Weil er seinen Leistenbruch nicht behandeln ließ

Mann muss 3,5 Kilo schwerer Hodensack entfernt werden

Röntgenbild von Mann mit 3,5-Kilo-Hoden
Einem Mann aus Panama musste sein auf 3,5 Kilo Gewicht angewachsener Hodensack entfernt werden, nachdem er seinen Leistenbruch nicht behandeln ließ.
Urology Case Reports, Urology Case Reports

Es ist kaum vorstellbar, welche Qualen dieser Mann aus Panama jahrzehntelang ertragen haben muss: Durch einen Leistenbruch war sein Hodensack in den vergangenen 30 Jahren auf die Größe eines Fußballs angeschwollen, wog am Ende 3,5 Kilo. Behandeln ließ er sich aus Scham nicht. Erst als er Fieber und Herzrasen bekam und kaum noch laufen konnte, fasste er Mut und suchte endlich ein Krankenhaus auf.

Hodensack reichte ihm bis über die Knie

Dort offenbarte ein Blick auf die Röntgenbilder vom Bauchraum des Patienten die Ursache seines Leidens: Der 43-Jährige hatte einen Leistenbruch, der jahrzehntelang nicht behandelt wurde. Ein Teil seines Darms wölbte sich deshalb durch die vordere Bauchwand, im Hodensack entstand dadurch ein Lymphödem.

Die Ärzte diagnostizierten ein "massives Skrotalödem mit Verschiebung über das Knieniveau hinaus" - der Hodensack war extrem angeschwollen, zudem war die Haut verdickt. Aus zwei großen Wunden trat eine "übelriechende, eitrige Flüssigkeit aus", wie zu dem Fall im Fachjournal "Urology Case Reports" berichtet wurde. Auch das Röntgenbild zeigt deutlich, dass ihm der Hodensack bis über die Knie reichte.

Ärzte retteten den infizierten Hoden in einer Not-OP

Darüber hinaus litt der Mann am sogenannten Fournier-Gangrän, einer lebensgefährlichen Genitalinfektion: Bakterien hatten bereits begonnen, das Gewebe seines Genitalbereichs zu zersetzen. Sein Penis war laut der Ärzte "in der entzündeten Masse vergraben". Entsprechend schwer fiel es ihnen, überhaupt einen Katheter zu setzen.

In einer Notoperation konnten die Ärzte den infizierten Hoden retten, das abgestorbene Gewebe entfernten sie in weiteren Operationen. Dabei behandelten sie auch den Leistenbruch des Mannes und rekonstruierten seinen Hodensack. Anschließend begann der 43-Jährige eine Reha - und bei der Folgeuntersuchung vier Wochen nach dem Eingriff waren die Ärzte "sowohl mit dem kosmetischen als auch mit dem funktionellen Ergebnis" der Rekonstruktion zufrieden.

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Wie gefährlich ist ein Leistenbruch?

Aber wie oft kommt es vor, dass die Nichtbehandlung eines Leistenbruchs solch extreme Folgen hat? Wird ein Leistenbruch nicht behandelt, kann er sehr gefährlich werden, erklärt Allgemeinmediziner Dr. med. Christoph Specht im Gespräch mit RTL.de: "Durch den Bruch können Organe, zum Beispiel Darmschlingen, die da nicht hingehören, in den Bereich der Leistengegend und unter Umständen sogar bis in den Hoden gedrückt werden." Im schlimmsten Fall könne es zu einer Einklemmung kommen: "Dann wird das Darmgewebe nicht mehr durchblutet und stirbt ab. Das ist dann ein akuter Notfall", sagt Dr. Specht.

Laut ihm sind Leistenbrüche sehr häufig und treten bei Männern etwa neunmal häufiger auf als bei Frauen. Extremfälle wie der aus Panama sehe man hier aber selten, weil die Betroffenen eher zum Arzt gehen. In einer Operation wird die Bruchpforte wieder geschlossen - hierzulande einer der häufigsten Eingriffe: In Deutschland ist die Leistenbruch-OP die zweithäufigste Operation bei Männern.