So lernen Kids kochen

Was Kinder am Herd schon können: Scharfe Messer ab 5, Nudeln abschütten ab 10

Kinder in der Küche - sie können schön eine Menge
Kochen ist auch was für Kinder - aber nur mit den richtigen Aufgaben.
Evgeny Atamanenko, Evgeny Atamanenko (Evgeny Atamanenko (Photographer) - [None]

von Mireilla Zirpins
Keine Lust mehr auf das Gemecker übers Essen? Dann lassen Sie die Kinder doch mitkochen! Denn sie probieren lieber etwas, wenn sie mit ins Kochbuch geschaut haben, beim Einkauf dabei waren oder beim Kochen selbst Hand angelegt haben, weiß Expertin Andrea Smolka, Chefin der Kölner Kinderkochschule „Küchenpänz“. Sie findet, dass wir unseren Kids dabei ruhig was zutrauen dürfen – etwa schon mit fünf Jahren mit einem richtig scharfen Messer zu schneiden.

Kinder wollen in der Küche am liebsten alles selbst machen

Wenn Andrea Smolka die Teilnehmer ihrer Kinderkochkurse fragt, was sie am liebsten machen wollen, antworten sie gern: „Alles.“ Und das allermeiste dürfen sie dann auch. Auch mit einem scharfen Messer schneiden, selbst die jüngsten Teilnehmer. Die sind bei ihr fünf Jahre alt. „Ich schneide vor und alle gucken zu, bevor ich ihnen das Messer in die Hand gebe. Ich weise sie drauf hin: ‚Das sind echt scharfe Messer, ihr müsst euch jetzt konzentrieren’“, erläutert die Kochlehrerin.

„In sechs Jahren Kochschule hat sich noch nie einer verletzt“, berichtet sie stolz und betont: „Je schärfer das Messer, desto weniger passiert. Wenn man den Kindern aus Vorsicht stumpfe Messer gibt, rutschen sie leichter ab.“ Spezielle Kindermesser hält die „Küchenfee“, wie sie sich selbst nennt, für eine reine Marketingmasche. In den Kochkursen arbeitet sie mit „ganz normalen Oma-Gemüsemessern“ – kurze Klinge, Holzgriff, mehr nicht.

Das Wichtigste ist für die Expertin, dass man den Kindern zeigt, wie man damit umgeht: „Kindern kann man nicht sagen: ‘Würfel eine Zwiebel oder eine Möhre.’ Die haben keine Ahnung, wie das geht. Man muss ihnen ganz genau zeigen: So hältst du das Messer, hier muss man den Schnitt ansetzen.“

Kinder lieben es, in der Küche zu helfen
Kinder lieben es zu kochen - mit Hilfe und noch lieber ohne
iStockphoto

Gut bebilderte Rezepte helfen Kindern bei der Zubereitung

Und deshalb sollten Rezepte gerade für kleinere Kinder auch gut und ansprechend bebildert sein – am besten mit Anleitungsfotos. Die jüngsten Kids in der Kochschule können noch nicht lesen, denen macht Andrea Smolka die Arbeitsschritte vor. Bildlastige Rezepte und das Dosieren mit Bechern hält sie für eine gute Methode für die Allerkleinsten. „Abwiegen können die Kinder meist erst ab etwa acht Jahren“, erzählt sie und fügt hinzu: „Jüngere Kinder tun sich manchmal schwer damit, wenn man auf der einen Seite die Zutaten hat und auf der anderen die Anleitung, wie’s geht.“ Kinderkochbücher sind in der Regel so angelegt, dass die Eltern natürlich trotzdem helfen müssen.

Aber man kann Kindern durchaus auch zutrauen, sich die Bilder in Kochbüchern für Große anzuschauen. Sie hat beobachtet, dass die Kids oft auf Jamie-Oliver-Kochbücher* anspringen. Vielleicht der vielen schönen Bilder wegen. Die Rezepte sind für Kinder auch meist machbar.

