Internationaler Tag des FahrradsDer Freiheit entgegen: Eine Liebeserklärung an das Fahrrad

Fahrrad
Die Farbe der Fahrrad-Liebe: Celeste
Tobias Elsaesser
von Tobias Elsaesser

Es gibt Menschen wie Albert Einstein, der gesagt haben soll: „Das Leben ist wie Fahrradfahren, um die Balance zu halten, muss man in Bewegung bleiben.“ Dann gibt es noch Freaks wie mich, die nach kilometerlanger ErFAHRung das „wie“ aus dem Satz gestrichen haben.

Sinnbild des Lebens

Das Fahrradfahren als Sinnbild und Sinn des Lebens. Das ist die Dimension, die wir erreichen, wenn ich über das Fahrradfahren schreibe, davon spreche, darüber nachdenke – und es mache. Ich habe keine Ahnung, wie es so weit kommen konnte, aber ich kann damit sehr gut leben. Zum Internationalen Tag des Fahrrads wird es mal Zeit für eine kurze Liebeserklärung an dieses Gerät.

Bloody knees, bloody nose – bloody fun

Sturz
Manchmal tut es weh: Stürzen gehört zum Fahrradfahren dazu, vor allem, wenn man es gerade lernt
Tobias Elsaesser

Kurz vor meinem vierten Geburtstag stand mein Vater vor mir, in der einen Hand hielt er einen Schraubenschlüssel, in der anderen die Stützräder meines Fahrrads und sagte trocken: „Das geht jetzt auch ohne.“ Um ihm das Gegenteil zu beweisen, bin ich absichtlich gegen einen Baum gefahren. Aber damals fehlten mir die Skills, um das Ganze überzeugend aussehen zu lassen. Es war auch egal, denn ich erkannte schnell, was ich mir da gerade erschlossen hatte: ein Stückchen Freiheit. Diese Freiheit kostete mich in meiner Kindheit und Jugend ziemlich viel Haut, ganz nach dem Motto „Bloody knees, bloody nose – bloody fun“. Es ging darum, auf ganz anschauliche und spürbare Art Grenzen auszutesten. Und zu verschieben – körperlich und mental.

Fahrrad
Das Bild ist an dieser Stelle überflüssig, aber das Fahrrad sieht einfach gut aus
Tobias Elsaesser

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Was dich nicht umbringt, macht dich stärker

Diese Zeit hat mich geprägt. Plattitüden wie „was dich nicht umbringt, macht dich stärker“ oder „nur die Harten kommen in den Garten“ haben meinen Willen definiert. Ebenso wie die Erkenntnis, dass man manchmal leiden muss, um sein Ziel zu erreichen, und – nach einigen schmerzhaften Lehren – ab wann sich dieses Leiden definitiv nicht mehr lohnt. Und am wichtigsten: Wie man gar nicht erst an den Punkt kommt, an dem sich das Leiden nicht mehr lohnt. Physisch erfahrbares Projektmanagement. Das Ziel definieren, das Ziel fokussieren – und dem Erreichen des Ziels alles unterordnen.

Cyclocross
Und im Herbst in den Matsch
RTL.de

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Keine Grenzen in Sicht

Und dabei das Schöne genießen: Der Fahrtwind pustet einem den Kopf durch und macht die Gedanken frei. Und schon öffnet sich der Blick auf das Schöne um einen herum, man beginnt, die Umgebung und alles um sich herum aufzusaugen. Und so wird das Fahrrad für mich das ideale Fortbewegungsmittel, um eine Gegend so kennenzulernen, dass ich mich auch wirklich auskenne. Ich verinnerliche die Strecke. Die Eindrücke, was ich sehe, was ich höre, verbinden sich mit dem, was ich in meinem Körper fühle – und mein Unterbewusstsein setzt eine Markierung. So, als würde ich auf einer Landkarte eine bestimmte Stelle kennzeichnen. Noch kann ich auf dieser Karte keine Grenzen ausmachen – und das ist Freiheit.

Und außerdem ist das Fahrrad ein ziemlich praktisches Fortbewegungsmittel. Rennrad, Mountainbike, Hollandrad, mit Motor oder ohne. Wie der große Eddie Merckx einst sagte: „Fahr so viel oder so wenig oder so lang oder so kurz, wie Du Dich fühlst. Aber fahr.“