Terrorismus-Experte Peter Neumann ordnet Recherchen zu Nordstream ein
Wer sind die Täter? Möglicherweise spekulieren wir noch in zehn oder 15 Jahren über dieses Rätsel
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Ende September 2022 reißen Explosionen Löcher in die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2. Jetzt stellt sich heraus: Die Bundesanwaltschaft ließ schon vor Wochen ein Schiff durchsuchen, das möglicherweise für die Operation genutzt wurde. Aber wer waren die Täter?
Wenn nach fast einem halben Jahr nach den Explosionen erst jetzt die ersten Spuren bekannt werden, hat das viel Raum geschaffen, auch für Verschwörungstheorien. Peter Neumann ist Terrorismusexperte an der Uni Oxford. Wir haben mit ihm über den Vorfall und die Recherchen gesprochen. Wer würde von diesen Anschlägen profitieren? Was wissen wir bisher? Das ganze Interview im Video.
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Verdächtiges Schiff wurde im Januar bereits untersucht
„Man könnte sich vorstellen, dass Russland profitiert, weil dadurch eine Situation entsteht, wo möglicherweise andere Pipelineprojekte infrage gestellt werden. Man könnte sich natürlich auch vorstellen, dass Kräfte in der Ukraine profitieren.“ Aber noch gebe es dazu keine gesicherten Erkenntnisse . „Auch mit diesen neuen Enthüllungen ist das noch überhaupt nicht klar. Wir haben jetzt ganz viele Details darüber, wie es möglicherweise vonstattengegangen ist. Aber die entscheidende Frage ist doch, wer dahintersteckt. Und darauf gibt es nach wie vor keine richtigen oder handfesten Belege.“
Bei ihren Ermittlungen zu den mysteriösen Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 sind deutsche Ermittler einen wichtigen Schritt vorangekommen: Möglicherweise haben sie das Schiff aufgespürt, mit dem die Täter den Sprengstoff transportierten. Die Bundesanwaltschaft teilte am Mittwoch mit, dass das verdächtige Schiff bereits im Januar durchsucht worden sei.
Die Auswertung der sichergestellten Spuren und Gegenstände dauere an, erklärte eine Sprecherin in Karlsruhe auf Anfrage. „Die Identität der Täter und deren Tatmotive sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Belastbare Aussagen hierzu, insbesondere zur Frage einer staatlichen Steuerung, können derzeit nicht getroffen werden.“
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Medienberichte: Sprengstoff-Spuren auf dem Tisch der Kabine gefunden
Was genau gefunden wurde, teilte sie nicht mit. Nach Recherchen von ARD, SWR und „Zeit“ sollen die Ermittler auf dem Tisch in der Kabine des Schiffes Sprengstoff-Spuren entdeckt haben. Die Medien hatten am Dienstagabend unter Berufung auf geheimdienstliche Hinweise berichtet, dass eine pro-ukrainische Gruppe für die Explosionen verantwortlich sein könnte. Beweise dafür, wer die Zerstörung der Pipelines in Auftrag gegeben habe, seien aber nicht gefunden worden.
Die Ukraine bestritt, mit dem Vorfall etwas zu tun zu haben. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warnten vor voreiligen Schlüssen.
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Neumann: Möglicherweise spekulieren wir noch in zehn oder 15 Jahren
Terrorismus-Experte Neumann rechnet nicht mit einer schnellen Aufklärung, weil die Ermittlungen einfach sehr schwer sind. „Ich befürchte, dass das noch eine ganze Weile so bleiben wird und dass wir möglicherweise in zehn oder 15 Jahren immer noch spekulieren werden darüber, wer hinter diesem Anschlag gesteckt hat.“
Weil dieser Anschlag auf dem Meer auf einer sehr dicht befahrenen Straße stattgefunden habe, „haben wir Reports von mehreren Dutzend Bewegungen, die mit keinem klaren Schiff in Verbindung gebracht werden konnten. Das muss man jetzt quasi alles zurückverfolgen. Das dauert eine ganze Weile und es ist natürlich unglaublich unbefriedigend, dass man noch keine richtigen, harten Erkenntnisse hat.“
Neumann ist aber überzeugt, dass „hinter diesem Anschlag eine sehr hoch professionell organisierte Gruppe gestanden hat.“ Die professionell gefälschten Reisepässe, 1.000 Kilogramm militärischer Sprengstoff und dass es sich ganz offensichtlich um Kampftaucher gehandelt habe, spräche dafür. „Man könnte schon davon ausgehen, dass da möglicherweise ein Staat dahintersteckt oder eine Organisation, die sehr nahe an einem Staat steht. Welcher Staat das war, das wissen wir eben noch nicht. Und es ist schon sehr entscheidend, welche Antwort auf diese Frage kommt, “ sagt der Terrorismus-Experte. Möglicherweise werde das aber nie handfest geklärt werden können. (eku, mit dpa)
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