Andrea Smolka gibt Kochkurse für Kinder
Andrea Smolka von der Kochschule Küchenpänz
Küchenpänz
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Kinder trauen sich beim Kochen gern was zu

Ihrer Erfahrung nach wollen sich die Kinder nämlich durchaus auch an aufwändigeren Rezepte versuchen, Lasagne kochen oder Burgerbrötchen und -soßen selber machen. „Wenn Geräte involviert sind, finden die Kinder das ziemlich cool“, ergänzt sie, „etwa mit einer Nudelmaschine zu arbeiten oder einer Spätzlepresse oder einer kleinen Moulinette. Alles Haptische kommt gut an, zum Beispiel Teig kneten.“

Plätzchenteig ist prima für die Jüngsten. „Sie haben in ihren kleinen Händen noch nicht die Kraft, um einen sehr festen Nudelteig zur verarbeiten“, erläutert Andrea Smolka. „Das können Kinder erst ab acht oder neun Jahren.“

Das Abgießen von Nudelwasser ist was für Größere – nicht nur, weil der Kessel richtig schwer ist, wenn Wasser und Pasta für eine große Familie oder den ganzen Kochkurs im Topf sind. „Ich würde das aber mit einem kleinen Topf mit zwei oder drei Portionen einem zehnjährigen Kind zutrauen – wenn ich die Gefahrenquellen vorher genau erklärt habe, also dass etwa oben heißer Dampf rauskommt“, sagt die Kochtrainerin.

Wie bekommen wir die Kids zum Probieren? Indem wir sie einbeziehen

Wer so Großartiges in der Küche geleistet hat, probiert auch Dinge, die er daheim vielleicht verschmäht hätte. Lachend berichtet die „Küchenpänz“-Chefin von einem Kinder-„Kochduell“, bei dem am Ende die Kohlrabi-Fenchel-Suppe von den Kindern die meisten Punkte bekam: „Fein püriert mit einem Schluck Sahne, ansprechend serviert in einer Tasse mit Strohhalm kann sowas der Renner sein.“

Drei Tipps von Koch-Expertin und Ernährungsberaterin Andrea Smolka für alle Eltern, die sich ein entspannteres Essen mit ihren Kids wünschen:

  1. Nicht davon ausgehen, dass die Kinder ein Lebensmittel nicht mögen, sondern dass sie ein Gericht nicht mögen. Vielleicht mag das Kind Blumenkohl nur gekocht nicht, geröstet aus dem Ofen aber schon. Oder den Salat nur nicht wegen der säuerlichen Soße. Honig im Dressing oder etwas Parmesan wie im „Caesar Salad“ könnten ein Game Changer sein.

  2. Kindern durchaus Chili & Co zutrauen: Eltern denken oft, dass ihre Kinder nicht gern pikant essen. Manche verpassen den Absprung und würzen weiter sehr verhalten wie in der Babybreizeit, wo es ja angezeigt ist. Kinder wissen es aber sehr zu schätzen, wenn Dinge herzhaft schmecken, wenn sie gut gewürzt oder komplex sind.

  3. Einen Rahmen vorgeben, innerhalb dessen die Kinder selber wählen können. Wenn man den Kindern eine kleine Vielfalt anbietet, werden die wenigsten Kinder nur bei einer Sache zugreifen. Mini-Buffets oder mehrere Schalen auf dem Familientisch kommen oft besser an als alles mit Soße auf einen Teller zu packen. Wichtig ist es auch, als erwachsene Vorbilder selbst vielfältig zu essen. Wenn eine Familie nur noch Spaghetti zu sich nimmt, weil die Kinder nur das futtern möchten, dann sehen die Kinder ja auch die Eltern nichts anderes mehr essen.

Bei Andrea Smolka in der Kochschule machen die Kinder übrigens auch alle brav sauber – erst nach Aufforderung, irgendwann dann sogar von selbst. Auch ganz wie die Großen.

Kinderkochbuch-Reihe "Kinderleichte Becherküche" (für Kinder ab 3-6 Jahren)

Birgit Wenz überzeugte bei "Die Höhle der Löwen" Investor Ralf Dümmel
Gründerin Birgit Wenz in der VOX-Show "Die Höhle der Löwen"
Bernd-Michael Maurer, VOX

Für die Rezepte aus der Buchreihe „Kinderleichte Becherküche“* von Birgit Wenz braucht man keine Waage. Nur die Einkaufsliste für die Großen enthält bei ihr Grammangaben. Die gelernte Erzieherin (Erklärtes Motto: „Backen ist Mathematik in Aktion“) führt in den Rezepten lieber auf, wie viele blaue oder rote Becherchen Mehl oder Zucker in die Schüssel kommen. Die Bücher gibt’s mit beigepacktem Becher-Set oder alles auch einzeln. Dazu sehr detaillierte Fotos der einzelnen Arbeitsschritte statt länglicher Erklärungen, damit die Kinder möglichst viel selbst nachvollziehen können, auch wenn sie noch nicht oder erst wenig lesen können. Die „Beim Gurkensalat sind es nur acht Schritte“, weiß die Autorin bei unserem Gespräch aus dem Kopf.

