo schwerer. Erhöht man jetzt die Dosis der Schilddrüsenmedikamente, hat man wieder einen Gesamtumsatz von 1800 Kalorien. Wenn man nun weiterhin 1800 Kalorien zu sich nimmt, kann man natürlich nicht abnehmen“. Die Betroffenen müssen also für eine erfolgreiche Abnahme nach Behebung der Schilddrüsenfehlfunktion auch darauf achten, ein Kaloriendefizit zu erreichen.

Was kann man tun, um erfolgreich abzunehmen?

Wer nun glaubt, eisern Kalorien zählen zu müssen, kann beruhigt sein - das ist laut Koch nicht erforderlich. In ihrem neuen Buch „Schlank und voller Energie bei Hashimoto“ stellt die Schilddrüsen-Ärztin ein Programm zur langfristigen Gewichtsabnahme bei Hashimoto ohne strikte Diät vor: „Mein Ernährungsprogramm zum Gewicht verlieren zielt auch darauf ab, dass die Patienten lernen, was ihnen gut tut und wo deren tatsächlicher Bedarf liegt. Das intuitive Essen ist bei Menschen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen nämlich fast immer gestört“, betont sie.

Bei vielen Betroffenen funktioniert die Sättigungsregulation nicht mehr aufgrund des Ungleichgewichtes der Hormone. Das heißt, das Sättigungsgefühl kommt zu spät. Die Patienten werden häufig erst dann richtig satt, wenn sie schon zu viel gegessen haben. „Teil meines Programms ist es daher auch zu lernen, wo der eigene Bedarf liegt und wie man es schafft, nur so viel zu essen, wie man wirklich braucht. Dann lernt man wieder so eine Art intuitives Essen“, erklärt Koch. Da die Entzündungsreaktionen, Insulinresistenz sowie Nahrungsmittelunverträglichkeiten auch eine Rolle bei der Gewichtszunahme im Rahmen der HT spielen, werden auch diese Faktoren im Ernährungsprogramm berücksichtigt. Fasten ist beispielsweise eine gute Möglichkeit, die Insulinsensitivität des Körpers wieder zu steigern, als auch die Entzündungsreaktionen zu verringern. Die Schilddrüsen-Expertin empfiehlt hier beispielsweise Intervallfasten oder auch eintägige Fastenphasen. Wer von einer Insulinresistenz betroffen ist, sollte außerdem Zucker meiden und seine Kohlenhydratzufuhr drastisch senken.

Welche Lebensmittel sind bei HT-Patienten oft problematisch?

Es gibt so einige Lebensmittel, die bei Hashimoto-Betroffenen häufiger für Beschwerden sorgen. Dazu zählt Gluten. Koch zufolge leiden bis zu 90 Prozent der Patienten unter einer Glutensensitivität und 14 Prozent sogar an einer Zöliakie. „Es macht aus statistischer Sicht Sinn, Gluten erst einmal vollständig zu vermeiden. Wenn man es trotzdem isst, führt das zu Entzündungen des Darms. Dadurch ist der Körper nicht in der Lage, vor allem Fette und Aminosäuren vernünftig aufzunehmen und es fehlt ihm ein wesentlicher Sättigungsfaktor“, sagt die Ärztin. Wer also empfindlich auf Gluten reagiert und an HT leidet, läuft Gefahr mehr zu essen, als er eigentlich bräuchte.

Weiterhin ist für die Hälfte der HT-Patienten das in der Milch enthaltene Protein Casein problematisch, weil diese Gruppe mit Entzündungen darauf reagiert. Lektine vertragen 20 Prozent der Patienten nicht. Lektine sind Proteine, genauer gesagt Glykoproteine, die in einigen pflanzlichen oder auch tierischen Lebensmitteln wie in Hülsenfrüchten, Tomaten, Paprika, Getreide, Casein oder auch Kartoffeln vorkommen. Teil des Ernährungsprogramms ist daher auch eine Eliminationsdiät: „Am Anfang lässt man alles weg und dann werden wochenweise die einzelnen Lebensmittel wieder in die Ernährung integriert. So kann man ausprobieren, was man verträgt und was nicht“, erläutert Koch.

Was kann man tun, um den Stoffwechsel anzukurbeln?

Ingwer, Chili oder auch Kaffee werden oft als Stoffwechselbeschleuniger bezeichnet. Allerdings sind diese vermeintlichen Hilfsmittel Koch zufolge wissenschaftlich nicht belegt. Sie empfiehlt dagegen Kälte und Sport zum Ankurbeln der Stoffwechselaktivität.

Wie funktioniert Kälte als Stoffwechsel-Booster?

„Wir haben weißes, nicht-stoffwechselaktives Fettgebewebe. Dieses kann aber unter Kälteeinfluss in beiges Fettgewebe umgewandelt werden, das stark stoffwechselaktiv ist. So kann man die Stoffwechselrate des Fettgewebes zu verbessern“, sagt Koch. Eisbaden ist zwar dazu sehr gut geeignet, aber definitiv nicht jedermanns Sache. Alternativ reicht es auch, sich Kühlpads auf den Nacken zu legen, kalt zu duschen oder bei kalten Temperaturen - nicht zu dick angezogen - eine Runde spazieren zu gehen. "Der Körper muss dann viel Energie aufwenden um die 37 Grad zu halten“, betont die Ärztin.

Welche Sportart ist am besten geeignet zur Fettverbrennung?

Eine junge Frau trainiert mit einer Hantel.
Kraftsport hilft, bei Hashimoto überflüssige Pfunde loszuwerden.
MEV

Koch empfiehlt vor allem Kraftsport, um die überflüssigen Kilos wieder loszuwerden: „Langfristig führt Ausdauersport dazu, dass die metabolische Rate sinkt. Kraftsport ist daher wesentlich effektiver, weil die Muskeln selbst Energie verbrauchen. Je mehr Muskeln man hat, desto mehr Energie verbraucht man auch in Ruhe, wenn man schläft und nichts tut“, sagt die Hashimoto-Ärztin. Weiterhin führt Kraftsport auch zu einer verstärkten Sättigung, da das Proteinhormon ILP ausgeschüttet wird. „Es vermindert außerdem die Entleerung des Magens und verringert die Mobilität des Darms. Dadurch bewegt sich der Darm langsamer und die Nahrung bleibt länger im Magen-Darm-Trakt zurück. Gleichzeitig vermindert es den Appetit auf Süßes und Fettiges“, erklärt Koch.

Auch das von den Muskeln ausgeschüttete Hormon Mykoin im Rahmen von Kraftsport ist gerade für HT-Patienten nützlich, da es antientzündlich wirkt. Wer allerdings partout keinen Kraftsport mag oder machen möchte, sollte sich von dieser Empfehlung nicht allzu stark leiten lassen. Beim Sport geht es auch darum, dass die gewählte Sportart Spaß macht. Nur so bleibt man auch langfristig dabei. Wer also lieber Ausdauersport wie Schwimmen, Joggen oder Fahrradfahren bevorzugt, kann auch weiterhin dabei bleiben. Schließlich zählt jede Art von Bewegung.

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