Birgit Wenz: „Die ersten Bände sind schon für Dreijährige geeignet, wenn die Eltern das gut begleiten. Die Backofen-Rezepte aus Band 5 schaffen Vierjährige prima.“ In diesem Band machen die Kinder die Burgerbrötchen selbst. Auch der Teig beim Flammkuchen wird von den Kids hergestellt.Die anderen Bände sind eher für Fünfjährige (Bände 3,4 und 8) oder ab sechs (Bände 6 und 7). Das Konzept überzeugt bei der „Höhle der Löwen“ Investor Ralf Dümmel, der auch bei Band 8 immer noch mit im Boot ist. Das Konzept hat inzwischen viele Nachahmer gefunden.

„Die Schule der magischen Tiere“ – Lesealter ab ca. 8 Jahre

Die Buchreihe ist eine Art Harry-Potter für Kinder, denen Du-weißt-schon-wer noch zu gruselig ist. Im Kochbuch von Christiane Kürth führen die Figuren durch die Rezepte. Die sind größtenteils recht einfach und arbeiten bei der Pizza oder beim Flammkuchen mit Fertigteig aus dem Kühlregal. Nur wenige Gerichte sind anspruchsvoller, etwa die Zimtschnecken mit Hefeteig oder die Ricotta-Gnocchi mit Tomatensoße. Da kann man zum Teil doch noch Hilfe von den Eltern brauchen. Aber die Kids lernen, wo beim Schneiden mit scharfen Messern die Finger hin kommen, damit sie dranbleiben. Hier wären mehr Illustrationen ein Plus gewesen. Pinselohrschwein Peperoni & Co erklären den Kids, wie man sich gesund ernährt. Süßkram-Rezepte gibt’s aber trotzdem, zum Beispiel Muffins mit einer Eule aus Oreos obendrauf.

LESE-TIPP: Eine ausführliche Vorstellung des Kochbuchs finden Sie hier

Von der gleichen Autorin gibt’s das Kinderkochbuch „Zack, fertig! Ich kann das allein“*, das sich in einigen Rezepten sogar überschneidet und mehr Step-by-Step-Fotoanleitungen bietet. Nur magische Tiere gibt’s da nicht.

„Mein Lotta-Leben Kochbuch“ – Lesealter ab ca. 9-10 Jahre

Ebenfalls mega-beliebt bei Grundschulkids ist die Lotta-Reihe, in der die Titelfigur mit ihren „Blödbrüdern“ und ihrer besten Freundin Cheyenne jede Menge Alltags-Abenteuer erlebt. Jetzt schwingt die liebenswürdige Chaotin auch noch den Kochlöffel („Mein Lotta-Leben: Das Kochbuch“*), um dem „Ayudingsda-Zeugs“ ihrer Mutter zu entgehen – das dürfte viele Kinder abholen. Auch hier gibt’s Sicherheits- und Ernährungstipps, locker im Lotta-Style eingestreut in Comic-Kästchen.

Was Lotta so kocht? Glibber-Wackelpudding aus Maracujasaft, das ganze Kinder-Lieblingsessen-Programm von Spaghetti mit Tomatensoße bis zu süßem Gebäck, aber auch Gesundes wie Möhren-Curry oder richtig anspruchsvolle Gerichte wie Lasagne. Oder „Kokowääh“ – also Coq-au-vin, Ofen-Hähnchen in Weißwein und Gemüse, für Kinder natürlich ohne den Wein. Der Pizzateig ist selbst gemacht, die Buns für Burger und Hot Dogs nicht. Aufgrund der kleinen und ausgefallenen Schrift werden Kinder erst ab der 3./4. Klasse ihren Spaß beim Selberlesen haben. Ein paar Vorkenntnisse sind auch vonnöten – etwa wie man eine Zwiebel würfelt.

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